Schwelm. Elf Teams aus dem Fußballkreis Hagen/EN tummeln sich inzwischen in der Bezirksliga 6. Den Sprung in die Landesliga trauen sich nur die wenigsten zu.

Der Sonntag wird ein besonderer Tag für die heimischen Vertreter in der Fußball-Bezirksliga 6. Die Teams aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm treffen sich nämlich zu zwei direkten Duellen auf den Plätzen im Bremenstadion und am Tanneneck. Derbytag also. So wie eigentlich an jedem Spieltag inzwischen, denn in der Bezirksliga 6 finden sich gleich elf Teams aus dem Fußballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr wieder. Kaum ein Vertreter aus dem Kreis 13 steigt ab, aus der Kreisliga A kommt in jedem Jahr ein Team hinzu. Nur nach oben verlässt keine Mannschaft die Spielklasse in Richtung Landesliga. So wird die Staffel 6 der ersten Liga über Kreisebene immer mehr zu dem, was für früher die Kreisliga A war. Aber woran liegt das?

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Jeder aktive Fußballer kennt die Sprüche. „Früher war das Niveau viel höher“ oder „Du hättest früher zwei Ligen weiter unten gespielt“, heißt es nicht selten von den Recken vergangener Tage. Aber ist der Fußball an sich wirklich so viel schlechter geworden? „Nicht besser, aber auch nicht schlechter. Es ist anders geworden“, sagt Leon Enzmann, Trainer vom TuS Ennepetal II und früher selbst bis in die Regionalliga aktiv. Das Spiel habe sich dahingehend verändert, dass es inzwischen deutlich schneller und viel taktischer zugehe als noch vor einigen Jahren. „Die Zeit, in der nur gekämpft, gegrätscht und getan wurde, ist vorbei“, sagt auch Emrah Özüsaglam vom FC BW Voerde.

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Zudem habe sich im Vergleich zu damals die Ligenstruktur verändert. Durch die Einführung der 3. Liga im Jahr 2008 sei ein Vergleich nur anhand der Spielklasse nicht mehr möglich. Wer beispielsweise bis 1994 in der Oberliga spielte, spielte damals noch in der dritthöchsten Liga, inzwischen ist die Oberliga Westfalen die fünfthöchste Spielklasse. Durch das Mehr an Ligen im oberen Amateurbereich sank auch der sportliche Stellenwert der Kreisliga.

Für die Landesliga braucht es Menschen und Geld

Der aktuelle Trainer des Bezirksligisten hat den Großteil seiner aktiven Zeit in der Landesliga verbracht. Özüsaglam weiß also, was es braucht, um in der Landesliga mitspielen zu können. Und das ist seiner Meinung nach vor allem eine bessere Struktur, als die meisten Vereine im Kreis 13 aktuell haben. „Ich kenne die finanzielle Situation bei den anderen Klubs nicht, aber wir sind zufrieden mit der Liga, in der wir spielen. Wir sind nicht in der Lage, an die Landesliga zu denken“, sagt der Voerder Trainer und meint damit nicht die aktuelle sportliche Situation - viel mehr fehle es an Menschen um ein Team herum, an Betreuern, Physiotherapeuten. Und am Geld. „Du musst finanziell ganz anders aufgestellt sein“, sagt er.

Viel sportlicher Druck in den Derbys

Für BW Voerde ist das Derby gegen den Titelaspiranten FSV Gevelsberg ein besonders wichtiges Spiel. Nach vier Pleiten zum Auftakt steht das Team vom Tanneneck im Heimspiel (15 Uhr) schon unter Druck. „Verlieren verboten ist unser Motto für dieses Spiel“, sagt BW-Trainer Özüsaglam. Die Gevelsberger hingegen dürfen mit Blick auf den bisher souveränen Topfavoriten TuS Eichlinghofen ebenfalls keine Punkte liegen lassen.

Ähnlich ist die Ausgangssituation vor dem anderen EN-Derby an diesem Spieltag. Die U23 des TuS Ennepetal steht bisher erst bei einem Sieg und hat am Sonntag im heimischen Bremenstadion (12.45 Uhr) mit dem VfB Schwelm einen schwierigen Gegner. Die Schwelmer hingegen wollen den Schwung aus dem emotionalen Derbysieg über Voerde mitnehmen und an der Spitzengruppe dran bleiben.

