Gevelsberg. Der Konflikt zwischen Ararat Gevelsberg und dem FC SW Silschede kommt nicht zur Ruhe. Es geht um Lügen, Intrigen und sehr viel Emotionen.
Wie umgehen mit dem SV Ararat Gevelsberg? Das ist die große Frage, die aktuell viele Fußballer im Kreis Hagen/Ennepe-Ruhr beschäftigt. Der FC SW Silschede und der FSV Gevelsberg haben mit ihrem Boykott der Spiele gegen den Verein, der im vergangenen April mit einem Gewaltexzess im Silscheder Waldstadion für einen Tiefpunkt gesorgt hatte, ihre Position eindeutig klargestellt und auch die daraus folgenden Konsequenzen getragen. Der SV Ararat wollte diesen Boykott am vergangenen Freitag noch unkommentiert lassen, meldete sich nun aber im Zuge der Berichterstattung dieser Zeitung doch noch einmal zu Wort – und äußert großes Unverständnis.
Aktuell kursieren die wildesten Gerüchte rund um den SV Ararat. Eines dieser Gerüchte ist, dass der FC SW Silschede Vereine angesprochen haben soll, sich an dem Boykott gegenüber dem SV Ararat Gevelsberg zu beteiligen. Zuletzt soll das beim SC Zurstraße II passiert sein, der am vergangenen Sonntag auf die Zweitvertretung des SV Ararat traf. „Nein, da wird etwas falsch wiedergegeben“, widerspricht Heiko Zankana vom SC Zurstraße.
Keine Aufforderung zum Boykott
In einer internen Whats-App-Gruppe des Vorstands soll laut Zankana im Zuge des Boykotts lediglich diskutiert worden sein, wie der Verein damit umgehen soll. „Ich habe mich ausdrücklich dafür ausgesprochen, gegen Ararat zu spielen“, sagt Zankana. Er selbst habe nie Probleme mit dem Verein gehabt, auch das C-Liga-Spiel am Sonntag am Hundeicken ist aus seiner Sicht in einem sehr fairen und sehr freundlichen Rahmen abgelaufen. „Und das, obwohl wir keinen Schiedsrichter hatten und das Spiel sehr eng war“, berichtet Zankana. Das Spiel wurde von einer Person aus dem Ararat-Umfeld geleitet, Probleme soll es dabei nicht gegeben haben.
Für Ruben Filter ist der Vorwurf, dass der FC SW Silschede aktiv auf andere Vereine zugegangen sein soll, um den Boykott zu unterstützen, an den Haaren herbeigezogen. „Wir haben nie einen Verein aufgefordert, diesen Boykott mitzutragen. Diese Entscheidung überlassen wir den Vereinen selbst“, so das Vorstandsmitglied beim FC SW.
Filter musste sich nach dem vergangenen Wochenende mit neuerlichen Vorwürfen gegen seinen Verein auseinandersetzen. Dieses Mal sprach Baris Hanyildiz, Spielertrainer vom A-Ligisten SG Vatanspor Gevelsberg, nach dem Derby von einem äußerst provokantem Verhalten der Silscheder auf und neben dem Platz. „Sowas habe ich noch nie erlebt, sie haben uns die ganze Zeit beleidigt“, so Hanyildiz gegenüber dieser Zeitung. Das hitzige Spiel sei inzwischen aufgearbeitet, wie Silschedes Filter klarstellt. „Wir haben uns mit Vatanspor in Verbindung gesetzt, beide Vereine wollen das jetzt intern aufarbeiten“, so Filter.
Aufermann bezieht schriftlich Stellung
Für Vanessa-Meryem Aufermann passt das ins Bild. Die Vorsitzende des SV Ararat reagierte am späten Sonntagabend auf den Vorwurf von Silscheder Seite, dass sich der SV Ararat zu keinem Zeitpunkt mit einer Entschuldigung für die Eskalation im April direkt an die Silscheder gerichtet habe. „Diese Aussage ist gelogen“, stellt Aufermann ihre Sicht klar.
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In einer schriftlichen Stellungnahme schildert Aufermann, wie sie sich im unmittelbaren Nachgang der Ereignisse, bei der unter anderem mit einem Tisch auf einen Silscheder Funktionär eingeschlagen wurde, mit eben diesem Funktionär in Verbindung gesetzt hat. Darüber hinaus habe sie versucht, Kontakt zum Silscheder Vorstand aufzunehmen, diese seien allerdings unbeantwortet geblieben. Entschuldigungen habe es zudem in Berichten dieser Zeitung gegeben, auch bei der Verhandlung der Kreissportkammer haben sich Aufermann und mehrere Spieler bei den Betroffenen entschuldigt. „Eines der Opfer hat mich damals in den Arm genommen und meine Entschuldigung akzeptiert“, sagt Aufermann. „Wir wurden damals verurteilt, haben bei uns im Verein aufgeräumt und aus unseren Fehlern gelernt. Irgendwann muss auch einmal gut sein.“
Die Vorsitzende des SV Ararat wundert sich über die Vorwürfe – aber nicht nur das. Auch der Boykott durch den FSV Gevelsberg und den FC SW Silschede lässt sie emotional werden. „Für mich ist es seltsam, dass sie, wenn sie nicht gegen uns spielen möchten, nicht auch gleich die Rückspiele abgesetzt haben.“ Den Vereinen, die den Boykott gegen ihren Klub nicht mitgehen, sei sie dankbar. „Es gibt genug Vereine, die uns den Rücken stärken und zu uns halten“, sagt sie.
Rückspiel könnte gespielt werden
Auf Silscheder Seite sei man sich bewusst gewesen, dass die Thematik durch den Boykott noch einmal hochkochen würde. Filter erneuert als Reaktion auf Aufermanns Stellungnahme, dass bis heute keine schriftliche Entschuldigung vom SV Ararat Gevelsberg bei seinem Verein eingegangen sei. „Das wäre ein erster Schritt zu einer neuerlichen Annäherung. Wir haben auch bewusst das Rückspiel nicht absetzen lassen, weil wir die Tür nicht zuschlagen möchten“, sagt Filter.
Der Spieler und Funktionär unterstützt den Vorschlag von Vogelsangs Thomas Jakobi, ein Gespräch beider Vereine mit einer schlichtenden Stelle zu organisieren. „Allerdings sehen wir uns da nicht in der Position, den ersten Schritt zu gehen. Das muss schon vom SV Ararat kommen.“
Wie weit die Meinungen zu dem Boykott auseinandergehen, zeigt sich in vielen Vereinen. Klar ist, dass auch am kommenden Wochenende in Silschede nicht gespielt wird – dann wäre der SV Ararat zum ersten Mal nach den Vorfällen im April zu Gast im Waldstadion gewesen.