Köln. England hat die EM-Gruppe C trotz der dritten schwachen Leistung im dritten Spiel gewonnen. Das Spiel gegen Slowenien endete 0:0.

270 Minuten stand die englische Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft bisher auf dem Platz, es waren 270 Minuten voller Langeweile, Fehlpässe, Tristesse und bitterer Enttäuschung. Weil die Gegner die englische Schwäche nicht ausnutzen konnten, genügte den Engländern ein furchtbares 0:0 gegen Slowenien, um als Gruppensieger ins Achtelfinale einzuziehen.

Erster England-Torschuss in der 31. Minute

Die Slowenen hatten gut zugesehen und festgestellt, wie einfach es Serbien und Dänemark in den ersten beiden Spielen gefallen war, den sündhaft teuren englischen Kader in Verlegenheit zu bringen. Und viel war dazu gar nicht nötig: In die eigene Spielhälfte zurückziehen, den Strafraum verrammeln, und - wenn möglich - nach Ballgewinn schnell den Konter suchen.

Einfacher Fußball, der aber diesmal genügte. 30 beschämende Minuten lang gelang den Engländern nur ein Angriff, doch Bukayo Saka stand im Abschluss klar im Abseits (20.). Und sonst? Sie wirkten so hilf- und konzeptlos, dass ihnen auch gegen elf Trainingshütchen aus Plastik nicht viel mehr als Quer- und Rückpässe eingefallen wären. Keine Kombinationen, viele Missverständnisse - und das gegen eine Mannschaft aus einem 2,1-Millionen-Einwohner-Land mit zwei Zweitligaspielern in der Startelf. Der Marktwert von Jude Bellingham (180 Millionen Euro) übersteigt den des gesamten slowenischen 26-Mann-Kaders um 40 Millionen Euro.

Zwei Abschlüsschen bekamen die Engländer in der Viertelstunde vor der Pause zustande, Harry Kane (31.) und Phil Foden (35.) schossen den Ball in die Arme von Torwart Jan Oblak. Die Offensivbewegungen der Slowenen waren auch nicht viel besser - vor allem ihre Konterchancen spielten sie viel zu schlecht aus. Aber ihre Fans unter den 43.000 Zuschauern in Köln verübelten ihnen das nicht - sie wussten: Ein Unentschieden würde ihnen zum Achtelfinal-Einzug genügen. Schiedsrichter Clement Turpin verzichtete auf Nachspielzeit - gut so. Es war ein grauenvolles Fußballspiel.

Der umstrittene englische Trainer Gareth Southgate reagierte in der Pause zwar mit einer Auswechslung - der 19 Jahre alte Kobbie Mainoo ersetzte Conor Gallagher - doch das Spiel änderte sich nicht. Zuletzt dürfte in einem EM-Spiel Topfavorit gegen Außenseiter Deutschland gegen Lettland 2004 (0:0) so schwach gewesen sein - die DFB-Elf flog früh raus, Bundestrainer Rudi Völler ging freiwillig.

Zweite Halbzeit: Eine Mischung aus Standards und Zeitspiel

In ihrer Einfallslosigkeit bemühten sich die Engländer nach der Pause darum, Standardsituationen herauszuholen - gute Schützen und starke Kopfballspieler stehen genug im Kader. Eigentlich. Doch weder die Ecken noch die Freistöße wurden richtig gefährlich - ein Raunen der englischen Fans gab es nur, weil der Ball endlich einmal den Strafraum des Gegners erreichte. Es blieb ein furchtbares Gekicke, bei dem alle Zuschauer genügend Zeit hatten, sich zu fragen, warum England in so ziemlich jeder Favoriten-Diskussion vor der EM spätestens an zweiter Stelle genannt worden war.

Auf dem Platz ereignete sich fast nichts (England hatte den Ball, Slowenien nicht, das war‘s), doch je trister es wurde, je langsamer - gefühlt - die Sekunden verrannen, desto lauter wurden die englischen Fans. Da lohnte es sich zeitweise mehr, die Tribüne zu beobachten als das Geschehen auf dem Rasen zu verfolgen. In der Schlussphase bemühten sich die Slowenen auch noch um alle Mittel der unfairen Zeitverzögerung. Aber das unattraktive Spiel konnte auch dadurch nicht noch schlechter werden. Es blieb beim 0:0.