Marsberg/Neuenrade. Fußball-Bezirksligist VfB Marsberg setzt nach dem Rassismus-Skandal deutliche Zeichen. Warum aber weiterhin auch kontrovers diskutiert wird.

Sie hatte eine klare Botschaft mit im Gepäck, die junge Fangruppe des VfB Marsberg, die den Fußball-Bezirksligisten aus dem Altkreis Brilon am Sonntag, 8. März, zum Meisterschaftsspiel bei den Sportfreunden Hüingsen in die OBO-Arena im Ohl begleitete. Während der Partie, die der VfB letztlich mit 0:4 verlor, präsentierten die Marsberger Anhänger ein Plakat. „Emotionen JA! – Rassismus NEIN!!!“ stand dort geschrieben. Deutliche Worte.

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Die wählte am Montag, 9. März, auch der VfB Marsberg, der sich noch einmal umfassend zu den Ereignissen des Rassismus-Skandals in der Partie gegen den TuS Neuenrade, in der ein Gästespieler von einem VfB-Fan beleidigt worden war, äußerte.

Für Äußerung entschuldigt

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„Rassismus, der sich in erschreckender Weise in der gesamten Gesellschaft verbreitet, hat beim VfB Marsberg nichts zu suchen. Beim betroffenen Spieler sowie dem TuS Neuenrade können wir nur um Entschuldigung bitten“, schreibt der Vorstand der Marsberger in einer Mitteilung. Der Zuschauer, der einen gegnerischen Spieler mit dem Ausspruch „Du musst mehr Schweinefleisch essen, dann fällst Du auch nicht so schnell um!“ beleidigt hatte, sei nun ermittelt worden.

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Der Verein habe mit dem Mann gesprochen. „Er bedauert seine Äußerung zutiefst und entschuldigt sich in aller Form beim Spieler des TuS Neuenrade. Die Äußerung entspricht nicht seiner Gesinnung“, heißt es in dem Schreiben.

Diese Maßnahmen werden ergriffen

Um ein weiteres Zeichen zu setzen, entschied der VfB Marsberg, dass sowohl der Verein als auch der Verursacher des Skandals jeweils 250 Euro an die Egidius-Braun-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) spenden werden. Die Stiftung, die ihren Sitz in Hennef im Rhein-Sieg-Kreis hat und den Namen des ehemaligen DFB-Präsidenten trägt, unterstützt Projekte zur sozialen Integration in die Gesellschaft und den Fußballsport.

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Zudem will sich der betroffene Zuschauer laut Aussage des VfB Marsberg künftig „als ehrenamtlicher Helfer für Flüchtlinge und Asylbewerber bei der Stadt Marsberg engagieren“ und somit in den Hochsauerlandkreis geflüchtete Menschen beispielsweise bei der Berufswahl und bei der Suche nach Bildungsmöglichkeiten unterstützen.

Kontroverse Diskussion

Neuenrades Trainer Abi Ouhbi hatte im Nachgang des Skandalspiels seiner Mannschaft im Marsberger Diemelstadion im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt, dass es schon vor der besagten Beleidigung in der 78. Spielminute Vorfälle gegeben hätte. „Im Verlauf der zweiten Halbzeit hat es bereits Affenlaute gegeben. Später gab es dann die rassistische Beleidigung“, hatte er gesagt.

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Von Rainer Göbel und Heinz Heinemann

Dazu nimmt der VfB Marsberg nun ebenfalls in seinem Schreiben Stellung. „Enttäuscht sind wir als Verein über die Äußerung des Spielertrainers des TuS Neuenrade, dass es in der zweiten Halbzeit vor der Beleidigung in der 78. Spielminute seitens unserer Zuschauer Affenlaute gegeben hätte. Das ist unzutreffend und vom Spielertrainer des TuS Neuenrade frei erfunden“, erklärt der Vorstand des VfB.

Sportlich setzt es jeweils Niederlagen

Nachdem ihr direktes Duell vor einer Woche beim Spielstand von 3:1 für den VfB Marsberg abgebrochen worden war, kassierten sowohl der TuS Neuenrade als auch der VfB Marsberg am vergangenen Wochenende jeweils eine Niederlage.

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Aufsteiger TuS Neuenrande unterlag im Heimspiel gegen den SV Schmallenberg/Fredeburg mit 2:4, während der VfB Marsberg beim 0:4 bei den Sportfreunden Hüingsen chancenlos war. „Wir haben einen rabenschwarzen Tag erwischt. Bis auf unseren Torhüter Said Garibzada hat kein Spieler auch nur annähernd Normalform gezeigt. Die Niederlage war völlig verdient. Wir können uns bei Said bedanken, dass wir nur vier Gegentore kassiert haben“, so das ernüchternde Fazit von VfB-Trainer Paul Bender.

Über den Ausgang der abgebrochenen Bezirksliga-Begegnung des VfB Marsberg gegen den TuS Neuenrade wird nun das Bezirkssportgericht entscheiden müssen. Ein Termin steht noch nicht fest.

„Habe mich immer als Teil dieser Gesellschaft gesehen“

„Ich lebe seit mittlerweile 40 Jahren in Deutschland und habe mich immer als Teil dieser Gesellschaft gesehen. Nach den Ereignissen in Marsberg ist für mich aber klar, dass es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bezogen auf das Deutschein gibt“, sagt Abi Ouhbi, Trainer des Bezirksligisten TuS Neuenrade.

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Gleichwohl habe er bislang „überwiegend positive Erfahrungen in Deuschland gemacht“, betont der 48-Jährige, der marokkanische Wurzeln hat. Dass er am Tag des Rassismus-Skandals bei der Partie beim VfB Marsberg gesagt hatte, dass es zudem verunglimpfende Affenlaute gegen sein Team gegeben hätte, möchte Abi Ouhbi nun noch mal konkretisieren. „Ich selbst habe diese Laute nicht gehört, aber einer meiner Spieler hat mir davon berichtet. Wir haben das dann auch dem Schiedsrichter mitgeteilt“, betont er.

Lob für den VfB Marsberg

Sein Team sei auch beim Gang in die Kabine weiter von Anwesenden beleidigt worden, sagt Ouhbi. „Dass die andere Seite nicht erkannt hat, dass sie Fehler gemacht hat, war für uns ausschlaggebend, nicht wieder anzutreten,“ erklärt er.

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Energisch klammert der TuS-Trainer das Präsidium des VfB Marsberg und einzelne Spieler von dieser Kritik aus. „Sie haben sich noch in der Kabine bei uns entschuldigt. Ich halte es für ein positives Signal, dass die Verantwortlichen des VfB das mit Leben füllen, was sie noch am 1. März zu uns gesagt haben“, betont Abi Ouhbi. „Die Spenden für die Projekte sind ein richtiges Zeichen und auch die Entschuldigung des Marsberger Zuschauers bei unserem Spieler finden wir gut.“

Die 2:4-Niederlage zuletzt gegen den SV Schmallenberg/Fredeburg – eine Woche nach dem Skandal in Marsberg – habe in erster Linie sportliche Gründe gehabt. „Trotzdem ist dieses Thema noch nicht ganz abgehakt. Man macht sich persönlich auf jeden Fall seine Gedanken“, sagt Abi Ouhbi.