Hagen. Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen stellt einen Antrag auf Kurzarbeit. Der ProA-Klub erwartet noch mehr als 100.000 Euro Sponsorengelder.
Die wirtschaftliche Situation von Phoenix Hagen ist angesichts des coronabedingten Saisonabbruchs bitter ernst, das hatte Geschäftsführer Patrick Seidel bereits unmissverständlich eingeräumt. Wie ernst, das zeigt eine gravierende Maßnahme, die der Basketball-Zweitligist jetzt ergreift: Phoenix stellt bei der Agentur für Arbeit einen Antrag auf Kurzarbeit mit Wirkung zum 1. April.
Dies bedeutet für alle 18 Vollzeitangestellten – Basketballer, Trainer und Geschäftsstellenmitarbeiter – finanzielle Einschnitte. „Wir sind auf diese Maßnahme angewiesen, sie ist alternativlos“, sagte Seidel im Gespräch mit unserer Zeitung.
Hohe Abgaben für Profispieler
Den Antrag auf Kurzarbeit wird Phoenix wahrscheinlich am Donnerstag einreichen. Sollte dieser genehmigt werden, so muss der Basketball-Klub seinen Angestellten nur noch 60 Prozent des Nettogehalts zahlen beziehungsweise 67 Prozent, wenn sie Kinder haben. Für jegliche Sozialabgaben käme der Staat auf und genau hier liegt das größte Einsparpotenzial für Phoenix.
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Denn für seine Profibasketballer muss der Zweitliga-Verein hohe Beiträge zahlen. „Bei Bürositzern wie mir beträgt der Beitrag zur Berufsgenossenschaft beispielsweise 3,5 Prozent, aber für Profisportler müssen wir 25 Prozent bezahlen. Über Monate gesehen kommt da viel zusammen“, erläutert Patrick Seidel. Der Personalaufwand macht bei Phoenix 65 Prozent der Gesamtkosten aus, die Kurzarbeitsmaßnahme würde den Klub also erheblich entlasten. „Dieser Schritt ist notwendig, um möglichst viele Arbeitsplätze perspektivisch zu schützen“, sagt Geschäftsführer Seidel.
Importspieler kaum betroffen
18 Vollzeitmitarbeiter wären von den Gehaltseinbußen betroffen. Die vier Importspieler, die sich in diesen Tagen auf der Heimreise befinden, allerdings nur in geringem Maße. Denn die Verträge von Kyle Leufroy, Michael Gilmore, Jonathan Octeus und Adam Pechacek gelten ohnehin nur bis zum Ablauf der Hauptrunde (4. April). Über die aktuelle Saison hinaus haben nur Mannschaftskapitän Dominik Spohr, der als Bestverdiener gilt, und Jannik Lodders Verträge.
Die Kontrakte der restlichen vier Profis (Jonas Grof, Niklas Geske, Javon Baumann und Joel Aminu) sowie von Trainer Chris Harris laufen entweder Ende Mai oder Ende Juni aus.
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„Wir sind einer der ersten Vereine in Deutschland, die jetzt Kurzarbeit einführen. Ich gehe davon aus, dass in ein bis zwei Wochen der Großteil der Arbeitgeber, ob jetzt Sportverein oder nicht, zu dieser Maßnahme oder einer ähnlichen greifen muss“, meint Seidel.
Ob und wann der Antrag genehmigt wird, ist noch nicht abzusehen. Aber dadurch, dass Phoenix schnell reagiert hat, so der Geschäftsführer, mache man sich Hoffnungen, schon bald eine Entscheidung der Agentur für Arbeit zu erhalten.
Phoenix kämpft um Sponsorengelder
Während die Kurzarbeit auf der einen Seite die Ausgaben massiv senken würde, arbeitet Seidel auch daran, die Einkünfte aufrecht zu erhalten.
Neues Gesetz des Bundestags
Kurzarbeit beantragt der Arbeitgeber bei der Agentur für Arbeit. Der Bundestag hat dazu ein neues Gesetz auf den Weg gebracht. Rückwirkend zum 1. März 2020 können Betriebe Kurzarbeitergeld nun bereits nutzen, wenn nur zehn Prozent der Beschäftigten vom Arbeitsausfall betroffen sind. Bislang musste das ein Drittel der Arbeitnehmer sein.
Der Arbeitgeber kann eine Kurzarbeit nicht einseitig anordnen. Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel hat sich von seinen Mitarbeitern eine Einverständniserklärung unterschreiben lassen.
Unter anderem führen auch Basketball-Bundesligist Ratiopharm Ulm sowie Fußball-Drittligist Fußball-Drittligist FC Carl Zeiss Jena Kurzarbeit ein.
In den kommenden acht Wochen erwartet Phoenix Hagen noch mehr als 100.000 Euro an Sponsorengeldern. „Im Gegensatz zu König Fußball refinanzieren wir uns zu 100 Prozent aus Sponsoren- und Ticketeinnahmen. Ich werde in nächster Zeit aktiv auf unsere Sponsoren, von denen wir noch Zahlungseingänge erwarten, zugehen“, sagt der Phoenix-Geschäftsführer.
Er wolle erfahren, wie es den Geldgebern in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage selbst geht. Patrick Seidel: „Das ist für uns elementar wichtig. Ich möchte ein Gefühl dafür kriegen, ob der ein oder andere Sponsor seinen Zahlungsverpflichtungen uns gegenüber möglicherweise gar nicht mehr nachkommen kann.“