Stuttgart. Der BVB ist vom VfB Stuttgart überrollt worden und hat verdient 1:5 verloren. Es war ein schmerzhafter Abend - auch für Waldemar Anton.

Als Schiedsrichter Florian Badstübner die Partie abpfiff, endeten 90 Minuten, die alte Wunden beim BVB aufgerissen hatten, die schmerzhaft waren. Weil erstens Verteidiger Waldemar Anton im Stadion des VfB Stuttgart beleidigt und bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde. Und weil die Dortmunder zweitens eine Vorführung erlebten, wie sie sie auch in der vergangenen Saison erlebt hatten.

Borussia Dortmund verlor durch Tore von Deniz Undav (4., 90.+1), Ermedin Demirovic (21.), Enzo Millot (62.) und El Bilal Touré (80.) verdient 1:5 (0:2), Serhou Guirassy hatte zwischenzeitlich verkürzt (75.). Die Borussen müssen sich erstmal sortieren. Es ist der erste herbe Dämpfer unter dem neuen Trainer Nuri Sahin.

Schon lange vor dem Anpfiff wurde es ungemütlich. Waldemar Anton hatte einen Ball in der rechten Hand, so stand er im Spielertunnel, wartete auf seine Mitspieler, marschierte mit ihnen auf den Rasen, um sich aufzuwärmen. Und wenn irgendjemand noch geglaubt hatte, dass dieser Sonntagabend für den Abwehrspieler vielleicht doch etwas ruhiger verlaufen könnte als erwartet, dann hörte er sogleich die Rufe der Stuttgart-Fans. „Anton, du bist ein H...sohn“, schrien sie. Damit war die Duftmarke gesetzt.

Kapitän Emre Can sieht die BVB-Demütigung zunächst von der Bank aus

Anton war im Sommer aus Stuttgart zum BVB gewechselt und bis zu diesem Zeitpunkt eine Identifikationsfigur bei den Schwaben, nun wurde der Nationalspieler ausgepfiffen. So laut, dass es sich anhörte, als würde man sein Ohr neben einen zischenden Wasserkessel halten. Der Ausgepfiffene ließ dies an sich abprallen, dafür wirkten seine Mitspieler geschockt.

Schon der Start ging in die Hose. Niklas Süle ließ sich von Ermedin Demirovic irritieren, der zwar im Abseits stand, aber gar nicht zum Ball ging. Plötzlich konnte Deniz Undav alleine auf das Dortmunder Tor zu rennen. Nico Schlotterbeck grätschte, verhinderte Undavs Schuss jedoch nicht mehr, so prallte der Ball vom Innenpfosten ins Tor.

„Geht das denn schon wieder los“, dachten wohl alle, die Schwarz-Gelb im Herzen tragen. Und: Ja, es ging schon wieder los.

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Denn die Borussen, bei denen Kapitän Emre Can wie gegen Heidenheim nur auf der Bank saß, mussten erleben, wie sie ihr Gegner überrollte. Stuttgarts Enzo Millot entwischte Schlotterbeck, köpfte aber rechts vorbei (16.). Nur wenig später beteiligte sich Marcel Sabitzer nicht energisch genug an der Defensivarbeit, auch die übrigen Dortmunder schauten zu. Maximilian Mittelstädt flankte daher in Ruhe auf Demirovic, der sich gewundert haben dürfte, wie unbedrängt er im Dortmunder Strafraum zum Kopfball hochsteigen durfte und so wenig Mühe hatte, die linke Torecke zu treffen (21.).

Serhou Guirassy trifft für den BVB

Schon führte Stuttgart mit zwei Toren Vorsprung, fast hätte Undav diese Führung noch mal erhöht, aber Torhüter Gregor Kobel verhinderte das dritte Gegentor. In der 28. Minute gab es das Duell zwischen Undav und Kobel noch einmal - wieder siegte der BVB-Schlussmann.

In der 30. Minute musste Felix Nmecha verletzt runter, Jamie Gittens, der Held vom 3:0-Sieg in Brügge, zog sich sein schwarz-gelbes Trikot über. Sabitzer rutschte auf die Sechserposition, auf der er sich wohlerfühlt. Und zumindest beruhigte sich die Partie ein wenig aus Dortmunder Sicht. Kurz vor der Halbzeitpause sprintete Gittens bei einem Konter nach vorne, zielte auf die linke Torecke, aber die Hand von Torhüter Alexander Nübel, früher mal auf Schalke, lenkte den Ball vorbei (45.+3).   

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In der Halbzeit blieben Karim Adeyemi und Julian Ryerson in der Kabine, Nuri Sahin brachte Ramy Bensebaini und Yan Couto. Der BVB hatte jetzt zumindest eine andere Arbeitseinstellung. Und eine kleine Torchance: Serhou Guirassy, der, obwohl er im Sommer ebenfalls aus Stuttgart nach Dortmund gekommen war, nicht ausgepfiffen wurde, kam mit seinem Schuss aber nicht an Torhüter Nübel vorbei (51.).  

BVB trifft am Freitag auf den VfL Bochum

Das zaghafte Aufbäumen des BVB wurde gestoppt, als Millot nach einem Stuttgarter Eckball auf 3:0 erhöhte und dabei eine Kopfballablage von Atakan Karazor nutzte (62.). Es gab weitere Stuttgarter Chancen, vor allem Undav blieb gefährlich. Aber es traf stattdessen ein Dortmunder: Serhou Guirassy, der einen von Jamie Gittens eingeleiteten Konter vollendete (75.). Nun kribbelte es wieder, Dortmund versuchte, noch näher ranzukommen. Doch Millot dribbelte Bensebaini und Schlotterbeck aus, passte auf El Bilal Touré, der das 4:1 erzielte (80.). Dann traf noch mal Undav in der Nachspielzeit. Was für eine Demütigung.

Freitag geht es weiter für den BVB, dann steht das Derby gegen den VfL Bochum an (20.30 Uhr/DAZN). Im eigenen Stadion dürfen die Wunden nicht noch größer werden.

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