Dortmund. In Deutschland gibt es so viele unterschiedliche Geschichten. Irgendetwas Verbindes braucht es da. Aber was, fragt sich der Reporter.
Der Weg des Reporters zum Dortmunder Stadion führt durch die Nordstadt, einen Stadtteil, den schon die überregionale Presse besucht hat, um herauszufinden, ob es hier wirklich so viele Probleme gibt, wie sich erzählt wird (die Antwort, wie so häufig: ja und auch nein). Es hängen hier türkische Flaggen aus den Fenstern, auch albanische, rumänische, deutsche; es stehen große Flachbildschirme vor italienischen Espressobuden, vor syrischen Imbissläden. Vor türkischen EM-Spielen sind die Straßen verstopft, es wird gehupt, Fahnen werden geschwenkt. Es knistert.
Es gibt aber eben auch türkische Männer und Frauen, die ganz offen den Wolfsgruß aus den Autofenstern zeigen, ein Symbol der rechtsextremen Grauen Wölfe. Bei einem Ungarn-Spiel konnte man hören, wie ein Teil der Zuschauer „L’Amour toujours“ von Gigi D’Agostino pfiff, auch aus dem Schweiz-Block erklang die Melodie schon, und zwar nicht zufällig, sondern genau wegen jenem Sylt-Video, das viele in Deutschland berechtigterweise verschreckt hat.
Und man kann sich fragen, kann es guten Patriotismus geben? Verschwimmt Vaterlandsliebe irgendwann immer zu Nationalismus?
Schwarz-Rot-Pink: Klingt doch eigentlich ganz gut
In Deutschland leben über 80 Millionen Menschen, viele haben ihre Wurzeln woanders, es gibt Reiche und Ärmere, Durchstarter und Individualisten. Manche leben in der Nordstadt, manche urlauben auf Sylt, es gibt so viele unterschiedliche Geschichten, so viele unterschiedliche Vorlieben, so viele Schwierigkeiten. Irgendetwas Verbindendes braucht es da.
Der Reporter selbst tut sich schon immer schwer mit Deutschtümelei, aber ein unverkrampftes Verhältnis zu diesem Land ist angesichts der Vergangenheit und der Gegenwart (einmal die rechtsextremen Taten betrachten) schwer herzustellen. Aber, aber, werden manchen meinen. Neee, kein Aber.
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Zurück zur Nordstadt, hier sieht man auffällig häufig auch Jugendliche in Deutschland-Trikots, deren Väter oder Großmütter vermutlich aus einem anderen Teil dieser Welt stammen. Anscheinend können sie sich mit der bunten Nationalelf identifizieren, oft tragen sie das pinke Auswärtsshirt. Ein Patriotismus, der nicht ausschließt, sondern alle, die möchten, mit in seinen Kreis lässt, mag eine Utopie sein. Aber: Schwarz-Rot-Pink klingt doch eigentlich ganz gut.