Winterberg. Felix Loch rodelt gerne in Winterberg. Dennoch ist die Beziehung zwiegespalten. Wer besonders am Denkmal des Rodel-Stars wackelt.

Es gibt sie, diese Sport-Momente, die sich ins Gedächtnis einprägen. Und Felix Loch sorgte in Winterberg für einen solchen. Vielmehr sorgten er und sein Vater Norbert, bekanntermaßen Chef-Bundestrainer der deutschen Rennrodler, für einen solchen. Laut jubelnd kugelten sie in inniger Umarmung fast durch den Eiskanal, nachdem der Junior 2019 in der Veltins-EisArena überraschend seinen sechsten WM-Titel gewann. Seit gut einem Jahr wartete der einstige Rodel-Dominator damals auf einen Rennsieg. Diese (Weltcup-)Durststrecke liegt vor dem bevorstehenden Weltcup in Winterberg erneut hinter dem 34-Jährigen.

Experten sehen Wachablösung

Anfang Dezember 2022 stand der Bayer im kanadischen Whistler zuletzt ganz oben auf dem Siegerpodest nach einem Weltcuprennen. Bereits vor dem Start in die aktuelle Saison wurde deshalb gemutmaßt, ob das Rodel-Denkmal Felix Loch wackele. Es rieche nach einer endgültigen Wachablösung im deutschen Team, orakelten nicht wenige Experten. Und Loch hält mit nur einem zweiten Platz beim Sprint in Lake Placid bislang nur schwach dagegen.

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Schon im vergangenen Jahr fuhr Max Langenhan aus dem Schatten seines Vorbildes. Zwar startete der Thüringer verspätet in die Saison, weil er einen Handbruch auskurieren musste, doch bei der vierten Weltcupstation im lettischen Sigulda lag der 24-Jährige wieder auf seinem Schlitten. Die folgende Bilanz liest sich beeindruckend: Auf einen zweiten Platz folgten sechs Siege, die ihn im Gesamtweltcup noch auf Rang drei katapultierten. Bei der WM in Oberhof holte Langenhan Silber im regulären Rennen und Bronze im Sprint - den übrigens Felix Loch gewann.

Langenhan mit Siegesserie

In dieser Saison setzte Langenhan seine Siegesserie fort und baute sie auf neun Erfolge aus. „Es war super, ich konnte mich im Training schon von Lauf zu Lauf steigern. Ich habe heute schon ein paar Fehlerchen in der Bahn gemacht, dass es am Ende dann trotzdem reicht, freut mich sehr. Nächstes Jahr ist hier WM, und dann fährt man mit einem guten Feeling von hier weg“, sagte Langenhan nach dem zurückliegenden Sieg in Whistler.

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Dieses Jahr steigen die Titelkämpfe aber vom 26. bis 28. Januar in Altenberg - und dort sicherte sich Felix Loch zwischen Weihnachten und Silvester den Titel des deutschen Meisters. „Jetzt geht es weiter nach Winterberg, dort fahre ich sehr gerne und komme immer gut zurecht“, sagte Loch. „Nach der deutschen Meisterschaft bin ich auch sehr zufrieden, dass wir materialtechnisch wieder einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben und ich nun in Winterberg schauen kann, wie ich mich international schlage“, ergänzte er.

Jetzt muss man auch abwarten, wie das Wetter wird – das ist, sagen wir mal, immer ein bisschen ‚schwierig‘.
Felix Loch - Rennrodler

Drei olympische Goldmedaillen gewann Loch in seiner Karriere bisher. Im Gegensatz zu seiner langjährigen Trainingspartnerin Natalie Geisenberger, die ihre erfolgreiche Karriere im vergangenen Sommer beendete, strebt der sympathische Ausnahmerodler einen - wohl letzten - Start bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Italien an. Obwohl: Noch ist es bekanntlich ungewiss, ob die Rennen im Rennrodeln, Bob und Skeleton tatsächlich in einem italienischen Eiskanal ausgetragen werden.

