Herning. Handball-Nationalspieler Julian Köster ist Fan des FC Schalke 04. Erst fiebert er gegen Nürnberg mit, dann spielt er bei der WM gegen Tunesien.
Der Handball-Nationalspieler Julian Köster fällt als unübersehbare Zwei-Meter-Mann für gewöhnlich nicht durch überschwängliche Einschätzungen auf, wenn es um seinen Sport geht. Als der 24-Jährige allerdings auf Schalke 04 angesprochen wird, wirkt das wie ein Code, der einen Tresor öffnet. Köster bewegt bei seinen Worten gelockert den Oberkörper, er lacht jetzt viel mehr, als wenn die Rede von Deckung und Neun-Meter-Wurf ist. „Man fühlt mit, leidet mit und freut sich. Schalke ist meine Leidenschaft“, sagt er und wünscht sich für die zweite Saisonhälfte der Königsblauen „schnell viele Punkte und Siege, damit es ruhig bleibt“.
Handball-WM: Köster und die Nationalmannschaft wollen ins Halbfinale
Am vergangenen Samstag ist Schalke mit einem torlosen Unentschieden bei Eintracht Braunschweig in das Jahr gestartet, an diesem Samstag trifft die Mannschaft von Trainer Kees van Wonderen auf den 1. FC Nürnberg. Vielleicht erhascht Julian Köster ja noch ein paar Augenblicke im TV, ehe die Vorbereitung auf das letzte Hauptrundenspiel der deutschen Handballer bei der WM in Dänemark beginnt. Um 20.30 Uhr geht es in der Jyske Bank Boxen von Herning gegen Tunesien, Deutschland steht bereits in der K.-o.-Runde und reist am Sonntag nach Oslo, wo am 29. Januar das Viertelfinale ausgetragen wird.
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Handball-WM: Köster mit den zweitmeisten Toren, aber noch Wacklern in der Deckung
Die deutschen Handballer haben in Dänemark bislang noch nicht ihre Souveränität und Zielstrebigkeit von der olympischen Silber-Mission in Paris und Lille zeigen können. Nach Renars Uscins (31) ist Rechtshänder Köster mit 21 Treffern vor Juri Knorr (17) bester Torschütze im Team von Alfred Gislason. Auch der Bundestrainer hat gesehen, dass Köster defensiv wackelt, offensiv einerseits gegen Polen und Tschechien kaum auffällt, gegen die Schweiz aber mit sechs Toren in einer starken zweiten Spielhälfte das 31:29 möglich macht und auch in den Spielen gegen Dänemark und Italien gesteigert hat. Vor allem im Viertelfinale kommt es aber auch andere Fähigkeiten des Rechtshänders an.
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Julian Köster entspricht dem Idealbild des Bundestrainers, ist für Alfred Gislason eigentlich „einer der besten Abwehrspieler der Welt“ ist. Gesagt vom 65 Jahre alten Isländer bei der Heim-EM im vergangenen Jahr, das für Julian Köster in Kombination mit dem Olympia-Abenteuer „ein ganz, ganz tolles 2024“ war. Der gebürtige Bielefelder, der in Brauweiler aufwuchs und Köln heute seine Heimat nennt, gehört zu den Wenigen, die ein Trainer sowohl im Angriff als auch in der Abwehr auf der Platte lässt. Im Vorwärtsgang gar auf der Königsposition im linken Rückraum; in der Deckung im Mittelblock neben Kapitän Johannes Golla, wo zur Begrüßung der Gegner nicht Hallo gesagt, sondern der Ellenbogen in die Magengrube gerammt wird.
Julian Köster bei der Handball-WM: Wer viel rackert, braucht auch viel Pause
Das körperliche Spiel geht an die Substanz, Köster benötigt daher genau wie Kreisläufer Golla immer wieder Ruhepausen. Er kann dieser Tage in Dänemark nach zehn Minuten Spielzeit schon mal aussehen wie nach einem Marathonlauf. In Frankreich glänzte Sebastian Heymann neben Golla, als sich Köster mehr um seine Offensivaufgaben kümmern konnte. Heymann fehlt nun aber verletzt, das Alternativ-Duo kommt von der TSG Hannover-Burgdorf und hört auf die Namen Justus Fischer sowie Lukas Stutzke.
„Wenn wir mit verschiedenen Reihen, mit unterschiedlichen Systemen verteidigen können, stellt das die Gegner vor andere Aufgaben. Das ist gut“, so Köster, der – von einer zweimonatigen Pause nach einem Innenbandriss im Knie und einer Bronchitis gezeichnet – noch nicht seiner 2024er Version entspricht. Seine Beweglichkeit, die Sprungkraft, das Verständnis für Anspiele an den Kreis, die Intuition, und Körperlichkeit, mit der er gegnerische Szenen vorhersieht und vereitelt, haben ihn bereits 2021 noch zu Gummersbacher Zweitliga-Zeiten zum Nationalspieler gemacht. Mit dem Altmeister ist Köster in dieser Saison gar im Europapokal aktiv. „Mehr Spiele auf international höchstem Niveau bedeuten, dass das auch meiner Entwicklung guttut.“
Schalke statt Halbfinale bei der Handball-WM? Für Julian Köster keine Option
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Auf die Erfahrung und mentale Aufarbeitung einer verpassten K.-o.-Runde wollten Julian Köster unbedingt verzichten. Die Hauptrunde wird für die deutschen Handballer am Samstag mit der Partie gegen Tunesien beschlossen. Der nächstmögliche Termin für einen Stadionbesuch im königsblauen Trikot mit dem eigenen Namen auf den Rücken wäre dann am Wochenende darauf, wenn der 1. FC Magdeburg am 1. Februar nach Gelsenkirchen kommt. Selbst für den leidenschaftlichen Schalke-Fan Julian Köster wäre dies keine Verlockung: Für tags zuvor ist das WM-Halbfinale angesetzt, das er für nichts sausen lassen würde.
