Marsberg. Jetzt hat auch die „Fußball-Bundesliga des Sauerlandes“ ihren Rassismus-Skandal. In Marsberg verließ die Mannschaft des TuS Neuenrade den Platz.
Jetzt hat auch die „Fußball-Bundesliga des Sauerlandes“ ihren Rassismus-Skandal. In der Bezirksliga 4 ist am Sonntagnachmittag das Punktspiel zwischen dem VfB Marsberg und Aufsteiger TuS Neuenrade von Schiedsrichter Yannick Iwersen (Bergkamen) beim Spielstand von 3:1 für die Gastgeber in der 78. Minute abgebrochen worden.
Ein Marsberger Zuschauer soll einen Spieler des TuS Neuenrade rassistisch beleidigt haben, nachdem dieser gefoult wurde und anschließend den Ball an der Eckfahne holen wollte. „Du musst mehr Schweinefleisch essen, dann fällst du auch nicht so schnell um“, soll der Mann gerufen haben. Anschließend eskalierte die Situation und die Mannschaft des TuS Neuenrade verließ geschlossen den Kunstrasenplatz im Diemelstadion und ging in die Kabine.
Das sagt der Heimverein
„So etwas geht natürlich gar nicht. Wir als Verein können uns dafür nur entschuldigen. Ich bin anschließend auch noch in der Kabine des TuS Neuenrade gewesen und habe mich dort bereits entschuldigt. Wir werden jetzt natürlich versuchen, den Täter zu ermitteln“, sagte Johannes Picht, Team-Manager des VfB Marsberg.
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„Der Abbruch ist allerdings schon hart. Wir hätten zumindest die Möglichkeit bekommen müssen, den entsprechenden Zuschauer vom Sportplatz zu schicken, damit die Partie fortgesetzt werden kann.” Marsbergs Coach Paul Bender ergänzte: „Die Spieler des TuS Neuenrade haben allerdings während der Partie auch meine Spieler auf das Übelste beleidigt. Der Schiedsrichter hatte die unfaire und hitzige Partie überhaupt nicht im Griff.“
Das sagen die Gäste
Ganz anderer Meinung war Neuenrades Trainer Abi Ouhbi: „Im Verlauf der zweiten Halbzeit hat es bereits Affenlaute gegeben. Später gab es dann die rassistische Beleidigung. Dies hat auch der Schiedsrichter mitbekommen und wir sind vom Platz gegangen. Der Schiri ist anschließend in unsere Kabine gekommen und hat zu uns gesagt, dass wir jetzt zehn Minuten Zeit hätten, um uns abzureagieren und ob wir nicht anschließend die Partie dann fortsetzen wollten. Dies haben wir nicht getan.“
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Der VfB Marsberg führte zu diesem Zeitpunkt gegen den TuS Neuenrade nach Toren von Fabian Bender, Kevin Kraemer sowie einem Eigentor von TuS-Spielertrainer Abi Ouhbi mit 3:0, ehe Zorlu der Anschlusstreffer zum 1:3 gelang.
Wie es jetzt weitergeht
Der Abbruch wird nun nach Auskunft von Bezirksliga-Staffelleiter Dirk Potthöfer vor dem Bezirkssportgericht verhandelt. „Ich werde die ganze Angelegenheit, wenn ich den Sonderbericht habe, an das Sportgericht weiterleiten. Die ganze Sache ist natürlich sehr, sehr traurig.“
Kommentar von Philipp Bülter
Gelsenkirchen, Sinsheim, Marsberg: Egal wo, und ganz gleich, ob in der 1. Bundesliga oder der Bezirksliga – die gesellschaftliche Verrohung, die derzeit im großen Profi- und im kleinen Amateurfußball offen zur Schau gestellt wird, macht fassungs- und bisweilen ebenso ratlos.
Nach den wiederholten diffamierenden Schmähungen gegen Dietmar Hopp, Mäzen der TSG Hoffenheim, sowie den rassistischen Rufen gegen Hertha-Profi Jordan Torunarigha soll nun ein fehlgeleiteter Anhänger von Bezirksligist VfB Marsberg einen Spieler des TuS Neuenrade rassistisch beleidigt haben. Die Neuenrader verließen daraufhin den Platz, die Partie wurde abgebrochen.
Der Fußball lebt von seinen Emotionen. Wenn aber im Stadion oder am Sportplatz gegen die Religionszugehörigkeit, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung eines Menschen gehetzt wird, ist das nicht tolerierbar. Und eine Schande. Mit seinem Abgang hat der TuS Neuenrade alles richtig gemacht.