Marsberg. Welches Urteil wird das Bezirkssportgericht nach dem Rassismus-Skandal und dem Spielabbruch zwischen dem VfB Marsberg und TuS Neuenrade fällen?

Die Partie in der Bezirksliga 4 war am vergangenen Sonntag beim Spielstand von 3:1 für den VfB Marsberg in der 78. Minute abgebrochen worden. Die Mannschaft des TuS Neuenrade war geschlossen vom Platz gegangen, nachdem ein Gästespieler mit den Worten „Du musst mehr Schweinefleisch essen, dann fällst du auch nicht so schnell um“ beleidigt worden war. Den Sonderbericht von Schiedsrichter Yannick Iwersen (FC Overberge) hat Dirk Potthöfer, Staffelleiter der Bezirksliga 4, inzwischen an das Bezirkssportgericht weitergeleitet.

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Von Rainer Göbel und Heinz Heinemann

Kein Einzelfall

Der Spielabbruch im Diemelstadion von Marsberg aufgrund rassistischer Äußerungen ist allerdings kein Einzelfall. Die U16-Mannschaft von Bundesligist Hertha BSC Berlin verließ im vergangenen Dezember nach einem rassisistischen Vorfall im Regionalliga-Spiel beim VfB Auerbach ebenfalls den Platz. Trotz einer 2:0-Führung setzten die Berliner die Partie nicht fort. Das Sportgericht wertete das Spiel mit 2:0 für Auerbach, weil der Nachwuchs von Hertha BSC den Abbruch verursacht hatte.

Im Februar diesen Jahres war zudem in der Oberliga Hamburg ein Spiel zwischen dem HSV Barmbek-Uhlenhorst und dem Meiendorfer SV in der 76. Minute beim Spielstand von 3:0 für die Hausherren abgebrochen worden. Die Meiendorfer hatten den Platz verlassen, nachdem Anhänger der Hausherren einen Spieler rassistisch beschimpft hatten. Das Sportgericht wertete das Spiel mit 3:0 Toren und drei Punkten für Barmbek-Uhlenhorst. Die Gastgeber wurden zudem zu einer Geldstrafe in Höhe von 1000 Euro verurteilt. Der Meiendorfer SV musste 150 Euro zahlen, da er den Abbruch des Spiels verursacht hatte.

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Wer bekommt die Punkte?

So war es jetzt auch im Diemelstadion von Marsberg, als die Mannschaft des TuS Neuenrade beim Spielstand von 1:3 in die Kabine gegangen war und die Partie anschließend nicht mehr fortsetzen wollte. Jetzt liegt der Ball beim Bezirkssportgericht. Wird auch in diesem Fall der VfB Marsberg die drei Punkte bekommen? Oder gibt es eine Neuansetzung? Bekommt vielleicht sogar der TuS Neuenrade die Punkte? Diese Frage muss nun das Bezirkssportgericht beantworten.

Eine Frage bleibt allerdings ungeklärt: Wäre die Mannschaft des TuS Neuenrade auch bei einer 3:1-Führung vom Platz gegangen? „Auf diese Frage habe ich gewartet“, sagt sagt Dennis Bonevski, Sportlicher Leiter des TuS Neuenrade. Der Bezirksliga-Aufsteiger liegt aktuell mit vier Punkten Vorsprung auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. „Ja, auch dann hätten wir den Platz verlassen und nicht mehr weitergespielt“, erklärt Bonevski und fügt hinzu. „Natürlich gehören beim Fußball Emotionen auf und neben dem Platz dazu, aber was in Marsberg passiert ist, geht gar nicht.“