Hagen. Die 2. Basketball-Bundesliga will gegen verbale Entgleisungen von Fans verstärkt vorgehen. Was Phoenix-Hagen-Chef Martin Schmidt dazu sagt.
Die 2. Basketball-Bundesliga arbeitet an einem neuen Fankonzept, das klare Richtlinien für das Verhalten der Zuschauer in den Hallen festlegen soll. Hintergrund sind mehrere Vorfälle aus der vergangenen Saison, bei denen Fans verbal über die Stränge schlugen. Ziel ist es, eine Balance zwischen leidenschaftlicher Unterstützung und respektvollem Miteinander zu finden - das war der Konsens zwischen Liga-Leitung und den Vereinsgeschäftsführern bei einer Liga-Tagung Anfang August, wie diese Redaktion exklusiv erfuhr.
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„Die Liga hat begriffen, dass die Hallen voller werden, dass die Reiselust der Fans steigt und dass einige Derbys immer relevanter werden“, erklärt Martin Schmidt, Geschäftsführer von Phoenix Hagen, im Gespräch mit dieser Redaktion. „Das ist die Basis dafür, dass die Liga gemeinsam mit den Vereinen die Fragen aufgeworfen hat: Welche Fankultur wollen wir haben? Womit können wir leben und womit nicht?“ Das Fankonzept soll bis Ende August fertiggestellt werden. Schmidt sagt: „Wenn die Vereine diesem Konzept zustimmen, wird dieses in Kraft treten und die Vereine werden mit ihren Fans in den Dialog treten. Mit den Tornados habe ich über das Thema bereits gesprochen. Das Fankonzept wird aber auch für alle öffentlich zugänglich sein.“
Null Toleranz gegenüber Rassismus
Ein zentraler Punkt des Konzepts ist die Null-Toleranz-Politik gegenüber Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und jeglicher Form von Diskriminierung. Diese Haltung sei ligaweit unumstritten, so Martin Schmidt, der sich klar positioniert: „Wenn ich mitbekommen sollte, wie jemand bei einem unserer Spiele etwas Rassistisches sagt, dann schmeiße ich denjenigen persönlich raus“, so Schmidt. Bei anderen Fanrufen und Schmähgesängen kann die Angelegenheit kniffliger sein. Was genau ist eine verbale Entgleisung, die sanktioniert werden soll, und was ein harmloser Spruch? Vermutlich werden weder die Liga noch ihre Vereine darauf eine abschließende und für alle Seiten befriedigende Antwort finden.
„Wenn ich mitbekommen sollte, wie jemand bei einem unserer Spiele etwas Rassistisches sagt, dann schmeiße ich denjenigen persönlich raus.“
„Im Fankonzept wird es keine Auflistungen geben, welche Schimpfwörter welche Strafe nach sich ziehen“, sagt Martin Schmidt. „Aber um mal vorsichtig ein Beispiel zu nennen: Den angeblichen Berufsstand der Mutter eines Spielers auszurufen, ist nicht erlaubt.“ Wichtig sei, so der Phoenix-Manager, dass bei aller Emotionalität niemand unter der Gürtellinie beleidigt werde. Persönliche Anfeindungen seien tabu.
Eine weitere Herausforderung wird darin bestehen, zwischen einzelnen beleidigenden Äußerungen und massenhaften Sprechchören zu unterscheiden. Eine Unterscheidung, die in der Praxis bisweilen nicht leicht fallen wird. „Ein Sprechchor ist ein anderes Kaliber“, so Schmidt. Und damit hat man bei Phoenix Hagen in der vergangenen Saison eine teure Erfahrung gemacht: In der Heimpartie gegen Düsseldorf sangen viele Hagener Fans rund zehn Minuten lang „Scheiß Düsseldorf“. Dafür musste Phoenix eine erhebliche Geldstrafe zahlen.
„Ich persönlich finde die Aussage „Scheiß Düsseldorf“ im Kontext betrachtet nicht schlimm. Man muss hier beachten, dass dieser Aussage das unsportliche Verhalten eines Düsseldorfer Spielers vorangegangen war und dass die Schiedsrichter wahnsinnig lange über die Strafen beraten haben, was die Situation sicherlich nicht beruhigt hat“, erläutert Schmidt, räumt aber ein: „Die Vehemenz, mit der ‚Scheiß Düsseldorf‘ über zehn Minuten gesungen wurde, war zu viel des Guten. Wir hätten versuchen müssen, das Ganze über unseren Hallensprecher oder Musikeinlagen zu beruhigen und das müssen wir uns auch ankreiden lassen. Aber wir haben aus dieser Situation gelernt.“
Friedliche Stimmung
Der Geschäftsführer von Phoenix Hagen hebt aber auch hervor: Die große Mehrheit der Zweitliga-Spiele verlaufe friedlich ab. Ohne Prügeleien, ohne Polizei in der Halle. In der Hagener Halle am Ischeland gehe es zwar emotional und hitzig zu, aber „wir haben im Schnitt 3000 Fans in der Halle und wir reden vielleicht über zehn Personen, die vereinzelt über die Stränge schlagen“, sagt Schmidt. Und deshalb sei die leidenschaftliche Stimmung bei Hagener Heimspielen keineswegs gefährdet. „Wir wollen der Ischelandhalle nicht die Stimmung nehmen. In Hagen sind wir so, wie wir sind: Wir sind Fans, keine Zuschauer. Das Derbe gehört dazu.“
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