Madrid. Felix Nmecha drängt sich bei Borussia Dortmund für weitere Einsätze auf, Kapitän Emre Can droht die Bank. Eine Königslösung fehlt aber.
Es gab da diese Szene, die irritierte, diesen Sprint von Emre Can unmittelbar vor dem vierten Tor Real Madrids am Dienstagabend. Der eingewechselte Kapitän von Borussia Dortmund musste als Aushilfsrechtsverteidiger ran. Weit in die gegnerische Hälfte war der 30-Jährige vorgestoßen, verlor den Ball – und musste dann in das wohl undankbarste Laufduell im Profifußball.
Vinicius junior sprintete das Feld entlang, Can hechelte hinterher. Auf halber Strecke drehte Can ab, nahm das Tempo heraus. Ein taktisches Foul zu begehen, den Brasilianer und späteren Torschützen am Trikot zu zupfen, darauf verzichtete der Mittelfeldspieler. Insgesamt war es mal wieder ein Beweis höchst unglücklichen Verhaltens des permanent umstrittenen Routiniers bei der 2:5-Niederlage des BVB in der Champions League.
BVB: Felix Nmecha und Marcel Sabitzer drängen in die Startelf
Dass Can den Beginn der Partie nur auf der Bank erlebte, hatte überrascht. Trainer Nuri Sahin setzte im zentralen Mittelfeld auf das Pärchen Felix Nmecha und Marcel Sabitzer, das in der ersten Halbzeit überzeugte. Gut möglich, dass beide auch am Samstag beim FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky) wieder in der Startelf stehen – und Can weiter unter Druck gerät.
Besonders Nmecha spielte auffällig, es war sein bester Auftritt von Beginn an seit Ewigkeiten. „Ich freue mich immer, wenn ich für Dortmund von Anfang an spielen kann, hier in Madrid war es besonders“, sagte Nmecha, der das „Selbstvertrauen“ seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit hervorhob und dafür sinnbildlich stand.
Es gab viele lobende Worte über Nmecha, auch von Sebastian Kehl. „Ich finde, Felix hat das sehr gut gemacht. Er war immer wieder präsent, hat eine große Ballsicherheit ausgestrahlt, Bälle gut verteilt“, sagte der BVB-Sportdirektor, der auch noch das intensive Zweikampfverhalten hätte erwähnen können, mit dem Nmecha unter anderem Reals Top-Star Kylian Mbappé Nerven raubte. Nmecha, 24, habe sich das durch gute Leistungen im Training und bei Kurzeinsätzen erarbeitet. Kehl erwartet nun, „dass er diesen Schritt, den er heute gezeigt hat, auch dauerhaft macht. Felix ist für mich ein toller Spieler, der ganz viel mitbringt, der uns dauerhaft viel Freude machen kann“. Doch es gibt auch Bedenken.
BVB: Felix Nmecha hat den Durchbruch noch nicht geschafft
Vor etwas mehr als einem Jahr hatten die Dortmunder für rund 30 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg verpflichtet, der Nationalspieler sollte das Mittelfeldzentrum mit Kreativität beleben – als Nachfolger des zu Real Madrid gewechselten Jude Bellingham. Nmecha tat sich schwer, wirkte häufig lethargisch, war keine Verstärkung – und war überdies über Monate hinweg verletzt.
Beim BVB wünschen sie sich nun den Durchbruch, doch ein Defizit wird Nmecha kaum beheben können. Er ist wie Sabitzer oder der zuletzt leicht angeschlagene Pascal Groß ein Achter, Can bleibt der einzige klare Sechser im Kader, für ihn gibt es keine echte Alternative. Bisher hat er in dieser Saison nicht nachgewiesen, dass er zwingend in die Startelf gehört. Nuri Sahin hat lange an seinem Kapitän festgehalten, möglicherweise muss er künftig mehr mit dem Trio Groß, Sabitzer und Nmecha improvisieren.
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