Dortmund. Seit fast zwei Jahren arbeitet Edin Terzic als BVB-Trainer. Er hat Marco Rose abgelöst. Die Probleme sind ähnliche - mit ein paar Unterschieden.
Es ist immer das Problem, wenn man Entscheidungen im Nachhinein beurteilen möchte, dass sich nie mit Gewissheit sagen lässt, wie die Geschichte verlaufen wäre, hätte man einen anderen Weg eingeschlagen. Vor fast zwei Jahren setzte der BVB äußerst überraschend Trainer Marco Rose nach nur einem Jahr vor die Tore an der Adi-Preißler-Allee. Edin Terzic übernahm. Und wurde alles besser? Nun ja.
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Rose beschäftigten in der Saison 2021/22 ganz ähnliche Probleme wie nun Terzic. „Wir haben es bislang nicht geschafft, die Leute zu begeistern, sie richtig mitzunehmen, eine Euphorie zu entfachen“, sagte Rose etwa. Unter ihm gab es unerklärliche Blamagen, das Pressing funktionierte nur in einigen Phasen, der Borussia fehlten die Mittel, eine Partie 90 Minuten zu kontrollieren. So weit so bekannt.
BVB: Rose hatte Topstars wie Haaland und Bellingham
„Ich glaube, dass man zwei, drei Transferperioden braucht, um Dinge anzupassen, die man im Laufe der Monate feststellt, damit man die Kaderstruktur und die Personenstruktur verändern kann“, meinte Marco Rose damals. „Wir brauchen Spieler, die in der Lage sind, Spiele im Dreitagesrhytmus physisch und mental durchzuziehen.“
Es wäre interessant gewesen, wie sich der BVB entwickelt hätte, wenn Rose mit einem veränderten Personal noch einmal die Chance erhalten hätte, die Spielweise weiterzuentwickeln. Womöglich hätte er die Schwachstellen beseitigen können. Wobei man immer sagen muss: Unter ihm saßen noch Erling Haaland und Jude Bellingham, mittlerweile zwei der besten Fußballer der Welt, in der Kabine.
BVB-Personal: Gesucht wird ein Sechser
Seit Terzic an der Seitenlinie steht und Sebastian Kehl als Sportdirektor fungiert, hat der Verein mehr in die Physis investiert, dabei aber, dies fiel in diesem Winter auf, vernachlässigt, dass es ein Topverein auch spielerische Klasse benötigt. Gesucht wird jetzt vor allem ein Sechser, der den Takt vorgeben kann und die ersehnte Ballsicherheit mitbringt.
Edin Terzic hat den großen Vorteil gegenüber Marco Rose, dass ihm jeder und jede seine Zuneigung zu dem Traditionsklub aus der 600.000-Einwohner-Stadt abkauft. Die Fans schätzen ihn für seine Verbundenheit, andererseits hat ihn dies nicht davor geschützt, dass ihm während der Krise in der vergangenen Hinrunde der Gegenwind ins Gesicht stürmte, sein Job wackelte gewaltig.
BVB-Trainer Edin Terzic möchte hoch angreifen
Auch unter dem gebürtigen Mendener sucht Dortmund nach Spielkontrolle, es fehlt ein herausragendes Positionsspiel, das es braucht, um konstant zu überzeugen. So richtig weiß niemand, für welchen Fußball die Mannschaft stehen soll. Terzic möchte hoch angreifen, möglichst schnell und vertikal nach vorne preschen. Es gelingt nur in Phasen.
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Man muss dem 41-Jährigen hoch anrechnen, dass er im Winter bereit war, die Vereinslegenden Nuri Sahin und Sven Bender in sein Trainerteam aufzunehmen und er es seitdem schafft, dieses Team zu leiten. In der Rückrunde macht die Borussia Fortschritte, sie tritt stabiler auf, sie variiert mehr beim Spielaufbau (gerade durch Linksverteidiger Ian Maatsen), doch es bleibt in diesen Punkten viel Luft nach oben.
BVB greift in der Champions League nach den Sternen
„Lasst uns so laut sein wie noch nie“, hat Edin Terzic vor seinem Amtsantritt gesagt. Und trotz all der Probleme, hat er zwei Momente geschaffen, in denen der BVB wieder glühte, alle mitriss. Einmal das Mainz-Spiel, indem eigentlich die Meisterschaft gewonnen werden sollte. Und natürlich das Champions-League-Viertelfinale gegen Atéltico Madrid in dieser Saison, eine Partie, an die man sich lange erinnern wird. Und: Wer weiß, wo diese Königsklassen-Reise endet?
Blenden lassen darf sich beim BVB davon niemand, es bleiben Probleme, die der baldige Sportvorstand Lars Ricken beheben muss. Die Spielweise der Mannschaft muss verbessert werden, die Fans sehnen sich nach mehr Spektakel. Nur durch mehr Ballsicherheit lässt mehr Kontrolle erlangen. Edin Terzic wird die Gelegenheit bekommen, seinen Weg fortzuführen – anders als damals Marco Rose. Am Samstag treffen beide in Leipzig aufeinander; Rose trainiert längst RB und wurde dort Pokalsieger.