Winterberg. Laura Nolte (BSC Winterberg) ist neue Weltmeisterin im Monobob. Sie verteidigte ihren Titel bei der Heim-WM in Winterberg spektakulär.
Was für ein irres Finale bei der Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft in Winterberg im Monobob der Frauen: Zur Halbzeit der Titelkämpfe stand Laura Nolte, Bob-Pilotin des BSC Winterberg, kurz vor dem frühen Aus – doch am Ende durfte die 25-Jährige sogar über die Goldmedaille jubeln. Sie verteidigte ihren Titel – und hatte damit nur bedingt gerechnet.
Nolte vor Meyers Taylor und Buckwitz
Als sie ihren Helm endlich vom Kopf gezogen hatte, war der Weg für ihre Emotionen frei. Fast umringt von den begeisterten Fans und ihren Mannschaftskolleginnen stieß Laura Nolte einen lauten Jubelschrei nach dem nächsten aus. Dann fiel die Anspannung bei der Bob-Pilotin des BSC Winterberg ab, sie lachte – und irgendwann glitzerten die Augen. Denn hinter der neuen Weltmeisterin im Monobob lagen nicht nur vier anstrengende Fahrten durch den Eiskanal im Hochsauerland, sondern etliche Stunden bei den Physios der deutschen Mannschaft und eine emotionale Achterbahnfahrt.
Letztendlich siegte Nolte souverän mit 0.18 Sekunden Vorsprung vor der US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor und ihrer Teamkollegin Lisa Buckwitz (+0.23). Entsprechend groß war Noltes Jubel nach der Zielankunft. „Ich bin total heiser“, krächzte sie später in diverse Mikrofone. „Ich war am Start so hyped wie noch nie, da habe ich schon geschrien, und jetzt im Ziel erst recht“, ergänzte sie.
Nach dem vierten Platz im Monobob bei den Olympischen Winterspielen 2022 sei Gold bei der WM in St. Moritz im vergangenen Jahr „eine super Belohnung“ gewesen. „Aber jetzt hier in Winterberg bei der Heim-WM und auf einer kürzeren Strecke, auf der der Start entscheidend ist, Gold zu holen – ich freue mich einfach so sehr“, sagte die aus Unna stammende Nolte.
Nolte zur Halbzeit Vierte
Obwohl sie im Monobob als Titelverteidigerin in die Weltmeisterschaft an der Kappe startete, zählte sie sich selbst im Vorfeld nicht zu den Top-Favoritinnen. „Winterberg ist eine Starterbahn. Wer hier am Start nicht vorne dabei ist, hat es in der Bahn sehr schwer“, erklärte sie. Außerdem gelang ihr im Monobob der erste Saisonsieg erst beim Weltcup in Altenberg direkt vor den Titelkämpfen. Umso zufriedener war Nolte nach den ersten beiden Läufen. Sie lag mit den jeweils nur neuntbesten Startzeiten als Viertplatzierte in Reichweite der Medaillen.
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„Mein Ziel war eine Medaille. Es ist alles im Rahmen, die Medaille nicht weit weg. Es kommen ja noch zwei Läufe, die müssen die anderen auch erstmal treffen“, sagte sie fast trotzig. Wie erwartet lag die Weltcup-Führende Lisa Buckwitz vor der US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor (+0.09) und Bree Walker (Australien/+0.11) auf Rang eins.
Nolte: Hektik am Samstag
Etwas jedoch besorgte Nolte und Chef-Bundestrainer René Spies enorm. „Ich habe wieder ein paar Probleme mit meinem Adduktor“, verriet die Olympiasiegerin im Zweierbob von 2022. Neben Materialvorbereitungen sowie Fahr-Analysen stand deshalb auch der Besuch bei der medizinischen Abteilung der deutschen Mannschaft auf dem Programm am Samstagabend. Dort wurde Nolte fast drei Stunden behandelt. „Es sind emotionale Momente aktuell. Die Heim-WM vor der Familie und den Fans... aber es sieht nicht so gut aus“, sagte Spies zwischenzeitlich.
Riskieren würde man nichts, schließlich gehöre die BSC-Pilotin in der Zweierbob-Konkurrenz wie Kim Kalicki, die im Monobob nur mit angezogener Handbremse startete und am Ende Zwölfte wurde, zum Kreis der Top-Favoritinnen. „Laura wird sich am Sonntag warmmachen und dann entscheiden wir, ob sie im Monobob startet“, sagte der aus Winterberg stammende Spies am frühen Samstagabend.
Nolte bedankt sich
Es folgten am frühen Sonntagmorgen weitere Stunden bei den Physios. Das Resultat: ein goldenes. „Das hat eine riesige Bedeutung für mich“, sagte Laura Nolte, die in Lauf drei mit Bestzeit von Rang vier auf eins fuhr, überglücklich. Auch wenn sie beim Start in den finalen vierten Lauf ihre Adduktoren wieder leicht spürte, ergänzte dankbar: „Die Physios haben ihr Bestes gegeben und es hat gehalten.“