Dortmund. Der BVB kassiert weniger Gegentore. Aber wie gut sind die Verteidiger Mats Hummels und Nico Schlotterbeck? Eine Analyse zeigt ihre Schwächen.
Der BVB habe sich in der Rückrunde stabilisiert, das betonen sie im Verein gerade. In der Liga sei der Schnitt unter einem Gegentor pro Spiel, sagt etwa Verteidiger Nico Schlotterbeck. „Das ist schon sehr gut.“ Ein Grund sei die „Eingespieltheit“., meint Schlotterbeck.
In der Dortmunder Abwehr hat sich eine feste Zentrale gebildet; Schlotterbeck, 24, verteidigt meist gemeinsam mit Mats Hummels, 35. Beide möchten mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im eigenen Land antreten. Doch wie gut sind sie im Vergleich zu den Konkurrenten? Eine Datenanalyse von createfootball.
Bei der vergangenen Länderspielpause hat Bundestrainer Julian Nagelsmann auf Schlotterbeck und Hummels verzichtet, auch Niklas Süle, immerhin Top-Verdiener in Dortmund, blieb im Ruhrgebiet. „Ich weiß, dass ich seit Monaten perfome. Man legt es mir immer ein wenig anders aus, aber ich weiß, was ich kann“, meint Schlotterbeck dazu. Schaut man allerdings auf die Daten, dann zeigt sich, dass die beiden gesetzten deutschen Innenverteidiger, Antonio Rüdiger und Jonathan Tah, deutlich bessere Werte vorweisen.
BVB: Nur Mats Hummels zeigt sich bei der Zweikampfeffizienz in EM-Form
Bei der Zweikampfeffizienz am Boden und in der Luft zeigt sich von den Dortmunder Innenverteidigern einzig Mats Hummels in EM-Form, Schlotterbeck und Süle liegen nur unwesentlich über dem Bundesligadurchschnitt, was für die Ansprüche des BVB und der Nationalmannschaft deutlich zu wenig ist.
Eine große Stärke der drei Dortmunder ist ihre Proaktivität gegen den Ball. Wie ein Blick auf ihre Heatmap beweist, positionieren sich alle drei sehr hoch, um Bälle bereits in der gegnerischen Hälfte zu erobern. Hummels und Schlotterbeck performen ebenfalls stark im progressiven Passspiel, beide liegen in der Quantität ihrer Pässe ins letzte Drittel unter den besten fünf Innenverteidigern der Liga und damit deutlich vor Jonathan Tah und Waldemar Anton. Jonathan Tah spielt diese Bälle jedoch deutlich sicherer als jeder andere Verteidiger der Liga. Wobei man dabei einschränken muss, dass das Positionsspiel von Bayer Leverkusen in der Saison neue Maßstäbe setzt und Tah deswegen meist mehr und eindeutigere Anspielstationen hat.
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Niklas Süle und Mats Hummels sind ebenfalls im Bereich der Athletik, die Sprintwerte befinden sich nur auf durchschnittlichem Bundesliganiveau, weit von der deutschen Spitze entfernt. Sie können zwar mit gutem Stellungsspiel punkten und dadurch häufig klärend eingreifen, so dynamisch wie Tah, Rüdiger oder auch Anton sind nicht. Nur Schlotterbeck überzeugt mit seiner Schnelligkeit, dieser offenbart im Stellungsspiel und Zweikampfverhalten jedoch noch eine zu große Inkonstanz.
