Winterberg. Jacqueline Pfeifer gewann nicht nur DM-Gold, sondern buchte auch das Weltcup-Ticket. Hannah Neise fuhr trotz Schmerzen zu Silber.

Die Uhr offenbarte es gnadenlos: Mit jedem Meter, den Jacqueline Pfeifer durch den Eiskanal der Veltins-EisArena raste, schmolz ihr Vorsprung im Kampf um den Titel bei der deutschen Meisterschaft im Skeleton. Die 28-Jährige lächelte umso erleichterter, als sie ihren Schlitten tragend aus der Bahn kam. Denn hauchdünn verteidigte sie ihre Führung vor Hannah Neise, die nach dem Rennen aus einem besonderen Grund allerdings ebenso wenig traurig war.

Pfeifer knapp vor Neise

Denn sowohl Jacqueline Pfeifer, geborene Lölling, (RSG Hochsauerland) als auch Hannah Neise (BSC Winterberg) sicherten sich durch die Gold- und die Silbermedaille bei den nationalen Titelkämpfen endgültig einen Platz im deutschen Weltcup-Team. „Ich wusste nach den vergangenen Rennen der Selektion, dass nicht mehr viel passieren kann“, sagte Pfeifer nach der Siegerehrung, „aber zum einen wollte ich meine Leistung bestätigen, und zum anderen den Titel holen.“

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Mit drei Hundertstelsekunden Vorsprung gelang ihr dieses Vorhaben, was dazu führte, dass sie sogar die Gesamtwertung der nationalen Weltcup-Qualifikation knapp vor Neise für sich entschied. „Nach dem vergangenen Jahr ist die Erleichterung natürlich groß, dass ich wieder im Weltcup dabei bin“, erklärte die aus Brachbach stammende Pfeifer, die unter anderem 2017 Weltmeisterin wurde, dreimal den Gesamt-Weltcup für sich entschied und zweimal bei Olympischen Winterspielen startete - wobei sie 2018 sogar die Silbermedaille holte.

Zweifel beim Cheftrainer

Doch im vergangenen Jahr schaffte es „Jacka“ plötzlich nicht mehr ins deutsche Weltcup-Team, weil die Konkurrenz fahrerisch aufholte und sie ihren Start-Rückstand nicht mehr durch ihr fantastisches Fahrgefühl kompensieren konnte. Lediglich beim Weltcup in Altenberg durfte Pfeifer aushilfsweise starten. Sie belegte Rang sechs und profitierte vom Titelgewinn Hannah Neises bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Winterberg, der Deutschland einen vierten Startplatz bei der Weltmeisterschaft in St. Moritz bescherte, welchen Pfeifer einnahm.

Hannah Neise, BSC Winterberg, während der deutschen Meisterschaft in Winterberg.
Hannah Neise, BSC Winterberg, während der deutschen Meisterschaft in Winterberg. © Dietmar Reker

Dort belegte sie den siebten Platz - und selbst Chef-Bundestrainer Christian Baude war sich anschließend nicht sicher, ob seine Athletin weitermachen oder ihre erfolgreiche Karriere beenden würde. Doch diese wollte sich so nicht verabschieden. „Gerade nach der letzten Saison ist die Motivation groß, in diesem Winter nochmal anzugreifen“, sagte Pfeifer vor dem Start in die Weltcup-Qualifikation und ergänzte: „Das wird in meiner Karriere auch die letzte Möglichkeit sein, in Winterberg noch einmal eine WM zu fahren.“

Gutes Rennen nach Schnee-Chaos

Vom 19. Februar bis zum 3. März steigt in der Veltins-EisArena die Bob- und Skeleton-WM. 2015 fanden die Titelkämpfe ebenfalls im Hochsauerland statt - und mit dem überraschenden WM-Silber ging der Stern einer gewissen Jacqueline Lölling auf. Nun setzte Winterberg mit dem DM-Titel und vor allem der Rückkehr ins Weltcup-Team wieder einen Meilenstein. „Es war ein gutes Rennen. Und wir hatten zum ersten Mal in dieser Woche gute Bedingungen nach dem Schnee-Chaos im Training“, sagte Pfeifer.

Felix Seibel auf Rang drei

Felix Seibel ist der diesjährige Selektionssieger“, sagte Cheftrainer Christian Baude über den Skeletoni des BRC Hallenberg, der seinen Weltcup-Platz schon vor der DM sicher hatte. Die Titelkämpfe beendete Seibel auf Rang drei hinter Axel Jungk und Felix Keisinger. „Ich hatte ein paar Fahrfehler, aber es war ein schönes, enges Rennen, bei dem es auch anders hätte ausgehen können“, sagte Seibel, der die Chance nutzte, um Material zu testen.

Mehr als unter dem Schnee litt Hannah Neise, Olympiasiegerin von 2022, auf ihrer Heimbahn im Training unter „ziemlichen Rückenproblemen“. So groß waren die Schmerzen, dass die 23-Jährige sogar überlegte, auf einen Start bei der DM zu verzichten. „Nach dem Rennen in Sigulda lag ich auch ein paar Tage flach“, verriet sie, „aber mit einer Ibu intus ging es jetzt bei der DM.“ Der Lohn: Silber und der Weltcup-Platz neben Pfeifer sowie den bereits gesetzten Tina Hermann und Susanne Kreher.

Spannende WM-Nominierung

„Ich denke, dass wir bei den Mädels ein sehr ausgeglichenes Feld haben, es sind alle gleich stark. Das wird ein spannender Kampf, besonders im Hinblick auf die WM-Nominierung“, sagte Christian Baude. Nur drei WM-Tickets sind zu vergeben. Der gnadenlose Weg nach Winterberg startet am 8. Dezember in La Plagne/Frankreich.