Herdecke/London. Dieser Sportverein in Herdecke ist neu. Die Mitglieder kommen aus ganz Deutschland und der Schweiz, nur ein Spieler ist nicht Tamile.
Neue Sportvereine in Herdecke gibt es ohnehin nicht so häufig, dieser hier ist indes ganz besonders. Denn die Sportler kommen von weit her, aus ganz Deutschland und der Schweiz, um am Herdecker Kalkheck zu trainieren. Und dann schwärmen sie aus, um internationale Wettbewerbe zu bestreiten, im Vorjahr in Dänemark, jetzt in England. „German Tamil Masters Fussball Auswahl Herdecke e.V“, kurz GTMFA, ist der etwas sperrige Name des neuen Vereins. Dahinter verbirgt sich eine Auswahl in Deutschland lebender Tamilen, zwei Altherren-Fußballer des FC Herdecke-Ende spielen dabei eine tragende Rolle.
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Auf dem Rasen oder Kunstrasen in Herdecke-Ende trainierte die Auswahl der GTMFA, ein 2022 vom Herdecker Yogeswaran „Joe“ Kanagaratnam und vom Ennepetaler Vijayananthan „Viji“ Vijayakumaran gegündeter Fußballverband für Tamilen - damals „German Tamil Masters Football Association“ - schon vor Jahresfrist regelmäßig. Um sich auf den ersten Start eines deutschen Teams beim „International Tamil Football Masters“, dem Turnier der im Ausland lebenden Mitglieder dieser vorderindischen Volksgruppe im dänischen Grindsted, vorzubereiten. Mit dabei war schon damals Kanagaratnam Teamkollege und Freund vom FC Herdecke-Ende, Cengiz Balci. Weil erstmals auch zwei Spieler ohne tamilische Abstammung pro Team mitspielen durften, was aber nur die Deutschen nutzen. „Ich war nicht nur der einzige Nicht-Tamile in der deutschen Mannschaft, sondern - glaube ich - auch der einzige bei dem gesamten Turnier“, erklärte Balci, der im Tor und im Feld mitspielte und so seinen ersten ersten „internationalen“ Einsatz hatte - und dabei sogar ein Tor erzielte.
Ein Sieg gelang dem deutschen Team in Grindsted nicht gegen die eingespielteren Mannschaften von Dänemark, Norwegen, Italien und England, dennoch war Balci ganz begeistert von dem „Masters“ mit Eröffnungsfeier, Nationalhymnen und Gala-Dinner zum Abschluss. Und man verabredete, in diesem Jahr beim Turnier im englischen Croydon bei London erneut anzutreten - und es besser zu machen. Was - erneut nach Vorbereitung am Kalkheck - dem 21-köpfigen Kader auch gelang. Denn gegen Norwegen (1:2), Italien (0:1) und Großbritannien (1:2) verloren Kanagaratnam, Balci im Tor und Co. zwar knapp, doch im letzten Masters-Spiel gegen die Schweit siegte man mit 3:1 und wurde Vierter. Die Bilanz fiel positiv aus: „Der Qualitätsfortschritt der GTMFA war deutlich zu spüren. Trotz Verletzungen konnten die Spieler hervorragende Leistungen erbringen.“
Verein in Herdecke Ende 2023 gegründet
In England waren die deutschen Tamilen und Balci erstmals als Herdecker Verein angetreten, der Ende 2023 gegründet wurde. Denn für die GTMFA gibt es verschiedene Orte zum Traininig, die von den Managern und Spielern unter Berücksichtigung der weit reisenden Teammitglieder organisiert werden, Haupttrainingsort ist aber das Herdecker Kalkheck. Dort trifft man sich an jedem Sonntag um 15 Uhr, während nebenan die Liga-Teams des FC Herdecke-Ende kicken. „Wir versuchen, an jedem Wochenende zu trainieren, auch wenn das natürlich nicht immer klappt“, räumt Cengiz Balci ein. Zumal die Teammitglieder aus dem Stuttgarter Raum und der Schweizer im Team eine lange Anreise haben und nur zu ausgewählten Einheiten kommen.
Im nächsten Jahr Ausrichter in Kaiserau
Dabei sind die Aktivitäten keineswegs nur auf das „International Tamil Football Masters“ - gewissermaßen die Europameisterschaft der Auslands-Tamilen - ausgerichtet, man startet auch bei anderen Turnieren. Im August etwa in Winterthur/Schweiz, für den Oktober ist ein Freundschaftsspiel in Mailand geplant. Alljährlicher Höhepunkt aber ist das internationale Masters, bei dem die Herdecker 2025 Gastgeber sein werden. Bereit in England wurde beim abschließenden Gala-Dinner Manager Kanagaratnam und Trainer Vijayakumaran die ITMFA-Präsidenten Robinson Fernandes die Verbands-Flagge übergeben. „Die Masters-Ausrichtung in England war nicht ganz so toll, wir wollen es besser machen“, kündigt Balci an. Gespielt wird dann allerdings nicht in Herdecke, sondern wahrscheinlich in der Sportschule Kaiserau. Balci: „Da können die Tamilen aus allen Ländern auch direkt übernachten.“
„Wir versuchen, an jedem Wochenende zu trainieren, auch wenn das natürlich nicht immer klappt.“