Hallenberg/Sigulda. Blut im Eiskanal, sein Schlitten bekam ebenfalls etwas ab. Doch davon ließ sich Felix Seibel auf dem Weg in den Weltcup nicht stoppen.

Es war lediglich ein kleines fahrerisches Missgeschick. „Aber mein Kopf ist aufs Eis geknallt und ich habe den ganzen Auslauf vollgeblutet“, sagt Felix Seibel, Skeleton-Pilot des BRC Hallenberg, und schmunzelt. Denn als er von dem Fauxpas erzählt, werden die Kopfschmerzen von einem Glücksgefühl verdrängt. Sein erstes Saisonziel darf der 26-Jährige nach dem dritten Rennen der Weltcup-Qualifikation schließlich abhaken.

„Finale“ in Winterberg

Nach den beiden Siegen in den Selektionsrennen in Winterberg und in Altenberg raste Seibel im als sehr schwierig geltenden Eiskanal von Sigulda/Lettland auf den zweiten Platz. Nach vereinzelten, sehr sporadischen Einsätzen in der Top-Rennserie in den vergangenen Jahren steht damit vor dem „Finale“ in der kommenden Woche in Winterberg fest: Felix Seibel gehört zum deutschen Weltcup-Quartett und darf sich zudem große Hoffnungen auf einen Start bei der Heim-WM in Winterberg (19. Februar bis 3. März 2024) machen.

Die Nase litt und der Schlitten bekam Blut ab: Felix Seibel, Skeleton-Pilot des BRC Hallenberg, nach dem Rennen in Sigulda.
Die Nase litt und der Schlitten bekam Blut ab: Felix Seibel, Skeleton-Pilot des BRC Hallenberg, nach dem Rennen in Sigulda. © Privat

„Das ist eine ganz starke Leistung von ihm“, sagt Hans-Jürgen Köhne, der von zwei Seiten auf den Erfolg blickt. Zum einen ist Köhne Vorsitzender von Seibels Heimatklub, zum anderen ist der Hallenberger mittlerweile Präsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV). Dem BRC beschert Seibel durch die erreichte Qualifikation den ersten Skeletoni im „Weltcup der Neuzeit“, wie Köhne es ausdrückt.

Seibel schließt Lücke

Vor einigen Jahren schaffte es BRC-Rennrodler Christian Paffe unregelmäßig in den Weltcup. „In den 1980er und 90er Jahren hatten wir mal Weltcup-Starterinnen, aber das ist ja mit den heutigen Rennen nicht zu vergleichen“, sagt Köhne, der als NWBSV-Chef ergänzt: „Nach dem Rücktritt von Alexander Gassner schließt Felix damit unsere Weltcup-Lücke.“

Im Zielkreisel hat es mich im zweiten Lauf leider etwas hart erwischt. Weil ich zu spät reingefahren bin, ist mein Kopf aufs Eis geknallt.
Felix Seibel, Skeleton-Pilot des BRC Hallenberg

In der vergangenen Saison hatten es Gassner und Seibel nicht dauerhaft in den Weltcup geschafft. Der ältere Gassner verkündete deshalb kürzlich sein Karriereende. Seibel hingegen wechselte Wohn- und Trainingsort und profitiert nun von unter anderem seiner athletischen Entwicklung, welche die Zugehörigkeit zur Trainingsgruppe in Oberhof nach sich zieht. „Er ist aber athletisch noch nicht da, wo er hin will“, sagt Köhne, der eine weitere Steigerung Seibels am Start erwartet.

Seibel: Material verbessert

Dass sein Athlet es in den Weltcup schaffte, liege auch an dessen verbessertem Material, verriet der BRC-Boss. Zusammen mit dem Team Snowstorm unter der Regie von Matthias Scherge unterstützen zwei Firmen den Hallenberger Skeletoni beim Schlittenbau.

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Wie dem auch sei: Nach den drei Top-Platzierungen ist das Weltcup-Ticket Seibel nicht mehr zu nehmen, zudem sich jeder Athlet in den vier angesetzten Qualifikationsrennen ein Streichergebnis erlauben darf. Am 8. Dezember gehört der Hallenberger zum deutschen Herren-Quartett, das in La Plagne/Frankreich die Weltcup-Saison - fortsetzt. Der Auftakt steigt aktuell in China, doch dort startet Chef-Bundestrainer Christian Baude nur mit den bereits für den Weltcup gesetzten Christopher Grotheer, Tina Hermann und Susanne Kreher.

DM in Winterberg

Zum Abschluss der Qualifikationsrennen für das deutsche Weltcup-Team im Skeleton wird am 26. November in Winterberg das vierte Rennen gleichzeitig als deutsche Meisterschaft gewertet. In der Veltins-EisArena gehen vom 19. Februar bis zum 3. März 2024 auch die Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaften über die Bühne.

Der Rest fuhr das dritte Qualifikationsrennen in Sigulda. „Ich müsste das fünfte Mal in Sigulda gewesen sein. Die Bahn habe ich aber bis zu dieser Woche nie wirklich für mich entschlüsseln können“, erzählt Felix Seibel. „Die Läufe waren zwar nicht fehlerfrei, aber auf einem guten Niveau, auf dem ich das nächste Mal sehr gut aufbauen kann.“ Nur Felix Keisinger war diesmal schneller als der Sauerländer, Axel Jungk lag direkt hinter Seibel.

Malheur im Zielkreisel

Und wie kam es zum Blut im Eiskanal? „Im Zielkreisel hat es mich im zweiten Lauf leider etwas hart erwischt. Weil ich zu spät reingefahren bin, ist mein Kopf aufs Eis geknallt“, erklärt Seibel. Glück im Unglück: „Es ist nichts gebrochen, aber die Nase ist etwas größer geworden.“

Anmerkung: An einer Stelle des Online-Artikels wurde Hans-Jürgen Köhne leider falsch zitiert. Wir haben dieses Zitat entfernt und bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.