Dortmund. In der Verteidigung hat sich beim BVB viel verändert, doch ein Problem ist geblieben. Das zeigte nicht erst das Bochum-Spiel.
Es geht nun alles ziemlich fix bei Borussia Dortmund, das eine Spiel löst das andere ab. So ist es eben in den Englischen Wochen, in denen sich Champions-League-Partien zwischen den Bundesliga-Alltag mogeln. Gerade noch hat Sebastian Kehl den Heimsieg gegen den VfL Bochum (4:2) analysiert, da warf der BVB-Sportdirektor schon den Blick auf Celtic Glasgow, Gegner am Dienstag (21 Uhr/Prime) am zweiten Spieltag der neustrukturierten Königsklasse. „Ihr werdet euch mit dieser Mannschaft vielleicht noch nicht so sehr beschäftigt haben wie wir, aber die sind richtig gut“, versicherte Kehl.
Dann fangen wir doch mal damit an. 18 Punkte, ein Torverhältnis von 20 zu Null – mit dieser Bilanz steht Celtic an der Spitze der schottischen Premiership. Am Wochenende spielte der Klub aus der rauen Hafenstadt seinen Gegner St. Johnstone in deren Stadion mit feinem Kombinationsfußball her. Kyogo Furuhashi, ein antritts- und dribbelstarker Japaner, traf zweimal. Der 29-Jährige ist Celtics Unterschiedsspieler, sein Marktwert wird auf 14 Millionen Euro geschätzt. In die Europapokal-Saison startete Glasgow derweil mit einem souveränen 5:1 über Slovan Bratislava. Von wegen nur schottische Härte. Der BVB ist gewarnt.
BVB: Waldemar Anton und Yan Couto sind neu dabei
Und das liegt auch daran, dass in Dortmund noch lange nicht alles rund läuft zu Saisonbeginn, insbesondere mit Blick auf die defensive Stabilität – schon neun Gegentore nach fünf Bundesliga-Spielen, das entspricht nicht dem Anspruch eines Titel-Herausforderers. An diesem Teil des Kaders haben die Verantwortlichen im Sommer einige Veränderungen vorgenommen. Die Schwarz-Gelben lotsten Waldemar Anton (28), Kapitän von Vize-Meister VfB Stuttgart, ins Ruhrgebiet. Niklas Süle (29) ist wiedererstarkt aus der Formkrise getreten. Nico Schlotterbeck (24) soll Mats Hummels‘ Rolle als Abwehrchef übernehmen. Drei starke Innenverteidiger, um diesen Konkurrenzkampf beneiden viele Klubs den BVB. Julian Ryerson (26) und Ramy Bensebaini (29) sind für die defensiven Außenbahnen vorgesehen, Neuzugang Yan Couto (22) interpretiert seine Rolle offensiver.
Wie sich die Abwehr mit den verschiedenen Spielertypen optimal besetzen lässt, ist mit Beginn des Oktobers noch nicht final geklärt. Trainer Nuri Sahin hat in seinen ersten Wochen im Job vieles probiert. Zunächst begann der 36-Jährige mit allen drei Innenverteidigern auf dem Feld und Ryerson als hochstehenden Außenverteidiger auf rechts. Gegen Bochum spielte Schlotterbeck dann neben Anton, Ryerson rückte auf links, Couto gab sein Startelf-Debüt. Bensebaini, im Sommer von der sportlichen Leitung demonstrativ gestärkt, stand gegen Heidenheim (4:2) und Stuttgart (1:5) in der Anfangsformation.
BVB hadert mit der Restverteidigung
Einige Probleme aber erinnern an die vergangenen Jahre, das hat nicht erst der letztlich verdiente Derbysieg gegen Bochum am Freitagabend gezeigt, bei dem die Viererkette vor der Pause das eine oder andere mal mit viel zu einfachen Mitteln ausgehebelt worden ist. Alle Beteiligten mussten erstmal tiefdurchatmen, als VfL-Angreifer Myron Boadu frei auf Torwart Gregor Kobel zustürmte, aber offensichtlich zu viel Zeit zum Überlegen hatte. Statt das womöglich entscheidende 3:0 zu erzielen, schoss Boadu links am Tor vorbei. „Das hätte der Killermoment sein können, wo wir eine katastrophale Restverteidigung haben“, ärgerte sich Sahin. Es bleibt dabei: Steht der BVB hoch, weil er dominant sein möchte, haben gegnerische Spieler bei Ballgewinn schnell reichlich grüne Wiese vor sich. Auch ein Spieler wie der zur AS Rom gewechselte Hummels würde ob seines Tempodefizits keine große Hilfe sein. Die Probleme sind ohnehin tiefgründiger.
„Du musst eng an die Männer dran. Wenn sie mit dem Rücken zum Tor stehen, musst du die Bälle am besten erobern. Und das haben wir in der Szene nicht gemacht und standen dazu noch Mann gegen Mann“, beschrieb Sahin die Anordnung seiner Mannschaft vor dem Beinahe-3:0. „Ich hoffe, dass wir uns da schnell entwickeln, anders geht es nicht.“ Vor dem 0:1 durch Matus Bero (16.) erkannte Sahin derweil ein Abstimmungsproblem. Dass zudem Torwart Kobel ein Patzer unterlief, der zum zweiten Gegentor führte, passte ins Bild einer nicht immer konzentrierten Dortmunder Defensive. „Wir haben uns bei beiden Toren erneut nicht gut angestellt, das müssen wir abstellen“, meinte Kehl. Am besten schon gegen Celtic am Dienstag. Glaubt man dem Dortmunder Sportdirektor, wissen sie beim BVB ja genau, was sie erwarten wird.
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