Essen. England hat sich bei der EM 2024 ohne Niederlage den Gruppensieg gesichert. Für die Leistungen ernten Spieler und Trainer aber Hohn und Spott.
Wie hoch die Erwartungen an die englische Nationalmannschaft bei dieser Europameisterschaft sind, wurde nach dem Spiel gegen Slowenien deutlich. Trainer Gareth Southgate wagte sich nach dem 0:0 gegen Slowenien in Richtung Fankurve und bekam die Wut der englischen Anhänger zu spüren. Mehrere Bierbecher flogen ihm in Köln entgegen, es wurde laut gepfiffen. Nach dem Spiel arbeiteten sich Experten und die Presse an den Three Lions ab. ZDF-Analyst Christoph Kramer ist davon überzeugt, dass spätestens in der nächsten Runde Schluss für das Southgate-Team sei.
Das mit zahlreichen Topstars gespickte englische Team hat gegen Fußball-Zwerg Slowenien enttäuscht, sich aber dennoch als ungeschlagenener Gruppensieger für das Achtelfinale qualifiziert. Die vermeintlich schwerere Seite des Turnierbaums bleibt England somit erspart: Duelle mit Deutschland, Spanien oder Frankreich sind frühestens im Finale möglich. Es spricht vieles dafür, dass der amtierende Vize-Europameister das Endspiel in Berlin trotz der bisher mäßigen Vorstellungen erreicht.
EM 2024: England hat genug Qualität, um das Finale zu erreichen
Die Qualität von Spielern wie Harry Kane, Jude Bellingham oder Phil Foden wird die Engländer bis zum Finale in jedem Spiel zum Favoriten machen. Im Lager der deutschen Mannschaft dürfte deshalb keine Trauer ausgebrochen sein, als Dänemark und nicht England als Achtelfinal-Gegner feststand. Bei aller Kritik ging unter, dass die Three Lions nur ein Gegentor kassiert haben. Die Defensive steht, vorne kann gegen die meisten Gegner ein genialer Moment reichen. Mit diesen Voraussetzungen kann man Titel gewinnen.
Dass Trainer Southgate etwas ändern muss, dürfte ihm bewusst sein. Im eigenen Ballbesitz fehlen die Ideen, das Mittelfeld-Zentrum ist die einzige Schwachstelle im englischen Team. Der Faktor Erfahrung sollte der Mannschaft aber in die Karten spielen. Schon bei der EM 2021 tat sich England in der Vorrunde schwer, erreichte dann aber noch das Finale. Eine personelle Veränderung oder eine taktische Umstellung könnten schon reichen, um dieser hochbegabten Mannschaft in die Spur zu verhelfen.
+++ Pfiffe, Bierbecher, kein Konzept: EM-Spott für England +++
Auch Deutschland hatte 2014 Probleme
Wie schnell sich das Blatt bei einem Turnier wenden kann, zeigen die Beispiele der letzten drei Weltmeister. Deutschland hatte in Brasilien Probleme mit Ghana und Algerien, Frankreich quälte sich 2018 durch eine Vorrundengruppe mit Australien, Peru und Dänemark und Argentinien blamierte sich 2022 zum Auftakt gegen Saudi-Arabien. Jüngstes Beispiel bei einer EM: Portugal wurde 2016 ohne Sieg in der Vorrunde Europameister. Ein hochkarätig besetztes Team wie England sollte daher nicht zu früh abgeschrieben werden.