Magdeburg. Seit drei Spielen ist Justin Heekeren Stammtorhüter des FC Schalke 04. Wie er in Magdeburg hielt, was er nach dem Spiel sagte.
Am Anfang musste sich Justin Heekeren wahrscheinlich noch an den Gedanken gewöhnen, plötzlich Stammtorwart des FC Schalke 04 zu sein, in einer Reihe mit Norbert Nigbur, Jens Lehmann und Manuel Neuer zu stehen. Nach dem dritten Zweitligaspiel der Saison wirkte der 23-Jährige aber schon wie ein Routinier, als er das 2:2 (1:2) beim 1. FC Magdeburg analysieren sollte. „Man sieht, dass wir uns weiterentwickelt haben im Vergleich zur vergangenen Saison“, sagte Heekeren auf Nachfrage dieser Zeitung. „Wir haben jetzt einen Sieg, ein Unentschieden und eine Niederlage auf dem Konto - wobei ich die Niederlage in Nürnberg differenziert betrachte. Sieht Ron Schallenberg nicht Gelb-Rot, gewinnen wir klar“, resümierte Heekeren. „Im Endeffekt können wir mit dem Start zufrieden sein.“
Schalke kassierte sechs Gegentore in drei Spielen
Auch er selbst konnte mit seiner Leistung leben - wären die nicht die beiden Magdeburger Treffer gewesen. „Ich hätte heute gern ein Zu-Null-Spiel gehabt, das täte mir auch mal gut“, sagte Heekeren. Nun sind es nach drei Spielen schon sechs Gegentore - zu viel für eine Mannschaft, die in die Top 6 der Zweiten Liga vorstoßen will. Was Heekeren aus egoistischer Sicht beruhigt: „Ich konnte nichts für eines dieser sechs Gegentore.“ Der 23-Jährige lebt seinem Traum - schon als Kind war er Schalke-Fan, über Umwege (Borussia Mönchengladbach, Rot-Weiß Oberhausen) kam er nach Gelsenkirchen. Eine Leihe in die belgische zweite Liga nach Maasmechelen in der Rückrunde 2023/2024 brachte ihm viel Selbstvertrauen.
„Ich spiele gern offensiv, zeige Präsenz. Das ist meine Philosophie.“
In Magdeburg erlebte Heekeren zwei verschiedene Halbzeiten. Zunächst wirkte er unsicher, sah bei einer Magdeburger Ecke nicht gut aus, wie er selbst zugab. „Ich fliege in dieser Szene unter dem Ball her, das stimmt. Aber das ist jedem Torwart schon passiert. Ich bin eben ein offensiver Torwart, normalerweise weiß die Mannschaft, dass ich den Ball kriege, wenn ich rauskomme.“ Auch wenn aus so einer Szene ein Gegentor entstehen sollte, will Heekeren von seiner mutigen Spielweise nicht abweichen: „Fliege ich unter dem Ball her, und er geht anschließend rein, komme ich trotzdem beim nächsten Mal wieder raus. Ich spiele gern offensiv, zeige Präsenz, das ist meine Philosophie.“
Wenn er den Ball bei einem Rückpass zugespielt bekam, hielt er ihn häufig lange, von den Magdeburger Fans gab es dann Pfiffe. „Taktik“, erklärte Heekeren. „Halte ich den Ball, muss der Gegner angreifen. Werde ich attackiert, haben wir automatisch einen Mann Überzahl. Das hat zunächst richtig gut funktioniert.“ Schalke ging durch Moussa Sylla in Führung (8.), spielte zu Beginn druckvoll.
Doch kurz vor der Halbzeit verspielte S04 die Führung. Beim ersten Gegentor traf nicht Heekeren die Schuld, sondern hauptsächlich Linksverteidiger Derry John Murkin. Der hätte den Ball unbedrängt aus dem Strafraum schießen müssen, rutschte aber aus und lud die Magdeburger zu einer Kombination im Fünfmeterraum ein. Marcus Mathisen schoss aus kurzer Entfernung aufs Tor, von Heekerens Kopf prallte der Ball zum 1:1 ins Netz - 40 Minuten waren da gerade gespielt.
Fünf Minuten später fiel gar das 1:2. Einen Kopfball von Martijn Kaars aus kurzer Distanz konnte Heekeren zur Seite parieren, der Ball drohte dennoch über die Linie zu fliegen. Mehmet Can Aydin schoss ihn beim Abwehrversuch ins eigene Netz, versperrte Heekeren zudem den Weg, um selbst noch einzugreifen. Ein verrücktes Ping-Pong-Tor.
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War die erste Hälfte ein Auf und Ab, lief es nach dem Wechsel besser für den Torwart. Heekeren zeigte insgesamt tolle sechs Paraden, wirkte bei zahlreichen Magdeburger Abschlüssen ganz sicher - beispielsweise bei den Schüssen von Mohamed El Hankouri (54./79.), Tatsuya Ito (56.) und Aleksa Marusic (88.). Weil Schalke-Kapitän Kenan Karaman noch ausglich (2:2/76.), hatte auch der Torwart einen Anteil am Punktgewinn. „Ich versuche das mitzugeben, was ich in der Vorbereitung gezeigt habe. Heißt: von hinten aufbauen, die Mannschaft im Spiel halten“, sagte er. 63 Ballkontakte hatte er, die meisten aller Schalker.
Immerhin Heekeren ist in Schalkes Deckung eine Konstante - an Formation und Personal bastelt Trainer Karel Geraerts noch ein bisschen herum. In der Vorbereitung probierte er überwiegend eine Dreierkette, in der Zweiten Liga wurde daraus eine Viererkette, in Magdeburg in der ersten Hälfte eine Fünferkette. Waren zu Beginn Tomas Kalas und Ron Schallenberg im Abwehrzentrum gesetzt, fehlten nun beide in Magdeburg - Kalas ist verletzt, Schallenberg musste eine Gelb-Rot-Sperre absitzen. Mit den Verteidigern Mehmet Can Aydin (Deutsch/Türkisch), Felipe Sanchez (Spanisch), Ibrahima Cissé (Französisch) und Derry John Murkin (Englisch) musste der Keeper zudem Sprachgrenzen überwinden. Vier Abwehrspieler - mehrere Muttersprachen. „Wir haben klare Kommandos, die jeder verstehe. Deshalb bin ich damit gut klargekommen“, sagte Heekeren.
Schalke-Heimspiel gegen Köln am Sonntag
Am Sonntag geht es mit einem Heimspiel gegen den 1. FC Köln (13.30 Uhr/Sky) weiter. „Ich bin - Stand jetzt - mit meiner Leistung in dieser Saison zufrieden“, sagte Heekeren. Er lebt weiter seinen Fußball-Traum.
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