Stuttgart. Der Münchner begeistert auch im zweiten EM-Gruppenspiel. Auf dem Platz hat er einen erstaunlichen Reifeprozess hinter sich.
Am Mittwochabend wurde Jamal Musiala seinem Kosenamen „Bambi“ gerecht. 40 Sekunden, zwei Antworten – dann war sein Auftritt in der Mixed Zone schon wieder vorbei. Schnell weg von Mikrofonen und Kameras. Wie ein scheues Reh eben.
Was für ein Unterschied zu dem, was Musiala, zarte 21 Jahre jung, zuvor auf den Rasen des Stuttgarter Stadions gezaubert hatte. Den Ball am Fuß klebend spielte er sich durch die ungarischen Abwehrketten, huschte seinen überforderten Gegenspielern davon, schoss nach 22 Minuten das 1:0 im zweiten EM-Gruppenspiel und legte damit den Grundstein für den 2:0-Sieg. „Jamal ist unglaublich“, schwärmte Kapitän Ilkay Gündogan. „Er macht die unerwarteten Sachen, er macht den Unterschied und das in diesem jungen Alter. Ich liebe ihn. Er ist schon jetzt ein kompletter Spieler und zudem so ein netter Typ.“
146 Minuten hat Musiala bei diesem Turnier gespielt, zwei Tore hat er schon erzielt. „Ich habe das Selbstvertrauen, dass der Ball auch reingeht“, sagt der Profi von Bayern München. Ein großer Unterschied zur WM in Katar, als der Ball verflixt noch mal nicht die Linie überqueren wollte.
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Ob er nun Torschützenkönig werden wolle? „Weiß ich jetzt nicht, der Fokus ist immer auf dem nächsten Spiel, dass ich da meine Leistung bringe und alles gebe. Die Tore kommen schon.“ Und dann waren die 40-Interview-Sekunden auch schon vorüber.
Andere sprachen ausführlicher über Musiala, nach „zwei brillanten Auftritten“, die ihm Julian Nagelsmann attestierte. „Es ist wichtig für ihn, nicht an den Druck zu denken, sondern nur an seine Qualität“, meinte der Bundestrainer. „Ich hatte viele Gespräche mit Jamal, schon bei Bayern und auch jetzt: Er soll spielen wie auf dem Bolzplatz mit seinen Freunden.“ Ein Zocker eben.
DFB-Team: Jamal Musiala hat aus zwei Turnieren gelernt
Doch Musiala ist gereift, was dazu führen könnte, dass er bei dieser Europameisterschaft zum großen Star wird. Erstaunlich war sein Spiel schon bei der EM 2021, atemberaubend bereits seine Dribblings in Katar vor anderthalb Jahren. Inzwischen trifft Musiala allerdings häufiger richtige Entscheidungen. Er lernt während des Spiels daraus, wenn er sich wie am Mittwoch in ungarischen Abwehrbeinen verheddert. Im Strafraum sind seine Abschlüsse nicht mehr zittrig, sondern überlegt. Bambi ist nach drei Turnieren und mittlerweile 34 Champions-League-Partien flügge geworden. Zumindest auf dem Platz.
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