Karlsruhe. Ein starkes Team in der ersten Halbzeit, ein Schatten seiner selbst in der zweiten: ProA-Ligist Phoenix Hagen verliert den Rückrundenauftakt in Karlsruhe.

Eine Halbzeit zum Träumen, eine zum Vergessen: Phoenix Hagen erlebte in Karlsruhe alle Höhen und Tiefen des Basketballsports. Die Volmestädter, angereist mit vier Siegen in Serie, hatte zur Halbzeit noch scheinbar alles im Griff. Hagen führte beim amtierenden ProA-Meister Karlsruhe Lions mit 49:36, dominierten offensiv wie defensiv, und vieles deutete darauf hin, dass sie ihre Serie ausbauen würden. Doch die zweite Halbzeit wurde für Phoenix zum Albtraum – und Karlsruhe bestrafte die Hagener Nachlässigkeit gnadenlos. Der Rückrundenstart der 2. Bundesliga ProA ging mit 90:86 an die Badener.

Uhlemann dreht wieder auf

Phoenix Hagen hatte eine erste Hälfte hingelegt, die kaum Anlass zur Kritik bot. Tim Uhlemann eröffnete die Partie mit einem weiteren Glanzauftritt und neun Punkten in den ersten Minuten (4:13/6.). Gemeinsam mit Sincere Carry, der zur Halbzeit bereits acht Punkte und acht Assists verbuchte, kontrollierte Hagen das Geschehen. Karlsruhe, geschwächt durch das Fehlen von Spielmacher O’Showen Williams und Melvin Jostmann, verdaddelte viele Bälle, erzielte aus der Distanz erschreckend schwache Quoten und kam nach 20 Minuten auf lediglich 36 Punkte. Doch schon zur Halbzeit ließ sich erahnen, dass der amtierende Meister eigentlich mehr zu bieten hatte.

„Wir haben in dieser wichtigen Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit einfach nicht hart genug dagegengehalten.“

Chris Harris
Trainer von Phoenix Hagen

Was dann folgte, ließ die Hagener Hoffnungen auf einen fünften Sieg in Serie jäh platzen. Mit Beginn der zweiten Hälfte legte Karlsruhe einen 10:0-Lauf hin – alle Punkte durch Korbleger, die die defensive Schwäche Hagens unter dem Korb offenlegten. Darauf folgten drei Karlsruher Dreier in Serie, die das Momentum endgültig kippten (57:54/27.). Plötzlich lagen die Lions in Führung, und die Hagener wirkten, als wären sie mitten in ein Unwetter geraten. „Wir haben in dieser wichtigen Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit einfach nicht hart genug dagegengehalten“, analysierte Trainer Chris Harris nach der Partie.

Phoenix verlor in der zweiten Halbzeit nicht nur defensiv den Faden, sondern auch offensiv. Was in der ersten Hälfte noch durch gutes Teamplay und Ballbewegung glänzte, zerbrach in der zweiten in Einzelaktionen. Vor allem Carry gab zu oft den Alleinunterhalter. Ein symbolträchtiger Moment war sein Ballverlust in der letzten Minute, als er unter defensivem Druck von Mike Miller den Ball ins Aus dribbelte und die Niederlage damit praktisch besiegelt war.

Karlsruhe Lions - Phoenix Hagen 90:86 (36:49)

Phoenix: Nawrocki (6), Kraushaar (5), McCall (9, 6 Rebounds), Binapfl (7), Stephenson-Moore (8), Uhlemann (15), Bohannon (15), Hounnou, Carry (21, 9 Assists, 6 Ballverluste).

Beste Werfer Karlsruhe: Kigab (22, 8 Rebounds), Pluskota (20, 10 Rebounds), Herzog (18), Miller (13).

Auch Uhlemann war in der zweiten Hälfte nicht mehr derselbe Spieler. Laut Harris hat er „einen Schlag auf die Hand bekommen“. Unter dem Korb dominierten derweil Karlsruhes Big Men Maurice Pluskota (20 Punkte, 10 Rebounds) und Abou Kigab (22 Punkte, 8 Rebounds), während Hagens geschwächte Rotation – ohne den verletzten Lennart Boner – überfordert war.

Miller wieder Phoenix-Albtraum

Aber Karlsruhe hatte noch einen weiteren Protagonisten: Mike Miller, der nach langer Verletzung sein Comeback feierte. Der Shooting Guard, bereits in der Vorsaison im Kirchheim-Trikot ein Albtraum für Hagen, brillierte erneut. Ob mit wichtigen Punkten oder seiner Verteidigung gegen Carry – Miller war in seinem Comeback zur Stelle. Sein Assist auf Lukas Herzog, der den vorentscheidenden Dreier zum 86:82 (40.) versenkte, besiegelte die Hagener Pleite.

Am Ende stand für Phoenix Hagen eine bittere Erkenntnis: In der ProA wird jede Nachlässigkeit bestraft. „Wenn man eine Führung so verspielt, tut das extrem weh“, fasste Hagens Flügelspieler Kilian Binapfel zusammen. „Wir haben in der ersten Halbzeit das Spiel kontrolliert und unser Tempo gespielt, aber in der zweiten Halbzeit konnten wir die Intensität von Karlsruhe nicht mehr matchen.“

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