Hagen. Chris Harris verlängert bei Phoenix Hagen. Der Trainer sprach über seine Verbundenheit zur Stadt – und ein Versprechen, das ihn antreibt.
Martin Schmidt musste schmunzeln. „Ich habe noch nie so eine lange Rede von ihm gehört“, sagte der Geschäftsführer von Phoenix Hagen, nachdem bei einer Sponsorenveranstaltung bei der Märkischen Bank die Vertragsverlängerung von Chris Harris verkündet wurde. Der Trainer ist nicht gerade für ausufernde Ansprachen bei öffentlichen Events bekannt – er redet lieber an der Seitenlinie oder in der Umkleidekabine. Doch an diesem Abend machte er eine Ausnahme. 5 Minuten und 32 Sekunden sprach er, um genau zu sein, und was Harris zu sagen hatte, ging über Basketball hinaus: Es war eine persönliche, emotionale Rede über Verbundenheit und ein Versprechen, das ihn bis heute antreibt.
Harris zwischen Kritik und Kontinuität
Harris ist seit 2018 Trainer in Hagen und somit der Dienstälteste seiner Zunft in der ProA. In einer Liga, in der Kontinuität auf der Trainerbank eine Seltenheit ist, hat sich der heute 45-Jährige gehalten, durch sportliche Hochs und Tiefs, durch eine Pandemie, durch finanziell angespannte Zeiten.
Doch sein Weg war nicht immer unumstritten. Phoenix hat unter Harris’ Regie wiederholt die eigenen sportlichen Saisonziele verfehlt. Kritische Stimmen gab es genug – aus dem Vereinsumfeld, aus dem Fanblock. Harris ist sich dessen bewusst. „Der Hagener ist emotional, manchmal irrational. Er kann nörgeln, Kritik äußern – und das ist sein gutes Recht“, sagte er beim Sponsorenevent der Märkischen Bank. „Ich verstehe die Verantwortung, die dazugehört, hier Trainer bei Phoenix Hagen zu sein. Dass man Kritik abbekommt, aber eben auch viel Positives.“ Zuletzt führte der Kanadier sein Team zweimal in die Playoffs und erreichte 2024 erstmals das Halbfinale sowie die Teilnahme am BBL-Pokal.
Mehr als nur ein Job
Die Bindung von Harris zu Hagen geht über den Basketball hinaus. Hier hat er seine Frau kennengelernt, mit der er einen gemeinsamen Sohn hat. „Ich fühle mich hier unfassbar wohl“, sagte er. „Ich bin dankbar – für heute, für die letzten 20 Jahre und für all das, was ich in dieser Zeit geschenkt bekommen habe. Für die tollen Beziehungen, die engen Freundschaften, die gemeinsamen Feiern, aber auch für die bitteren Momente, die mir das Herz zerrissen haben. Und ich bin dankbar für jeden Einzelnen, der diesen Weg mitgeht, der uns unterstützt und diese Reise möglich macht.“
Emotional wurde der Trainer, als es um seine Anfänge bei Phoenix ging. In seiner Rede erinnerte Harris an Matthias Grothe, der 2017 verstorben war, und an das Versprechen, das er dessen Familie gab: „Ich habe seiner Frau Maja versprochen, dass ich den Job so gut machen werde, wie ich nur kann, um Matthias zu ehren. Ich habe eine sehr starke intrinsische Motivation, sie alle nicht im Stich zu lassen – den Verein, die Stadt und natürlich Matthias und seine Familie.“