Winterberg. Mit Gold und Bronze im Mixed-Team krönen die deutschen Skeletonis WM in Winterberg. Mittendrin: Hannah Neise und Jacqueline Pfeifer.

Sie sind Profisportler – und deshalb in Sachen Party das eine oder anderen Mal eingeschränkt. Doch am Samstagabend eskalierte die deutsche Skeleton-Mannschaft nach der Siegerehrung auf dem mit Zuschauern und Fans rappelvollen Marktplatz im Herzen Winterbergs. Während der Party-Hit „Der Zug hat keine Bremse“ aus den Boxen schallte, starteten Hannah Neise, Jacqueline Pfeifer und Co. die Polonaise auf der Bühne. Sie besaßen aber auch einige Gründe, um ausgiebig zu feiern.

Neise empfängt Grotheer

Denn beim Mixed-Team-Wettbewerb, mit dem der Skeleton-Teil der Weltmeisterschaften in Winterberg abschloss, gewann das Duo Hannah Neise/Christopher Grotheer die Goldmedaille, während sich Jacqueline Pfeifer/Axel Jungk mit Bronze belohnten. Silber ging an Matt Weston/Tabitha Stoecker aus Großbritannien.

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Vor der Feier mussten Neise, Athletin des BSC Winterberg, und Pfeifer, die für die RSG Hochsauerland startet, mit ihren Teamkollegen im Eiskanal nochmal alles geben – und ein wenig zittern. Die bereits am Vortag mit Einzel-Bronze dekorierte Neise und Weltmeister Christopher Grotheer beendeten als letztes Duo den Wettbewerb. Die Schmallenbergerin schickte den Thüringer mit nur drei Hundertstelsekunden Rückstand auf die Briten in die Bahn, so dass die Zeit schnell nicht mehr rot, sondern grün unterlegt war.

Neise Grotheers Nummer drei

„Die Fahrt war super, aber ich konnte im Ziel erst nicht einschätzen, für welchen Platz es gereicht hat“, erzählte Grotheer später. Als ihn Hannah Neise jubelnd mit einer Deutschland-Fahne in der Hand in Empfang nahm, gab es allerdings keine Zweifel mehr. Nun Doppelweltmeister zu sein, sei „ein geiles Gefühl“, sagte Grotheer, der mit seinem insgesamt siebten WM-Titel auch einen neuen Rekord aufstellte. Der Olympiasieger von Peking zog durch den Erfolg am Letten Martins Dukurs vorbei, der allerdings alle sechs Titel im Einzel holte.

Da bin ich ganz schön wechselhaft.
Christopher Grotheer

Kurios: Seine drei Mixed-Titel gewann Grotheer jeweils mit unterschiedlichen Partnerinnen. 2021 triumphierte er an der Seite von Tina Hermann, 2023 jubelte er gemeinsam mit Susanne Kreher und dieses Mal mit Hannah Neise. „Da bin ich ganz schön wechselhaft“, sagte Grotheer schmunzelnd. Das erste WM-Gold im Mixed-Team gewannen 2020 übrigens Jacqueline Pfeifer, die damals noch Lölling hieß, und Alexander Gassner vom BSC Winterberg.

Jacqueline Pfeifer (links) und Axel Jungk feiern bei der Siegerehrung in Winterberg ihre Bronzemedaille.
Jacqueline Pfeifer (links) und Axel Jungk feiern bei der Siegerehrung in Winterberg ihre Bronzemedaille. © Dietmar Reker

Die 29-Jährige Pfeifer belegte bei ihrer voraussichtlich letzten Heim-WM im Hochsauerland als aktive Pilotin im Einzel wie Jungk bei den Männern den fünften Platz. „Das halb-traurige Auge von gestern wurde nun zum Strahlen gebracht“, sagte die aus Brachbach stammende Sportlerin. „Ich bin wirklich sehr froh, dass ich mit Axel an den Start gehen durfte. Das war ein Traum von uns beiden. Umso schöner ist die Bronzemedaille“, ergänzte sie.

Andere Regeln

Anders als beim Einzelwettbewerb gibt es im Mixed-Team nur einen Lauf pro Athlet und Athletin. Die Zeiten der Frau und des Mannes werden zur Gesamtzeit addiert. Zudem ist das Startprozedere unterschiedlich. Löst der Aktive im Einzel die Schranke der Zeitmessung im Sprint aus, gibt es im Mixed-Wettbewerb einen Reaktionsstart. Eine Ampel signalisiert, wann losgelaufen werden darf. Wer sich zu früh bewegt, kassiert eine Strafe, die auf die Gesamtzeit aufgerechnet wird.

Das Lob gab Jungk, den mit Pfeifer mittlerweile eine lange Freundschaft verbindet, zurück. „Wenn man mit Jacka fahren darf, muss man ein gutes Gefühl haben. Das werden wir nie im Leben vergessen“, sagte er. Einen Moment lang war die Platzierung allerdings fraglich, weil für Pfeifer auf Grund eines angeblichen Frühstarts eine Zeitstrafe angezeigt wurde. Nach dem Studium der Videoaufnahmen wurde diese aber wieder gestrichen.

Das Fazit des Cheftrainers

„Die WM war unglaublich, überragend und so nicht zu erwarten“, resümierte Chef-Bundestrainer Christian Baude nach dem Mixed-Team-Wettbewerb. Gold durch Grotheer, Bronze durch Neise, dazu die beiden Team-Medaillen: „Ich hätte nicht geglaubt, dass wir auf Grund unserer Probleme am Start hier so erfolgreich sein können. Deshalb muss ich ein großes Lob an die Jungs und Mädels aussprechen. Sie haben sich am Start gesteigert und waren athletisch auf den Tag fit. Es waren drei geile Tage“, sagte er.

Hannah Neise (rechts) und Christopher Grotheer mit dem WM-Pokal bei der Siegerehrung in Winterberg.
Hannah Neise (rechts) und Christopher Grotheer mit dem WM-Pokal bei der Siegerehrung in Winterberg. © Dietmar Reker

Dem stimmte Hannah Neise natürlich zu. „Mein Ziel war, an der Heim-WM teilnehmen zu dürfen. Die zwei Medaillen hatte ich gar nicht erwartet. Aber ich konnte sie richtig genießen und hoffe nun, dass es sportlich so weitergeht“, sagte die 23-jährige Sauerländerin. Das Weltcupfinale dieser Saison steigt erst am 21. März in Lake Placid/USA. Bis dahin ist genügend Zeit – für Party.