Marsberg/Neuenrade. Der Spielabbruch zwischen dem VfB Marsberg und TuS Neuenrade in der Bezirksliga 4 ist weiter das Thema Nummer eins im Fußball-Sauerland.

Der Rassismus-Skandal und der damit verbundene Spielabbruch zwischen dem VfB Marsberg und TuS Neuenrade in der Bezirksliga 4 ist weiter das Thema Nummer eins im Fußball-Sauerland.

Abbruch nach Unterbrechung

„Du musst mehr Schweinefleisch essen, dann fällst Du auch nicht so schnell um“, hatte ein Marsberger Zuschauer am vergangenen Sonntag in der 78. Minute zu einem Gästespieler gesagt, der, nachdem er zuvor gefoult worden war, den Ball holen wollte. Danach kam es zu Tumulten und die Mannschaft des TuS Neuenrade verließ geschlossen den Platz. Schiedsrichter Yannick Iwersen (FC Overberge) brach schließlich die Partie nach einer Unterbrechung beim Spielstand von 3:1 für den VfB Marsberg ab, denn die TuS-Spieler weigerten sich, aus der Kabine wieder auf den Platz zurückzukehren. Vor diesem Vorfall soll es bereits zu Affenlauten gegenüber den Spielern aus Neuenrade gekommen sein.

Auch interessant

e59a0814-5be4-11ea-a6ba-c5e9263159cd
Von Rainer Göbel und Heinz Heinemann

„Die ganze Sache ist einfach nur peinlich und steht außerhalb jeglicher Diskussion. So etwas geht gar nicht. Wir können uns als Verein nur entschuldigen“, erklärt Frank Scheibe, Präsidiums-Mitglied des VfB Marsberg, gegenüber der Sauerlandsport-Redaktion und fügt hinzu: „Der Satz mit dem Schweinefleisch ist gefallen und damit hat eine verwirrte Seele den ganzen Verein in Verruf gebracht. Wir werden alles daran setzen, diese Einzelperson zu ermitteln und dann natürlich auch zu sanktionieren.“

Multikultureller Verein

Nicht bestätigen will der 50-jährige Scheibe, dass es zuvor Affenlaute gegenüber Spielern den TuS Neuenrade gegeben haben soll. „So etwas habe ich nicht gehört. Es war ein hitziges Spiel. Es ging sehr auf die Knochen und es gab viele Fouls sowie auch Tätlichkeiten, die allerdings nicht geahndet wurden. So hat sich die ganze Sache dann hochgeschaukelt und lief aus dem Ruder. Mit so einem Ende hatte ich allerdings nicht gerechnet, sondern eher mit zwei oder drei Roten Karten“, berichtet Scheibe.

Nach Auskunft von Frank Scheibe ist der VfB Marsberg ein multikultureller Sportverein, der großen Wert auf Integration legt, unter anderem wurden bereits im Jahr 2014 Flüchtlinge zu Trainingsabenden eingeladen. „Schon damals haben wir gezeigt, wie Miteinander und Vielfalt in Deutschland gehen können. Mit Ersan Gültekin haben wir zudem einen Marsberger mit ausländischen Wurzlen in unserem Präsidium“, teilt Scheibe mit.

Für die Spieler des TuS Neuenrade war es nicht das erste Mal, dass sie in dieser Saison bei Auswärtsspielen in der „Bundesliga des Sauerlandes“ von Zuschauern beleidigt worden sind. „Da ist immer wieder der eine oder andere Spruch gekommen, aber nicht so etwas wie jetzt in Marsberg“, sagt Dennis Bonevski, der seit dreieinhalb Jahren Sportlicher Leiter des Bezirksliga-Aufsteigers ist. „Mir fehlen auch heute noch die Worte. Wortgefechte auf dem Platz sind alltäglich, aber das hier war jetzt ganz tief unter der Gürtellinie. Da ist eine Linie überschritten worden. Ich ziehe den Hut vor den Jungs, dass sie vom Platz gegangen sind.“

Der TuS Neuenrade, Meister der Fußball-A-Kreisliga Lüdenscheid, hatte vor der Saison nicht nur den Wunsch geäußert, sondern auch den Antrag gestellt, den Verein in die Bezirksliga 4 einzugruppieren. „Wir fühlen uns auch weiter in der ,Bundesliga des Sauerlandes’ wohl“, sagt Bonevski.

Dreistufenplan umgesetzt

Für Torsten Perschke, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses Unna/Hamm, hat der erst 23-jährige Yannick Iwersen – seit 2011 Unparteiischer vom FC Overberge im Fußballkreis Unna/Hamm – alles richtig gemacht. „Yannick hat den Dreistufenplan umgesetzt: Ermahnen, den Platz verlassen, das Spiel abbrechen. Mehr kann er als Schiedsrichter nicht machen“, erklärt Perschke.

Dirk Potthöfer, Staffelleiter der Bezirksliga 4, wird nun den Sonderbericht von Schiedsrichter Yannick Iwersen, sobald er ihm vorliegt, an das zuständige Bezirkssportgericht weiterleiten.