Winterberg. Stürze wie vor dem Bob-Weltcup in Altenberg können auch in Winterberg passieren. Das sagen die Verantwortlichen, so reagieren sie.

Sie tauschen sich ohnehin regelmäßig aus, doch aktuell ist der Kontakt zwischen Stephan Pieper und Jens Morgenstern noch intensiver. Zwei schwere Stürze mit zum Teil schwerverletzten Athleten beim Bob-Training vor dem Weltcup in Altenberg, wo Morgenstern, der ehemalige Vorsitzende des BSC Winterberg, seit mittlerweile fast fünf Jahren Geschäftsführer der Bobbahn ist, lassen die viel zitierten Drähte glühen. Schließlich startet in wenigen Tagen die Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft in der Veltins-EisArena in Winterberg – und es drängt sich die Frage auf, wie es dort um die Sicherheit der Athleten steht. Pieper reagiert.

Altenberg: Zwei schwere Stürze

Zu Erinnerung: Während des Trainings zum Bob-Weltcup in Altenberg an diesem Wochenende stürzte sowohl der deutsche Top-Pilot Johannes Lochner mit seinem Viererbob als auch der Schweizer Michael Vogt. Beide Male wurden Anschieber von der Position vier im Bob in die Bahn geschleudert. Beim Zurückrutschen des Bobs vom ansteigenden Zielauslauf erwischte das Sportgerät der Schweizer den benommen auf dem Eis liegenden Anschieber mit voller Wucht und verletzte ihn schwer.

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Wie der Schweizer Verband Swiss Sliding mitteilte, zog sich Sandro Michel Verletzungen am Brustkorb sowie im Becken- und Oberschenkelbereich zu, die operiert werden mussten. Er sei inzwischen stabil, hieß es. In der Folge entbrannte eine Debatte um die Sicherheit der Athleten, in der auch Jens Morgenstern als Verantwortlicher der Bobbahn viel Kritik einstecken musste.

Die Kritik, die derzeit auf Jens einprasselt, ist nicht fair.
Stephan Pieper

„Die Kritik, die derzeit auf Jens einprasselt, ist nicht fair“, sagte Stephan Pieper dazu. Der Geschäftsführer der Veltins-EisArena ergänzte: „Während einer Weltcup-Woche entscheidet schließlich der internationale Verband, wann das Eis zum Beispiel gespritzt wird oder nicht.“ Spritzen – das bezeichnet einen Teil der Bahnpräparierung. Je perfekter das Eis ist, desto schneller können die Bobs fahren.

Winterberg: Das fordert Pieper

Allerdings sei die Jagd nach immer schnelleren Zeiten laut Pieper ein Teil des Problems. „Das Material wird immer besser, ebenso die Athletik der Athleten“, sagte er. Wie Morgenstern sieht der Winterberger in der Sicherheitsdebatte vor allem den Weltverband in der Pflicht. „Die Bahnen werden regelmäßig abgenommen und überprüft. Wir erfüllen alle Vorgaben“, erklärte er: „Was wir benötigen sind Sicherheitsdiskussionen wie in der Formel 1. Wir sind schließlich eine Hochgeschwindigkeitssportart.“

Stephan Pieper ist der Geschäftsführer der Bobbahn in Winterberg.
Stephan Pieper ist der Geschäftsführer der Bobbahn in Winterberg. © Benedikt Schülter

Ausschließen könne er Unfälle wie jene in Altenberg für die Veltins-EisArena nicht. „Normalerweise rutscht der Schlitten durch die Lichtschranke im Ziel, dann wird es flacher. Es ist unwahrscheinlich, dass er dann weiter in die Bahn zurückrutscht – aber theoretisch kann es passieren“, sagte Pieper.

Winterberg: Kein „Aktionismus“ für WM

Nach Gesprächen mit Morgenstern sowie dem Sportdirektor des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland, Thomas Schwab, werden die Helfer, die neben dem Eiskanal positioniert sind, für die WM mit Fanghaken oder ähnlichem ausgerüstet. „Das war ohnehin geplant und das ziehen wir jetzt vor. Wir verfallen nicht in Aktionismus“, sagte Pieper, um zu betonen: „Dass ein Mensch einen Bob, der rutscht, aufhalten kann, ist Utopie. Es kann zum Beispiel niemand in die Bahn springen, denn dann würden sich die Helfer selbst in große Gefahr begeben.“