Fazit: So gut sind die BVB-Innenverteidiger Mats Hummels, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle
Im Vergleich mit der Spitze der Bundesliga und im Vergleich zur direkten Konkurrenz in der Nationalmannschaft liegen die Dortmunder Innenverteidiger teils deutlich zurück. Mit Jonathan Tah und Antonio Rüdiger scheint sich die Stammbesetzung in der Innenverteidigung eingespielt zu haben, um die Kaderplätze drei und vier werden sich alle drei Dortmunder mit Waldemar Anton duellieren. Zwar dürften sie nicht ganz aussichtlos sein, besonders Mats Hummels kann mit seiner Erfahrung und der Form in den vergangenen Wochen punkten. Für Niklas Süle wird es aber angesichts der starken Positionskonkurrenz und der Tatsache, dass er in drei der letzten vier Dortmunder Partien ohne Einsatzminuten blieb, schwierig, sich in den verbleibenden Partien für die EM zu empfehlen, zu schwach ist dafür seine Zweikampfintensität und -effizienz. Nico Schlotterbeck erreicht bis auf sein gutes progressives Passspiel und seine Schnelligkeit das international geforderte Niveau noch nicht.
Die BVB-Innenverteidiger im Vergleich
Statistikwerte | Mats Hummels | Nico Schlotterbeck | Niklas Süle | Bundesliga-Schnitt |
ERF. LUFTDUELLE | 63% | 56% | 62% | 60% |
ABGEFANGENE PÄSSE | 2,2 | 1,4 | 1,5 | 1,3 |
DEFENSIVZWEIKÄMPFE | 7 | 5,6 | 2,7 | 6,2 |
ERF. ZWEIKÄMPFE | 73% | 68% | 69% | 69% |
PASSGENAUIGKEIT | 90% | 89% | 93% | 87% |
PROGRESSIVE PÄSSE | 10,2 | 9,8 | 10,1 | 6,6 |
PÄSSE INS LETZTE DRITTEL | 8,2 | 8,9 | 6,4 | 6,5 |
PASSGENAUIGKEIT INS LETZTE DRITTEL | 76% | 79% | 83% | 70% |
ANGESPIELTE LAUFANGEBOTE | 38% | 45% | 53% | 50% |
PROGRESSIVE LÄUFE | 1,2 | 2,2 | 1,3 | 0,8 |
GESCHWINDIGKEIT | 32 km/h | 33,1 km/h | 32,9 km/h | 32,8 km/h |
Im Bundesliga-Vergleich ist der BVB dennoch in der Abwehr gut aufgestellt, müsste sich in Zukunft jedoch um einen Nachfolger für den statistisch besten seiner Innenverteidiger kümmern; Hummels‘ Vertrag läuft zum Saisonende aus. Dortmund möchte verlängern, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Am Samstag muss sich die Dortmunder Defensive bei RB Leipzig behaupten, dann kommt Paris Saint-Germain ins Ruhrgebiet. Es bleiben genug Gelegenheiten für Hummels und Schlotterbeck, für sich zu werben.
Die Konkurrenten der BVB-Innenverteidiger in der Nationalmannschaft
Statistikwerte | Waldemar Anton | Jonathan Tah | Antonio Rüdiger | Malik Thiaw |
ERF. LUFTDUELLE | 61% | 70% | 68% | 52% |
ABGEFANGENE PÄSSE | 5.6 | 4,1 | 3,7 | 3,7 |
DEFENSIVZWEIKÄMPFE | 4,9 | 4,7 | 3,7 | 7,7 |
ERF. ZWEIKÄMPFE | 68% | 71% | 73% | 65% |
PASSGENAUIGKEIT | 90% | 96% | 92% | 94% |
PROGRESSIVE PÄSSE | 8.8 | 8.7 | 5.1 | 6.9 |
PÄSSE INS LETZTE DRITTEL | 7.5 | 7 | 5,4 | 5,4 |
PASSGENAUIGKEIT INS LETZTE DRITTEL | 66% | 93% | 68% | 83% |
ANGESPIELTE LAUFANGEBOTE | 47% | 53% | 57% | 51% |
PROGRESSIVE LÄUFE | 1.4 | 0,9 | 0,8 | 1,3 |
GESCHWINDIGKEIT | 33,8 | 34,2 | 34,1 | 32,3 |