Arnsberg-Neheim. Der SC Neheim ist wieder Tabellenletzter der Fußball-Westfalenliga 2. Ein Blick in die Vergangenheit lässt nichts Gutes erahnen.

„Ich nehme das Wort nicht mehr in den Mund“, sagte Alex Bruchhage, Trainer des Fußball-Westfalenligisten SC Neheim. Welches Wort er nach dem vergangenen Spieltag der Staffel 2 nicht wiederholen wollte? Wahlweise „krank“, „verrückt“ oder „irre“. Denn so beschrieben Buchhage und Co. ihre Liga in den vergangenen Wochen, weil diese Ergebnisse produzierte wie zuletzt den 7:0-Sieg des bis dahin Tabellenletzten FC Lennestadt gegen den TuS Erndtebrück. Apropos Tabellenletzter: Das sind die „Binnerfeld Boys“ wieder – und eine Statistik lässt nichts Gutes erahnen.

Neheim absolviert Marathon

„Der Kampf um den Klassenerhalt wird ein Kampf bis zum letzten Spieltag werden“, sagte Neheims Sportlicher Leiter Uli Mayer vor kurzem im Interview mit dieser Zeitung. Alex Bruchhage, dessen Trainer-Ära beim SC Neheim im Sommer enden wird, bemüht seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach der Winterpause das Bild des Kampfes um den Ligaverbleib als Marathon. „Ende Mai müssen wir über dem Strich stehen“, erklärte Bruchhage früh.

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Dass ihre Mannschaft am 23. Spieltag durch die 1:3-Niederlage beim SV Sodingen wieder auf den letzten Tabellenplatz abrutschen würde – gehörte dennoch nicht zum Neheimer Drehbuch des Westfalenliga-Krimis.

Der letzte Tabellenplatz

Zumal der Blick in die Vergangenheit nichts Gutes erahnen lässt. Denn in den zurückliegenden zehn Spielzeiten, die bis zum Ende ausgetragen und nicht durch die Corona-Pandemie abgebrochen wurden, stieg die Mannschaft, die nach 23 absolvierten Spielen die Rote Laterne trug, stets aus der Westfalenliga 2 ab. In der Saison 2011/12 ereilte dieses Schicksal die FSV Werdohl, im Jahr darauf erwischte es den TuS Erndtebrück II.

Der SC ist und wird eine gute Adresse bleiben, auch wenn die sportliche Situation aktuell nicht für den Verein spricht.
Ibou Mbaye, ab Sommer Trainer des SC Neheim

Nur dreimal gelang es dem Schlusslicht nach 23 Spielen, bis zum Saisonende den letzten Tabellenplatz zu verlassen. Allerdings stiegen der SV Hohenlimburg (Platz 14, 2013/14), der SuS Langscheid/Enkhausen (Platz 14, 2014/15) und der FSV Gerlingen (Platz 17, 2021/22) trotzdem in die Landesliga ab.

Neheim: Das Wunder der Saison 2016/17

Von dem sportlichen Wunder, welches die „Binnerfeld Boys“ in der Saison 2016/2017 selbst vollbrachten, sind sie aktuell weit entfernt. Drei Niederlage in Serie dämpfen die Aufbruchstimmung. Zur Erinnerung: Vor sieben Jahren stand Alex Bruchhage mit seiner Mannschaft zur Hälfte der Saison mit nur zehn Punkten auf dem letzten Tabellenplatz – wie in diesem Winter. Am Saisonende jubelte Neheim als Neunter des Klassements mit 41 Punkten über den Ligaverbleib.

Nachholspiel in Erndtebrück

Bereits an diesem Mittwoch empfängt der TuS Erndtebrück in der Fußball-Westfalenliga 2 zu einem Nachholspiel den SC Obersprockhövel, der mit 26 Punkten nur fünf Zähler vor dem SC Neheim steht. Den „Binnerfeld Boys“ steht am Sonntag (15 Uhr) das Auswärtsspiel beim Tabellendritten Holzwickeder SC bevor.

Warum Neheims Husarenstück überhaupt als sportliches Wunder bezeichnet werden kann? Das verrät ebenfalls der Blick in die Vergangenheit: Unabhängig von der Anzahl der Punkte schaffte es seit der Saison 2013/2014 nur eine Mannschaft noch heraus aus der Abstiegszone: der SC Neheim. Justin Schröter, Riad Xhaka, Patrick Nettesheim, Julian Kellermann und Gianluca Greco gehörten damals bereits zur Neheimer Elf und kämpfen aktuell wieder um den Verbleib ihres Teams in der Westfalenliga.

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Von diesem Quintett wird – Stand jetzt – jedoch nur Kellermann auch in der kommenden Saison das Trikot des SC Neheim tragen. Schröter, Xhaka und Greco gaben ihren Abschied bereits bekannt, Nettesheims Zukunft ist offen. „Es ist schade, dass viele Spieler den Verein im Sommer verlassen werden, aber der SC Neheim wird nicht auseinanderbrechen“, sagte auch der zukünftige Trainer Ibou Mbaye. „Der Umbruch ist alleine durch den Trainerwechsel vorprogrammiert. Der SC ist und wird eine gute Adresse bleiben, auch wenn die sportliche Situation aktuell nicht für den Verein spricht“, erzählte er.

Neheim: Der positive Aspekt

Ein positiver Aspekt ergibt sich aber auch beim Blick in die Vergangenheit: So eng beisammen lagen Abstiegszone und Tabellenmittelfeld nie. Mindestens bis Platz zehn (DSC Wanne-Eickel) darf sich niemand zu sicher sein. Weil die Liga in dieser Spielzeit so ausgeglichen, so „krank“, „verrückt“ oder „irre“ ist.