Gelsenkirchen. Schalke will bis zum Frühjahr einen Sportvorstand installieren, der mit Kaderplaner Ben Manga zusammenarbeiten muss. Ein Kommentar.
Aussagen von Ben Manga in der Öffentlichkeit sind rar geworden. Seit Youri Mulder den Posten des Interims-Sportchefs übernommen hat, ist der Eurofighter das Sprachrohr der sportlichen Leitung des FC Schalke 04, nicht mehr Kaderplaner Manga. Dass die Königsblauen seit Mulders Amtsübernahme besser spielen und nur eins der acht Zweitligaspiele in dieser Zeit verloren, liegt aber nicht allein an Mulder. Der Aufschwung hat viele Gründe. Einige haben mit Manga zu tun.
Erstens: In der Sommerpause an Ex-Trainer Karel Geraerts festzuhalten, war ein Fehler. Manga hatte eine Trennung gefordert, die Führung wünschte sich Kontinuität und entschied anders. Manga hatte Recht behalten, Vorstandschef Matthias Tillmann weiß das inzwischen. Zweitens: Mangas Wahl, Kees van Wonderen als Geraerts‘ Nachfolger zu verpflichten, war riskant und ging in den ersten Wochen schief. Inzwischen wird Manga für seine Idee gelobt, van Wonderen ist der Vater des gegenwärtigen Erfolges. Drittens: Torjäger Moussa Sylla – Mangas Königstransfer – ist auf dem Weg, Torschützenkönig der Zweiten Liga zu werden, Schalke winkt schon im Sommer ein dickes Transfer-Plus. Genau dafür wurde Manga geholt.
Schalke-Sommertransfers: Bisher ist allein Moussa Sylla ein Volltreffer
Kritik muss sich Manga weiterhin für seine Transferpolitik gefallen lassen. Mag sein zusammengestellter Kader inzwischen seine Qualitäten zeigen, auf die meisten seiner 15 externen Zugänge trifft das nicht zu. Allein Sylla ist ein Volltreffer, Janik Bachmann und Amin Younes waren zwischenzeitlich immerhin Stammspieler. Die verbleibenden 12 warten noch auf den Durchbruch, zwei sind sogar schon wieder weg (Ron-Thorben Hoffmann, Martin Wasinski). Tillmann gab Manga Rückendeckung, einige Neue würde man erst nach ein, zwei Jahren abschließend bewerten können. Rückendeckung, die sich Manga erarbeitet hat.
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Doch woran tüftelt Manga jetzt? Er will bis 3. Februar noch ein oder zwei Verstärkungen verpflichten und plant bereits den Transfer-Sommer 2025. Doch hier wird es knifflig: Manga kann Vorarbeit leisten, wen er tatsächlich holt, muss er mit dem Sportvorstand aushandeln, der spätestens im Frühjahr gefunden und verkündet sein soll. Schalkes Aufsichtsrat hat bereits durchblicken lassen, dass Manga ein wichtiger Teil der sportlichen Leitung bleiben, mit dem neuen Vorstand ein Team bilden soll. Doch das sollten keine leeren Worte bleiben.
Schalke-Kaderplaner Manga: In Frankfurt kam er mit Krösches Arbeitsweise nicht klar
Denn warme Worte hat Manga schon einmal gehört, als er bei Eintracht Frankfurt im März 2021 vom Chefscout zum Direktor Profifußball befördert worden war. Als sein Förderer Fredi Bobic Frankfurt im Sommer 2021 verließ, sollte der neue Mann auch zu Manga und dessen Arbeit passen. Dann kam aber Markus Krösche, und beide waren nicht einer Meinung, wie Scouting funktioniert. Manga und seine Scouts beobachten Kandidaten vor Ort, verschaffen sich einen persönlichen Eindruck, führen Gespräche, achten auf Details. Sie benutzen Datenanalyse als Unterstützung der eigenen Meinung. Krösche arbeitet genau andersherum, sehr datenfixiert. Der Live-Eindruck kommt bei ihm ganz am Ende, wenn zuvor alle Algorithmen, Daten und Videoeindrücke passen. Erst Schreibtisch, dann Stadion. Eine Idee, die Manga nicht gefällt.
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Diese Strategie-Unterschiede gingen nicht lange gut. Nur rund anderthalb Jahre nach seiner Beförderung verließ der inzwischen sehr unglückliche Manga die Eintracht, wechselte nach Watford. Es war eine Zeit, die ihn sehr beschäftigte, aus der er lernte, wie einige Interviews beweisen. Die Situation sei nicht einfach gewesen, sagte er im Winter 2022 zu Sport 1. Die Eintracht habe seine Arbeitsweise schließlich über viele Jahre kennengelernt. Über die Ereignisse sagte er: „Solche Fehler macht man vielleicht nur einmal.“ Einen Austausch mit Krösche habe es vor dessen Amtsantritt nicht gegeben. „Offenbar war ihm nicht bewusst, wie ich arbeite. Wenn mir erklärt wird, wie der Mitarbeiter vorgeht, kann ich immer noch prüfen, ob das zu meinem Arbeitsstil passt oder nicht und sagen: ,Wir müssen eine Lösung finden oder miteinander sprechen.‘ Dieses Gespräch gab es nicht.“
Eingebunden in die Schalker Suche nach einem Sportvorstand ist Manga natürlich nicht, das gehört nicht zu seinen Aufgaben. Und doch sieht er ganz genau hin und achtet darauf, ob sein Stil mit dem des neuen Mannes übereinstimmt. Zu Mangas Team gehören zahlreiche Scouts und Knappenschmiede-Chef Raffael Tonello. Entscheiden sich die Schalker für einen Kandidaten, der nicht zu Manga passt, droht sehr schnell die Unruhe, die Schalke gerade erst losgeworden ist.
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