Winterberg und das Wetter

Zu früh sollte deshalb niemand den auch ehrenamtlich immens engagierten zweifachen Familienvater abschreiben. Olympia-Gold wäre ein brillanter Abschluss seiner außergewöhnlichen Karriere. Doch derzeit liegt der Fokus auf der WM im Erzgebirge - und Winterberg könnte mal wieder als Wendepunkt dienen. „In Winterberg hatte ich schon sehr gute Rennen“, sagte Loch, „und jetzt muss man auch abwarten, wie das Wetter wird – das ist, sagen wir mal, immer ein bisschen ‚schwierig‘.“

Pure Emotionen: Rennrodler Felix Loch und sein Vater Norbert bejubeln den Weltmeistertitel bei der Rennrodel-WM 2019 in Winterberg.
Pure Emotionen: Rennrodler Felix Loch und sein Vater Norbert bejubeln den Weltmeistertitel bei der Rennrodel-WM 2019 in Winterberg. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Er stampfte nach einem Regenrennen an der Kappe einst wütend vondannen. 2020 boykottierte Loch mit anderen Sportlern sogar einen Weltcup in Winterberg, weil er das Risiko im Eiskanal als zu groß erachtete. „Wettertechnisch regnet es sehr viel, aber es soll zum Wochenende kälter werden. Und ich bin schon sehr gespannt, wie die Bahn ausgebaut ist, das ist immer das A und O“, sagte Cheftrainer Norbert Loch mit Blick auf das bevorstehende Wochenende.

Das deutsche Team

Damen, Einsitzer: Julia Taubitz (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal), Anna Berreiter (RC Berchtesgaden), Merle Fräbel (RT Suhl), Melina Fischer (ESV Lok Zwickau). - Herren, Einsitzer: Felix Loch (RC Berchtesgaden), Max Langenhan (BRC 05 Friedrichroda), David Nößler (RSV Schmalkalden), Timon Grancagnolo (ESV Lok Chemnitz). - Herren, Doppelsitzer: Tobias Wendl/Tobias Arlt (RC Berchtesgaden/WSV Königssee), Hannes Orlamünder/Paul Gubitz (RRC Zella-Mehlis), Moritz Jäger/Valentin Steudte (RRC Zella-Mehlis/RT Suhl). - Damen, Doppelsitzer: Jessica Degenhardt/Cheyenne Rosenthal (RRC Altenberg/BSC Winterberg), Dajana Eitberger/Saskia Schirmer (RC Ilmenau/RC Berchtesgaden), Elisa-Marie Storch/Pauline Patz (RT Suhl/RSV Schmalkalden).

Am Samstag eröffnen die Doppelsitzer der Damen den Weltcup (8.55 Uhr). Es folgen die Einsitzer der Damen (11.25 Uhr) und die Doppelsitzer der Herren (14.30 Uhr). Die Einsitzer der Herren mit Max Langenhan und Felix Loch starten am Sonntag um 9.25 Uhr in ihr Rennen, bevor um 13 Uhr die Teamstaffel das Wochenende in Winterberg beendet.

Winterberg-Moment in Altenberg?

„Die nächsten Wochen stehen ganz im Zeichen der WM-Vorbereitung. Die beiden Weltcups in Winterberg und in Innsbruck-Igls sind klar danach ausgerichtet, wettkampfstabil zu werden und deutlich bessere Leistungen abzuliefern als bei der deutschen Meisterschaft in Altenberg vergangene Woche, vor allem im Doppel und bei den Damen“, sagte Cheftrainer Norbert Loch. „Daher gilt es, in den nächsten Rennen wettkampfhärter und stabiler zu werden“, ergänzte er. Vielleicht auch, damit es in Altenberg wieder zu einem besonderen Vater-Sohn-Moment wie damals in Winterberg kommt.