Das liegt zum einen natürlich an den steigenden Kosten für Schiedsrichter, aber auch an den gestiegenen sportlichen Anforderungen. „Du kannst nicht mit einem Kader, der in der Bezirksliga erfolgreich war, eins zu eins in die Landesliga gehen“, sagt Nermin Jonuzi vom VfB Schwelm. Der Unterschied zwischen den Ligen sei zu groß, um ohne Verstärkungen in die Landesliga zu gehen. Bestes Beispiel dafür ist der VfB Westhofen, der am Ende der Saison 22/23 knapp vor dem FSV Gevelsberg stand, aufstieg und anschließend mehr oder weniger chancenlos war in der Landesliga. Jetzt, nach dem Abstieg in die Bezirksliga, spielt das weiterhin nahezu unveränderte Team wieder oben mit in der Bezirksliga.

Auch viel Geld löst langfristig keine Probleme

„Geld allein ist aber nicht alles. Es braucht vor allem Kontinuität“, sagt Leon Enzmann. Der gebürtige Hagener weiß, wovon er redet, schließlich ist gerade der Fußball in seiner Heimatstadt bekannt dafür, dass großspurig angelegte Projekte in den vergangenen Jahren immer wieder vor die Wand gefahren wurden. Mit dem SV Hohenlimburg 1910 hat die Stadt mit mehr als 197.000 Einwohnern lediglich einen Westfalenligisten zu bieten.

„Du kannst nicht mit einem Kader, der in der Bezirksliga erfolgreich war, eins zu eins in die Landesliga gehen.“

Nermin Jonuzi, Trainer des Fußball-Bezirksligisten VfB Schwelm

Schwelm zuletzt in der Landesliga

Von den elf Teams aus dem Kreis Hagen/EN, die aktuell in der Bezirksliga 6 spielen, haben nur der FC Wetter (zuletzt 2019), der SC Berchum/Garenfeld (zuletzt 2023) und der VfB Schwelm bereits in der Landesliga gespielt.

Schwelm spielte zuletzt 2006/2007 in der Landesliga. Der FSV Gevelsberg stieg in dieser Saison in die Bezirksliga auf und ist seitdem ständiges Mitglied dieser Liga, BW Voerde folgte 2017.

Der TuS Ennepetal II gewann 06/07 den Titel in der B-Liga und spielte von 2010 bis 2014 sogar in der Bezirksliga. Vom Vize-Meister 2012 ging zwei Jahre später runter in die A-Liga. Erst 2023 gelang die Rückkehr.

Der Sprung nach oben ist für alle größer als der Sprung von der Kreisliga A in die Bezirksliga. „Die besten fünf oder sechs Teams der A-Liga könnten auch in der Bezirksliga mithalten, die besten fünf Bezirksligisten aber nicht in der Landesliga“, bringt Emrah Özüsaglam diese These auf den Punkt. Der Aufwand, um tatsächlich eine Liga höher eine gute Rolle spielen zu können, sei deutlich größer. „Du spielst nicht nebenbei Landesliga“, sagt Leon Enzmann. Mehr Training, längere Fahrten, mehr Vorbereitung - alles ist ein bisschen größer in einer Liga weiter oben. Für seinen TuS Ennepetal II wäre das zwar ein erstrebenswertes Ziel, übers Knie brechen möchte man im Bremenstadion aber nichts. „Wir sind mit der Bezirksliga super glücklich“, sagt Enzmann.

Gevelsberg wird die Landesliga am ehesten zugetraut

Von den elf Teams aus dem Fußballkreis 13 wird am ehesten dem FSV Gevelsberg zugetraut, mittelfristig aufzusteigen und sich in der Landesliga zu etablieren. Seit einigen Jahren ist der FSV immer nah dran am Aufstieg, gereicht hat es aber bisher nicht. Angesichts des Alters einiger wichtiger Leistungsträger sind das fast schon verpasste Jahre und auch wenn die Gevelsberger ihr Team seit geraumer Zeit sukzessive zu verjüngen, bleibt nicht mehr ewig Zeit für das Projekt Landesliga. Angesichts der bisherigen Dominanz des TuS Eichlinghofen haben nicht wenige die Befürchtung, dass es am Ende wieder nicht reichen wird.

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Am Wochenende aber stehen ja erst einmal die Derbys an. Besondere Spiele sind das, auch wenn es inzwischen fast schon wöchentlich zu den interessanten Lokalvergleichen kommt. Die würden, angesichts der mangelnden lokalen Konkurrenz, in der Landesliga nicht mehr stattfinden.