Schwelm. Wenn es nichts mit Substanz zu sagen gibt oder ein Trainer nichts verraten möchte, flüchtet er sich in Phrasen. Wir hören die jede Woche.
„Was labert der Trainer schon wieder für einen Mist“, denkt sich wohl auch der eine oder andere Kreisliga-Fußballer, wenn der Coach vor dem Spiel seine Ansprache hält. Oder in der Pause sagt: „Es ist noch nichts verloren!“ Würde das Phrasenschwein der TV-Show Doppelpass in den Kabinen der Fußball-A-Ligisten stehen, würde es rasend schnell voll sein. Deswegen sind hier die typischen Phrasen der heimischen Trainer.
1) „Wir sind jederzeit in der Lage, ein Tor zu schießen“
Felix Dargel, Trainer des SC Obersprockhövel III, hat diese Phrase so oft gesagt, dass er damit sogar auf Mallorca ein wenig Bekanntheit erlangt hat. „Das stand letztes Jahr auf unseren Malle-T-Shirts. Die Jungs haben mich damit überrascht und ich habe das erst am Flughafen gesehen“, lacht er. Der Grund dahinter: Während der SCO in der ersten A-Liga-Saison mit fast 100 Gegentoren eine der Schießbuden der Liga war, schoss der damalige Aufsteiger vorne in jedem Spiel mehr als zwei Tore – war also tatsächlich jederzeit in der Lage, zu treffen.
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2) „Im Fußball ist alles möglich“
Phrasen würde Frank Dichtiar nicht benutzen, sagt der Trainer der SG Vatanspor Gevelsberg selber – um nur ein paar Sätze später leicht amüsiert die erste von ihnen rauszuhauen. „Im Fußball ist alles möglich“, sagt er gerne mal, weil seiner Meinung nach auch nicht immer die beste Mannschaft gewinnt, sonndern manchmal auch die glücklichere.
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3) „Wir müssen kompakt stehen“
Für RW Rüggebergs Trainer Daniel Frölich ist das eine Phrase, die er fast jede Woche in seinen Ansprachen verwendet. „Fußball ist eine einfache Sache und manchmal beschreiben wir einfache Dinge zu kompliziert. Mit Phrasen spricht man oft die richtige Situation in kurzen Worten an. Auf unserem Niveau kämpfen wir manchmal auch mit den Basics – wie eben kompakt stehen und die Abstände klein zu halten“, sagt er.
4) „Jedes Spiel ist ein Endspiel“
Das ist ein Satz, den Trainer Marc Dülm von der SpVg. Linderhauen aktuell gebetsmühlenartig runterrattert. Bereits das 1:1 gegen RW Rüggeberg am ersten Spieltag war für ihn ein Endspiel. „Weil wir gegen hochmotivierte Gegner spielen und unter die ersten Plätze kommen müssen, um uns für die eingleisige A-Liga zu qualifizieren“, begründet Dülm.
„Die Nummer mit von Spiel zu Spiel denken ist Quatsch. Zu 80 Prozent wissen die Spieler so oder so nicht, gegen wen wir nächste Woche spielen.“
5) „Von Spiel zu Spiel denken“
Es ist die Phrase, mit der sich die Mannschaft auf das hier und jetzt konzentrieren soll. Aber für Dargel steckt da wenig hinter. „Zu 80 Prozent wissen die Spieler so oder so nicht, gegen wen wir nächste Woche spielen. Die Phrase kommt eher von weiter oben“, ist er sich sicher. Selber benutzt hat er sie trotzdem in der Aufstiegssaison, um vor allem die Lokalzeitung abzufrühstücken. „Die Nummer mit von Spiel zu Spiel denken ist Quatsch. Intern haben wir in unserer Aufstiegssaison auch gesagt, dass wir aufstiegen wollen. Aber ich habe die Phrase dann immer gesagt, um ein bisschen Ruhe zu haben, weil die Presse uns schon nach dem dritten Spieltag nach der Meisterschaft gefragt hat“, sagt er.
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6) „In dieser Liga werden solche Fehler eiskalt bestraft“
In der Bundesliga werden Fehlpässe oder Stellungsspielfehler genauso hart bestraft und enden oft in einem Gegentor. Schließlich sind in keiner Spielklasse Fehler eine positive Sache. Aber warum solche Phrasen? „Das ist eben Kreisliga. Da gehören auch mal die dummen Sprüche dazu“, sagt Dargel.
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7) „Es gibt keine leichten Gegner“
Wenn eine Spitzenmannschaft gegen eine Kellermannschaft spielt, dann kann es durchaus passieren, dass das bessere Team den Gegner nicht so ernst nimmt. Damit das nicht passiert, sagen die Coaches, dass es eben keine schlechten Gegner gibt. „Manchmal“, gesteht RWR-Trainer Frölich aus seiner Spielerzeit, „habe ich bei der einen oder anderen Phrase auch nicht mehr so richtig hingehört.“
„Manchmal ist das aber wirklich so.“
8) „Uns hat das Spielglück gefehlt“
Das eigene Team geht mit 0:3 bitter unter, war aber laut des Trainers das klar bessere Team. Dann soll es manchmal am ominösen und in solchen Situationen eben fehlendem Glück gelegen haben, dass das Spiel verloren wurde. „Manchmal ist das aber wirklich so, dass das Tor zum Beispiel wie vernagelt war“, weiß Dülm.
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9) „Die Tagesform entscheidet“
Ein Satz, den wohl jeder Spieler schon einmal in der Kabine gehört hat. „Natürlich ist an solchen Phrasen etwas Wahres dran. Wenn wir alle gut Fußball spielen könnten, würden wir höher spielen. Zu 95 Prozent entscheidet die Einstellung“, sagt Dargel. Und bei der Einstellung spielt eben die Tagesform eine Rolle und auch gerne mal, wer den Vorabend besser verkraftet hat.
10) „Die Meisterschaft ist kein Thema“
Der Gedanke an einen möglichen Titel ist auch dann noch verboten, wenn der Tabellenführer fünf Spieltage vor Schluss 14 Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger hat. Das predigten in der Vergangenheit die A-Liga-Trainer immer wieder. Ob der SC Obersprockhövel II, der TuS Ennepetal II oder die TSG Sprockhövel II – auch wenn die Meisterschaft zu 99 Prozent sicher war, wirkte es manchmal so, als würden die Trainer dann auf einmal nicht mehr wissen, was eine sogenannte „Tabelle“ ist oder was das Wort „Titel“ bedeutet.
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