Hagen. Ein Transfer mit Geschichte: Daniel Zdravevski kehrt zurück nach Hagen. Warum der ehemalige MBC-Spieler plötzlich wieder in seiner Heimat aufläuft.

Die Floskel von der „Rückkehr des verlorenen Sohnes“ wird von Sportvereinen und Medien gerne bemüht, wenn ein Spieler zu seinem Heimatklub zurückkehrt. Im Fall von Daniel Zdravevski trifft sie fast wortwörtlich zu. Verloren war der 23-Jährige zwar nie, doch er suchte sein basketballerisches Glück andernorts. Nach Stationen in der ProA, ProB und zuletzt in der Bundesliga wagt er nun einen ungewöhnlichen Schritt: Er verlässt den Mitteldeutschen BC und läuft künftig in der Regionalliga für die BBA Hagen auf – unter der Leitung seines Vaters Tome Zdravevski, der als Trainer die Verantwortung trägt. Ein Transfercoup – und ein Familienprojekt obendrein.

Für MBC nur sporadisch auf dem Parkett

Warum aber verlässt Zdravevski die große nationale Bühne, um in der Regionalliga West aufzulaufen? „Ich will einfach nur spielen“, drückt der Hagener seine Unzufriedenheit aus. In den vergangenen Jahren fand er in keinem seiner Vereine die erhoffte Rolle. In der Bundesliga stand er beim MBC nur sporadisch auf dem Parkett, zuvor wechselte er innerhalb der ProA mehrmals – von Phoenix Hagen über Quakenbrück (inklusive Leihe zum ProB-Team von Ehingen) bis Bochum. Überall hatte er seine Momente, zeigte sein Potenzial an – doch eine Schlüsselrolle blieb dem 2,07 Meter großen Basketballer verwehrt. „Ich war eher ein Mitläufer“, sagt Zdravevski im Gespräch mit der Redaktion. „Ich will wieder eine dominante Rolle einnehmen. Dass ich das bei der BBA tun kann, ist für mich eine Herzensangelegenheit.“

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Vor kurzem trat der Flügelspieler mit seinem Wechselwunsch an die Verantwortlichen des MBC heran – wenige Tage später folgte die Vertragsauflösung. Anschließend nahm er Kontakt zur BBA Hagen auf, der Dachorganisation der Vereine BG Hagen und BB Boele-Kabel, für die er bereits in seiner Kindheit und Jugend auf den Korb warf. In der Saison 2019/20 spielte er noch für die BG und, mit Doppelizenz, für Phoenix Hagen. „Wir hatten immer mal wieder Kontakt“, sagt Kosta Filippou, Geschäftsführer der BBA. „Und wir hatten diese Idee: Falls er irgendwann unzufrieden sein sollte, wäre eine Rückkehr zu uns immer eine Option.“ Die Einigung war nur noch Formsache – bereits am kommenden Wochenende kann Zdravevski im Heimspiel gegen Ibbenbüren auflaufen. „Er ist ein Spieler, der das Team in jeder Hinsicht bereichert“, ist sich Filippou sicher. „Daniel ist extrem vielseitig, er kann in der Regionalliga auf nahezu allen Positionen spielen.

In der Saison 2020/21 spielte Zdravevski noch für Phoenix. Mit seiner Rolle war er allerdings unzufrieden.
In der Saison 2020/21 spielte Zdravevski noch für Phoenix. Mit seiner Rolle war er allerdings unzufrieden. © WP | Michael Kleinrensing

Die Konkurrenz um die Meisterschaft dürfte das nicht gern sehen: Der Tabellenführer verstärkt sich mitten in der Saison mit einem Bundesliga-Spieler und ist somit umso mehr Titelfavorit Nummer 1. Doch BBA-Chef Kosta Filippou betont, dass damit eine Lücke geschlossen wurde, die bereits seit der Saisonvorbereitung bestand. Durch die langfristigen Ausfälle von Lasse Dresel und Center Javon Baumann war der BBA-Kader bislang nicht vollzählig. Mit Nate Ogbu kam bereits ein physischer Big Man, doch nach dem raschen Abgang von Quincy Tjon Affo fehlte weiterhin ein Spieler. Zudem habe sich in den Doppelspieltagen gezeigt, dass die Mannschaft Probleme mit der Physis der Gegner bekommen hatte. „Das war der Hauptgrund für unsere Niederlagen gegen Salzkotten und Köln“, erklärt Filippou. „In den Playoffs werden wir alle paar Tage spielen. Es wäre fahrlässig, den Kader dafür nicht noch einmal gezielt zu verstärken.“ Dass die späte Verpflichtung eines Topspielers das Mannschaftsgefüge der BBA stören könnte, befürchtet der Geschäftsführer nicht: „Allen im Verein und im Umfeld ist bewusst: Unser Saisonziel hat absolute Priorität.“

„Allen im Verein und im Umfeld ist bewusst: Unser Saisonziel hat absolute Priorität.“

Kosta Filippou, BBA-Geschäftsführer

Vater und Sohn vereint

Ein Detail macht die Rückkehr von Daniel Zdravevski besonders: Er spielt nun unter seinem Vater, BBA-Headcoach Tome Zdravevski. Ein ungewöhnliches Szenario, aber für ihn keineswegs unangenehm. „Ich habe ein super Verhältnis zu meinem Vater“, sagt Zdravevski und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Er ist entspannter geworden, nicht mehr ganz so energisch wie noch vor ein paar Jahren.“ Zudem steht der junge Forward auch wieder unter der Leitung von Vid Zarkovic, der gemeinsam mit Tome Zdravevski das Trainergespann bildet. Zarkovic gilt als Förderer und Mentor von Daniel Zdravevski – beide haben gemeinsam unzählige Stunden gemeinsam in der Halle verbracht. Für ihn dürfte die neueste Verpflichtung der BBA also ebenfalls wie eine „Rückkehr des verlorenen Sohnes“ anmuten.

Ob die Verpflichtung nur ein kurzfristiger Glücksgriff sein wird? Nicht unbedingt, sagt Daniel Zdravevski. Bei einem Aufstieg in die ProB kann er sich vorstellen, über diese Saison hinaus in Hagen zu bleiben.