Winterberg. Beim Weltcup in Winterberg erwartet nicht nur Felix Loch Bahnrekorde. Welche besondere Konstellation einen Kneipenabend verbrachte.
Aus seinem Mund klingen diese Worte, klingt dieser Vergleich – irgendwie irre. „Ich komme mir vor wie in St. Moritz“, sagt Felix Loch an diesem Freitagvormittag mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Doch der beste deutsche Rennrodler der vergangenen Jahre steht nicht im malerischen Engadin in der Schweiz, sondern oberhalb des Eiskanals der Veltins-EisArena in Winterberg, im Hochsauerland. An diesem Samstag und Sonntag gastiert der Weltcup dort – und der 35-jährige Loch erwartet etwas vielleicht Einmaliges in seiner erfolgreichen Karriere, die aktuell von einem besonderen Duell bestimmt wird.
Winterberg: Besondere Rivalität im Eiskanal
Denn gleich in welcher Disziplin: Im vor-olympischen Winter liefern sich die Deutschen und die Österreicher immer wieder Renn-Krimis um die vordersten Plätze. Allerdings spiegelt sich die Rivalität im Eiskanal neben der Bahn nicht wider. Selbst die Wogen der Empörung oder Enttäuschung, die der Wechsel der bayrischen Rodel-Legende Georg „Schorsch“ Hackl aus dem deutschen in den österreichischen Trainerstab im Sommer 2022 erzeugte, sind abgeebbt.
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„Es war nie meine Absicht, Deutschland im Groll zu verlassen“, sagt Hackl, der übrigens noch gut befreundet mit dem ehemaligen Sauerländer Rennrodler Johannes Schettel ist, vor dem Weltcup in Winterberg. „Ich habe das ein bisschen unterschätzt. Ich habe das ein bisschen aus der Fußball-Ecke betrachtet – und da wechseln Trainer nunmal“, ergänzt der 58-Jährige.
„Es war nie meine Absicht, Deutschland im Groll zu verlassen.“
Einer der damals tief enttäuscht war, ist Felix Loch, der am Stützpunkt in Berchtesgaden ungemein von Hackls Expertise in punkto Material und Schlittenbau profitierte. Doppel-Gold bei den Olympischen Winterspielen 2014 und Gold bei Olympia 2010 thronen an der Spitze der Vita des Bayern, der in Sigulda/Lettland vor knapp einem Jahr seinen 51. Weltcupsieg feierte. Es war sein erster Sieg in der vergangenen Saison und der erste seit jenem Anfang Dezember 2022 im kanadischen Whistler.
Und auch in diesem Winter wartet der siebenmalige Sieger im Gesamt-Weltcup nach fünf Rennen noch auf den ersten Sieg. In Altenberg gelang ihm mit Platz zwei vor Wochenfrist die beste Platzierung. „Die Saison war bislang nicht so verkehrt“, erzählt Loch in Winterberg entspannt. „In Altenberg war der Start kein Highlight. Aber ich habe ja Erfahrung aus vielen Jahren, analysiere und bleibe relativ gelassen“, ergänzt er. Sein fernes Nahziel sind schließlich die Olympischen Winterspiele 2026 in Italien.
Winterberg: Besuch im Irish Pub
Im Gesamtweltcup liegt er auf Rang drei hinter dem Führenden Nico Gleirscher (Österreich) und seinem Teamkollegen Max Langenhan, die bislang jeweils zweimal ganz oben auf dem Podest standen. Übrigens: Sieben Rodler der Top Ten der Gesamtweltcup-Wertung stammen aus Deutschland oder Österreich.
Weltcup in Winterberg
Die Zeiten des Rennrodel-Weltcups in der Veltins-EisArena in Winterberg: Samstag, 18. Januar: 10.50 Uhr Doppelsitzer Herren, 1. Lauf; 11.35 Uhr: Doppelsitzer Damen, 1. Lauf; 12.30 Uhr: Doppelsitzer Herren, 2. Lauf; 13.10 Uhr: Doppelsitzer Damen, 2. Lauf; 14 Uhr: Damen, 1. Lauf; 15.25 Uhr: Damen, 2. Lauf. - Sonntag, 19. Januar: 9.25 Uhr: Herren, 1. Lauf; 10.50 Uhr: Herren, 2. Lauf; 12.30 Uhr: Team-Staffel.
Doch trotz der Konkurrenzsituation pflegen die Teams ein gutes Miteinander. „Wir haben am Donnerstag zum Beispiel gemeinsam im Irish Pub in Winterberg gesessen“, verrät Felix Loch. „Was in den etwa 50 Sekunden in der Bahn passiert, ist das eine Sache, aber anschließend gehen wir ganz normal miteinander um. Wenn ich von früher rede, hört sich das komisch an, das darf eigentlich nur der Schorsch“, erzählt der 35-Jährige schmunzelnd, „aber früher war das schon anders.“
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Anders war in den vergangenen Jahren auch dann und wann seine Laune vor Rennen in Winterberg. Nach Regenrennen verließ er wütend die Veltins-EisArena oder boykottierte gar ein Rennen, weil ihm ob der Eis-Qualität die Gefahr zu groß erschien. Dieses Mal freut sich Loch auf Winterberg, wo er und sein Vater Norbert, der damalige Chef-Bundestrainer, nach dem Titelgewinn bei der WM 2019 für emotionale Szenen sorgten, als sie jubelnd quasi durch den Eiskanal purzelten.
Winterberg: Die Wetterprognose
Warum Loch sogar den Vergleich mit St. Moritz zieht? Weil Sonnenschein und Temperaturen rund um den Gefrierpunkt beste Bedingungen erwarten lassen. „Wir sind im Training schon vier Zehntelsekunden unter dem Bahnrekord gefahren“, sagt Felix Loch und ergänzt: „Ich glaube nicht, dass ich das hier in meiner Karriere nochmal erleben werde. Es wird schnell, wirklich schnell.“
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