Schwelm. Egal ob in einem NLZ oder später mal in der Landesliga: Einige Spieler der Fußball-Kreisliga A2 bestätigen die Floskel, die oft am Platz zu hören ist.
Es war für Maximilian Goerke ein Sprung in eine ganz neue Welt, als er frisch aus der Jugend zum FC Gevelsberg-Vogelsang kam und das erste Mal in seinem Leben mit dem Kreisliga-Fußball in Kontakt kam. „Das erste, was ich gesehen habe, war ein Spieler mit einer Zigarette im Mund am Platz und ich dachte, was geht denn hier ab?“, erinnert er sich, der davor nur bei Vereinen wie dem Wuppertaler SV oder der SG Wattenscheid gespielt hat und höherklassig wie in der Jugend-Bundesliga aufgelaufen ist.
Goerke ist ein gutes Beispiel für eine ganz besondere Gruppe in den untersten Niederungen des Amateurfußballs: Spieler, die früher mal höher gezockt haben und jetzt in der Fußball-Kreisliga A2 ihre sportliche Heimat fernab von dem gefunden haben, was sie gewohnt waren.
Aktuell ist in der A-Liga vor allem der SV Ararat Gevelsberg das Paradebeispiel dafür, weil die Mannschaft gerade nur so mit solchen Spieler gespickt ist. Neun Spieler des kurdischen Vereins haben früher mal höher gespielt. Ob Mohammad Al Saeed (Bezirksliga), Kevin Ropiak (Westfalenliga) oder Enver Bayezit (zweite türkische Liga) - sie alle könnten auch heute noch in ganz anderen Ligen spielen. Beim finanzstarken Ararat wird bei vielen auch Geld eine Rolle spielen, weshalb sie in die A-Liga gekommen sind. Aber das muss nicht unbedingt immer der einzige Grund sein.
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Kaum Unterschiede zur Bezirksliga für Kilic
Bei Goerke war es zum Beispiel, dass er den ganzen Druck satthatte. „Das geht dir irgendwann auf den Sender und ist eine Belastung. Ich wollte dann auch lieber mit Freunden spielen, was in der Jugend nicht so möglich war“, sagt Goerke.
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Auch das eigene Privatleben ist genauso häufig ein Grund, nicht mehr in den ganz hohen Ligen zu kicken. Dann rücken die Familie oder der Beruf in den Fokus und der Fußball in den Hintergrund, der gerade in den höheren Ligen viel Zeitaufwand bedeutet. „Man entwickelt sich auch weiter und dann liegt das Augenmerk auf den Freunden und dem Spaß“, sagt Atakan Kilic, der vor der Saison vom Bezirksligisten FSV Gevelsberg zum SV Ararat gewechselt ist. Ein großer Unterschied ist ihm dabei nicht aufgefallen. „Spielerisch tut sich da nicht viel. Die guten A-Ligisten könnten auch in der Bezirksliga mithalten“, ist er sich sicher.
Einigen Spielern sieht man die gute Ausbildung an
Manchmal ist die A-Liga aber auch das langsame Ausklingen der Karriere, wie es beispielsweise bei Raoul Meister in den vergangenen Jahren bei der TSG Sprockhövel II der Fall war, der früher eine feste Größe in der Oberliga gewesen ist und dann in die Reserve ging. Spieler wie Meister fallen in der Kreisliga dann oft auf und stechen heraus. „Man sieht, dass er vom Talent und der Ausbildung bei sehr guten Vereinen war. Er lässt es aber nicht raushängen“, sagt RW Rüggebergs Trainer Daniel Frölich über seinen Schlussmann Henrik Boers, der unter anderem bei Bayer Leverkusen in der Jugend seinen Kasten sauber gehalten hat.
„Es ist am Ende nicht entscheidend, wie hoch du mal gespielt hast, sondern du musst dich eher der Kreisliga anpassen. “
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Der FC SW Silschede hat mit Ismail Marjan und Umut Sahingöz auch zwei Spieler, die früher mal in der Landesliga unterwegs waren. „Solche Spieler sind nicht unbedingt im Gesamtpaket viel besser, aber in den entscheidenden Situationen wissen sie, wie sie ihre Fähigkeiten einsetzen müssen. Es kommt aber nicht auf den Einzelspieler an, sondern das Team muss funktionieren“, meint Vorstand Ruben Filter.
Kreisliga-Fußball ist eine andere Welt
Für Vogelsangs Goerke war es vor einigen Jahren jedenfalls ein großer Kulturschock, das erste Mal in der Kreisliga auf Torejagd zu gehen. „Jetzt bin ich selber so ein Spieler und komme mit der Kippe auf den Platz“, lacht er. „Es ist am Ende nicht entscheidend, wie hoch du mal gespielt hast, sondern du musst dich eher der Kreisliga anpassen. Es wird viel härter gespielt. Du kannst nicht die ganze Zeit dribbeln, dann tut es irgendwann sehr weh. Das musste ich auch erst mal lernen“, sagt er.
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