Essen. Merih Demiral wird nach seinem Wolfsgruß für zwei Spiele gesperrt. Dies trifft ihn. Und die Strafe ist richtig. Aber, es gibt ein Aber.
Wie viele Spiele die Türkei noch bei dieser Europameisterschaft erleben wird, ist offen. Nun steht aber fest, dass es das Land bis ins Finale schaffen muss, damit Merih Demiral, der umstrittene Held aus dem Achtelfinale, noch einmal am Turnier teilnehmen darf. Die Uefa hat den Verteidiger für zwei Partien gesperrt, weil dieser im Torrausch gegen Österreich den Wolfsgruß gezeigt hatte.
Und dies ist, um das hier direkt zu betonen, die richtige Entscheidung. Der Wolfsgruß ist in Deutschland zwar nicht verboten, aber er ist das Symbol der „Grauen Wölfe“, so werden die Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“ bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Ein politisches Symbol für Fremdenhass kann und darf die Europäische Fußball-Union nicht akzeptieren. Diese Geste ist in der Türkei weit verbreitet, Merih Demiral wird gewusst haben, was er da zeigt.
Der Wolfsgruß - die Macht von Symbolen ist groß
Die Macht von Symbolen sollte nie unterschätzt werden. In vielen Momenten nimmt man bei diesem Turnier rechte Meinungsäußerungen wahr. Ungarn-Fans, die „L’Amour toujours“ pfeifen. Schweizer Fans haben dies auch gemacht. Im österreichischen Fanblock in Berlin hing ein Banner mit der Aufschrift „Defend Europe“ (Verteidigt Europa). Es handelt sich dabei um einen Slogan der rechtsextremen Identitären Bewegung. Wenn Symbole wie der Wolfsgruß sogar auf den Platz getragen werden, werden sie weiter normalisiert. Hier muss eine klare Grenze gezogen werden, und es sollte sich niemand von der erwartbaren Provokation des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan einschüchtern lassen.
Merih Demiral verpasst das wohl größte Spiel seiner Karriere
Merih Demiral verpasst nun das vielleicht größte Spiel seiner Karriere. Diese Sperre trifft ihn und sie wird Wirkung zeigen. Nur sollte sich niemand etwas vormachen. Sperren zersprengen keine Gedanken, keine Gesinnungen. Und es hilft nie, Menschen nur wegzustoßen. Da gilt gerade für die vielen Männer und Frauen mit türkischen Wurzeln in Deutschland, bei ihren Fanfesten lässt sich der Wolfsgruß sehr häufig entdecken. Natürlich sind sie Teil der offenen Gesellschaft in diesem Land, aber diese Gesellschaft kann nur zusammenwachsen, wenn sie Ausgrenzung nicht akzeptiert. Das gilt für den Wolfsgruß genauso wie für andere faschistische Symbole.