Winterberg. Der Titelgewinn von Laura Nolte sorgte für pure Emotionen bei der WM in Winterberg. So geht es der Pilotin mit Blick auf den Zweierbob.

Die meisten Menschen würden es verstehen. Sie würden es verstehen, wenn Laura Nolte inklusive ihrer Familie und den engsten Fans nach der stimmungsvollen Siegerehrung auf dem erneut rappelvollen Winterberger Marktplatz weitergezogen wäre, um irgendwo ihre erfolgreiche und höchst emotionale Titelverteidigung im Monobob zu feiern. Und wenn bei dieser Party ihr Bruder Tom, der bereits im Startbereich der Veltins-EisArena als DJ fungierte, aufgelegt hätte. Hätte, wenn und aber: Chef-Bundestrainer René Spies verriet am Tag nach dem Triumph in Winterberg, was sich wirklich zutrug – und wie es mit Blick auf Noltes Verletzung weitergeht.

Winterberg: Stimmungsvolle Siegerehrungen

„Es hat niemand groß gefeiert“, erzählte der aus Winterberg stammende Cheftrainer über die Zeit nach der Siegerehrung am Sonntagabend. Während es nach den Rennen in der Veltins-EisArena lediglich eine so genannte Blumen-Zeremonie gibt, werden die WM-Pokale und Medaillen später im Herzen Winterbergs auf dem Marktplatz inklusive Party-Stimmung überreicht. Gut 2000 Zuschauer verfolgten bereits die erste Sause am Samstag, an deren Ende die Skeletonis feststellten, dass der Zug keine Bremse hat.

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Die Ehrungen für Laura Nolte als Weltmeisterin im Monobob und das Duo Francesco Friedrich/Alexander Schüller, das den Titel im Zweierbob der Männer gewann, zogen eine ähnliche Menschenmenge an. „Super geil“, kommentierte dies auch Stephan Pieper, Geschäftsführer des Eiskanals. „Wir verzeichnen nach der ersten Woche weit über 10.000 Zuschauer. Das ist sehr emotional und einfach nur klasse“, ergänzte Pieper.

Wir verzeichnen nach der ersten Woche weit über 10.000 Zuschauer. Das ist sehr emotional und einfach nur klasse.
Stephan Pieper, Geschäftsführer Veltins-EisArena

Bahnsprecher Willi Willmann, der auch die Siegerehrungen moderiert, zeigte sich ebenfalls beeindruckt. „Meine letzte Bob-WM war 2017 am Königssee und ich habe sie in bester Erinnerung. Winterberg setzt jetzt aber auch wieder neue Maßstäbe“, schrieb der bei Sportlern und Fans gleichsam beliebte Bayer auf seinem Instagram-Kanal. „Guter Besuch an der Veltins-EisArena und der Marktplatz war bei der Eröffnungsfeier und den Siegerehrungen immer rappelvoll. Ich hoffe sehr, dass die Athletinnen und Athleten es genießen, dass so viele Menschen kommen, um sie zu feiern“, ergänzte Willmann.

Dieser Blick verrät alles: Laura Nolte, Bob-Pilotin des BSC Winterberg, bei der Siegerehrung auf dem Marktplatz in Winterberg mit dem WM-Pokal.
Dieser Blick verrät alles: Laura Nolte, Bob-Pilotin des BSC Winterberg, bei der Siegerehrung auf dem Marktplatz in Winterberg mit dem WM-Pokal. © IMAGO/Memmler

„Das konnte ich genießen“, sagte Hannah Neise zu diesem Thema. Die Skeleton-Pilotin des BSC Winterberg gewann Einzel-Bronze und Gold im Mixed-Team gemeinsam mit Christopher Grotheer. „Ich hoffe, dass es mit den Besucherzahlen bei uns im Skeleton so weitergeht“, ergänzte die 23-Jährige aus Schmallenberg. Wie ihr ging es auch Laura Nolte, deren Familie, Freunde und Fans aus Unna natürlich zur Bahn gekommen waren. „Zum Zweierbob kommen aber noch mehr“, sagte die 25-jährige Olympiasiegerin im Zweierbob von 2022 und nun zweifache Weltmeisterin im Monobob.

Der emotionalste Moment des Cheftrainers

Dass seine Piloten im Zweierbob der Männer für ein deutsches Siegerpodest sorgten, freute Chef-Bundestrainer René Spies natürlich mächtig. Doch der bislang emotionalste Moment der Heim-Weltmeisterschaft sei für ihn der Titelgewinn Laura Noltes im Monobob inklusive des dritten Platzes von Lisa Buckwitz gewesen, sagte der Winterberger. „Weil es auf Grund Lauras muskulärer Probleme alles so ungewiss war. Du erwartest, dass sie gehandicapt in den dritten Lauf geht, vielleicht etwas Zeit verliert“, erklärte Spies. „Und dann zeigt Laura so eine phänomenale Leistung, war im dritten Lauf fahrerisch die Beste und bestätigt das im vierten. Das hat sie überragend gemacht. Das war schon krass“, ergänzte er.

Und damit erklärte sie auch, warum die große Feier ausfiel. „Es kommt ja noch eine Woche“, sagte René Spies ebenfalls: „Die meisten Athletinnen und Athleten waren am Montagvormittag wieder beim Athletik-Training.“ Laura Noltes Muskelverletzung, die zur WM-Halbzeit im Monobob fast zum vorzeitigen Aus führte, habe sich nicht verschlechtert. „Das ist ein sehr, sehr gutes Zeichen. Sie wird zwei Tage im Training Bobfahren, dann einen Tag Pause machen und wird natürlich weiterhin intensiv von unserer medizinischen Abteilung betreut“, sagte Spies. „Ich bin sehr optimistisch für das nächste Wochenende“, ergänzte er.

Am Freitag und Samstag steht der Zweierbob der Frauen auf dem WM-Programm – mit Laura Nolte (und voraussichtlich Anschieberin Deborah Levi) als Gold-Favoritin. Sollte Nolte das Double gelingen, dürfte die Party nach der Siegerehrung nicht so locker ausklingen.

Chef-Bundestrainer René Spies ist hochzufrieden mit dem ersten WM-Wochenende in seiner Heimat Winterberg.
Chef-Bundestrainer René Spies ist hochzufrieden mit dem ersten WM-Wochenende in seiner Heimat Winterberg. © Dietmar Reker