Braunschweig. Den Aufstiegskampf der 2. Liga verfolgt Schalke weiter nur aus der Entfernung. Nun stehen Heimspiele gegen Nürnberg und Magdeburg an.
Auf die Tabelle der 2. Bundesliga zu schauen ist aktuell ein Vergnügen, für neutrale Fußballfans jedenfalls. Vier Punkte liegen zwischen dem Ersten und dem Neunten, auch die Abstiegsplätze sind heiß umkämpft. Es gibt große Spannung, irre Ergebnisse und Wendungen. Der FC Schalke 04 aber macht bei alldem nicht mit. Er ist im Niemandsland angekommen, wirkt auf dem 13. Tabellenplatz wie festgetackert, der Start ins Jahr 2025 war ernüchternd, nicht euphorisch. Bei einem der emotionalsten Klubs Deutschlands ist so gespenstisch ruhig aktuell, das langweilige und weitgehend ereignislose 0:0 bei Eintracht Braunschweig am Samstag passte zu dieser Ruhe wie Huub Stevens zur stehenden Null.
Es war in Braunschweig nicht möglich, irgendeinen Schalker zu finden, der nicht haderte. „Wir waren nicht zwingend genug“, sagte Kapitän Kenan Karaman und meinte die Schlussphase, als Schalke nach einer Roten Karte für den Braunschweiger Jannis Nikolaou (67.) in Überzahl spielte, aber aus fünf Ecken, 18 Torschüssen, 26 Flanken und klarsten Chancen von Moussa Sylla (75./87.) kein Tor erzielte. „Wenn du 20 Minuten vor dem Ende mit einem Mann mehr auf dem Platz stehst, möchtest du gewinnen, wenn es 0:0 steht“, seufzte Sportchef Youri Mulder. So gut war die kurze Winter-Vorbereitung gelaufen, dass die Fans Schalke sogar eine Aufholjagd Richtung Aufstiegskampf zutrauten. Und dann? „Wenn man die zweite Halbzeit sieht, haben wir zwei Punkte verloren“, erklärte Trainer Kees van Wonderen.
Schalker Sturm-Personal: Höjlund und Amoussou-Tchibara sind verletzt, Lasme wurde verliehen
Gestolpert ist Schalke nicht, doch nach der Leichtigkeit der Vorbereitung lag am Sonntag eine große Portion Schwermut über Gelsenkirchen. Was nicht allein am tristen Tabellenbild (zehn Punkte Rückstand zu den Aufstiegsplätzen, sieben Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz) lag. Das perfekte Bild, dass der 27-Mann-Kader im Trainingslager in Belek abgab, ist längst verwischt. Gaben die Schalker Stürmer Bryan Lasme Anfang der Woche an die Grasshoppers Zürich ab, weil er nur wenig Einsatzzeit bekommen hätte, fragen sie sich nun, ob das so klug war. Emil Höjlund (Oberschenkel) und Zaid Amoussou-Tchibara (Knie) schieden im Training verletzt aus, Linksverteidiger Derry John Murkin erwischte es im Braunschweig-Spiel am Knöchel, er schrie vor Schmerzen. Am Montag soll es eine Diagnose geben, Youri Mulder rechnet mit einer schwerwiegenden Bänderverletzung. „Wenn man direkt anzeigt, dass man raus muss, ist das nie gut“, sagte van Wonderen.
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Muss Schalke doch noch in der Winter-Transferperiode neue Spieler verpflichten? In Belek klang das nicht so, und nun? „Wir denken über alles nach“, sagte Youri Mulder. „Wir haben durchgehend Schattenlisten für den Fall, dass irgendetwas passiert. Man sieht ja: Stürmer sind verletzt, ein linker Verteidiger ist verletzt.“ Kaderplaner Ben Manga ist ständig an seinem Mobiltelefon anzutreffen. Trainer van Wonderen wünscht sich eine Verstärkung für die Offensive, da aktuell nur noch die Torjäger Kenan Karaman und Moussa Sylla zur Verfügung stehen. „Wir brauchen da etwas, arbeiten daran und hoffen, dass etwas klappt“, erklärte van Wonderen.
Schalke-Kapitän Karaman über Karius: „Er ist ein einwandfreier Typ“
Ein Neuer ist bereits da. Ersatzkeeper Loris Karius stand vier Tage nach seiner Verpflichtung noch nicht im Kader, hatte die Mannschaft aber begleitet. Sehr bodenständig sei Karius, betonte Kapitän Karaman. „Er ist ein einwandfreier Typ. Für Loris ist es eine gute Chance. Aber auch wir wolle von ihm profitieren.“ Youri Mulder dachte an einen anderen Aspekt: „Loris ist ein Torhüter, der auf dem allerhöchsten Niveau gespielt hat. Überall in Europa war der Wechsel eine Nachricht wert, das ist doch schön.“ Noch ist Justin Heekeren die Nummer 1, viel zu tun bekam er in Braunschweig nicht. „Wir wollen den Konkurrenzkampf“, sagte Mulder.
In den nun folgenden Heimspielen gegen Nürnberg (25. Januar) und Magdeburg (1. Februar) hält Heekeren. Gibt es dann endlich wieder Spektakel auf Schalke? Einen, der im eiskalten Braunschweig mit dicker Wollmütze auf der Tribüne saß, würde das freuen: Klubchef Matthias Tillmann. Am Mittwoch beginnt die Zeichnung der Anteile für die Fördergenossenschaft, laut Tillmann „ein besonderer Tag für den Verein.“
Rund um die Heimspiele wollen die Schalker für die Fördergenossenschaft trommeln, sie hoffen auf gute Laune der Fans und Mitglieder, viel Applaus. Denn eine trübe Nullnummer soll die Genossenschaft nicht werden.
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