Winterberg. Cheyenne Rosenthal und Jessica Degenhardt warten auf den ersten Saisonsieg. Warum sie Winterberg mögen und was dort bereits passierte.

Es war ein Geheim-Projekt. Ein Geheim-Projekt, von dem Cheyenne Rosenthal anfangs nicht einmal ihrer Mutter Bernadette etwas erzählte und zu dem selbst der damalige Chef-Bundestrainer Norbert Loch nur zögerlich seine Zustimmung gab. Doch der Auftrag des Projekts war klar umrissen: Rosenthal, die aus Winterberg-Silbach stammende Rennrodlerin, sollte gemeinsam mit Jessica Degenhardt ein Damen-Doppel bilden und bei der historischen ersten Weltmeisterschaft dieser Disziplin die Goldmedaille für Deutschland gewinnen. Die Titelkämpfe gingen im Januar 2022 ausgerechnet in Winterberg über die Bühne. Degenhardt/Rosenthal lieferten – und befinden sich längst in einem viel größeren Projekt.

Winterberg: Das Ziel des Top-Doppels

Die 24-jährige Rosenthal und die zwei Jahre jüngere Degenhardt verfolgen ein klares Karriereziel: Bei der olympischen Premiere des Damen-Doppelsitzers, welche die Disziplin bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Italien feiern wird, wollen sie als Doppel an den Start gehen und um die Medaillen kämpfen. „Das ist der Traum eines jeden Leistungssportlers“, erzählte Rosenthal.

Aus den jungen Talenten der Vereine BSC Winterberg und RRC Altenberg, die vor drei Jahren im Hochsauerland das historische Gold gewannen, ist mittlerweile echtes internationales Top-Doppel geworden. Die Goldmedaillen bei der Weltmeisterschaft in Oberhof 2023 schweißten Rosenthal und Degenhardt ebenso weiter zusammen wie die enttäuschend verlaufenen Titelkämpfe 2024 in Altenberg. Die WM-Plätze 13 und 14 dürfen als Karriere-Tiefpunkt des jungen Doppels bezeichnet werden.

Deutsche Meisterschaft Rennrodeln 2024/25 am 16. November 2024, VELTINS-EisArena in Winterberg
Cheyenne Rosenthal (links) und Jessica Degenhardt feiern in Winterberg den Gewinn des DM-Titels. © Dietmar Reker | WP

Doch auch aus dieser negativen Erfahrung zogen Rosenthal und Degenhardt ihre Lehren – und schlossen beim Weltcup am vergangenen Wochenende wieder ihren Frieden mit der Heimbahn im Osterzgebirge. „Wir haben ja noch eine Rechnung offen“, sagte Cheyenne Rosenthal vor dem Rennen. Mit Rang zwei hinter dem Duo Selina Egle und Lara Michaela Kipp darf diese als beglichen angesehen werden. In der abschließenden Team-Staffel gab es obendrein Platz zwei hinter Lettland.

„Bei der WM in Whistler wollen wir natürlich nicht Zweite werden, sondern angreifen.“

Jessica Degenhardt, Rennrodlerin

„Es ist ärgerlich, dass die Österreicherinnen noch so weit weg sind“, sagte Jessica Degenhardt, „aber wir sind auf dem richtigen Weg.“ Ein wenig gezittert habe man im ersten Lauf, als ihnen mit ihrem Schlitten, den sie auf den Namen „Olaf“ tauften, ein Sturz gedroht habe. „Das war echt knapp, aber den Rest konnten wir dann genießen“, ergänzte sie. Sogar ein kleines Missgeschick am Start, welches einen neuen Startrekord verhinderte, schmälerte die Freude am Ende nicht.

Weltcup in Winterberg

Die Zeiten des Rennrodel-Weltcups in der Veltins-EisArena in Winterberg: Samstag, 18. Januar: 10.50 Uhr Doppelsitzer Herren, 1. Lauf; 11.35 Uhr: Doppelsitzer Damen, 1. Lauf; 12.30 Uhr: Doppelsitzer Herren, 2. Lauf; 13.10 Uhr: Doppelsitzer Damen, 2. Lauf; 14 Uhr: Damen, 1. Lauf; 15.25 Uhr: Damen, 2. Lauf. - Sonntag, 19. Januar: 9.25 Uhr: Herren, 1. Lauf; 10.50 Uhr: Herren, 2. Lauf; 12.30 Uhr: Team-Staffel.

„Mit jedem Lauf bekommen wir mehr Selbstbewusstsein“, sagte Degenhardt und blickte auf die bisherigen Ergebnisse der Saison. Vier zweite Plätze sorgen dafür, dass Degenhardt/Rosenthal in der Gesamtweltcup-Wertung hinter Egle/Kipp, die vier der fünf Rennen gewannen, auf Platz zwei liegen. „Bei der WM in Whistler wollen wir natürlich nicht Zweite werden, sondern angreifen“, erklärte Degenhardt.

Winterberg: Drei Weltcupstarts, zwei Siege

Vor der Weltmeisterschaft, die vom 6. bis 8. Februar in Kanada ausgetragen wird, stehen noch zwei Weltcups auf dem Programm, bei denen die Attacke auf das Duo aus Österreich getestet werden kann. Der erste Angriff wird an diesem Samstag in der Veltins-EisArena in Winterberg erfolgen. Dort, wo die Erfolgsgeschichte des Doppels Degenhardt/Rosenthal ihren Anfang nahm. Dort, wo es bei drei Weltcupstarts zwei Siege und einen zweiten Platz (hinter Egle/Kipp) gab. Da der Weltcup parallel als Europameisterschaft gewertet wird, streben Degenhardt/Rosenthal die Titelverteidigung an.

„Ich mag Winterberg“, sagte Cheyenne Rosenthal deshalb, aber nicht nur. Schließlich werden ihre Familie, Freunde und Vereinskameraden am Eiskanal stehen und sie anfeuern. Aus dem Geheim- ist in den zurückliegenden drei Jahren schließlich ein Erfolgsprojekt geworden.

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