Siegen/Bad Berleburg. Warum der Kreis Siegen-Wittgenstein keine neuen Träger für das einst weltweit beachtete Artenschutzprojekt im Rothaargebirge findet.
Seit einem Jahr ist die einst freilebende Wisentherde im Rothaargebirge in einem 25 Hektar großen Gatter bei Bad Berleburg eingesperrt. Dass sich die Rinder irgendwann doch noch einmal in den heimischen Wäldern frei bewegen können, steht mehr denn je in den Sternen.
„Es gibt weiterhin keine positive Fortführungsprognose für das Freisetzungsprojekt“, betont Torsten Manges vom Kreis Siegen-Wittgenstein auf Anfrage der WESTFALENPOST. Der Kreis finanziert mit einem Anteil von 20 Prozent die Betreuung und Versorgung der eingesperrten Wisente (Futter, Tierarzt usw.). Den Löwenanteil (80 Prozent) übernimmt das Land NRW.
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Laut Kreissprecher Manges sei es nach der Insolvenz des Trägervereins „Wisent Welt Wittgenstein“ nicht gelungen, neue Projektträger zu finden – beziehungsweise eine neue Träger-Struktur: „Somit konnte bislang eine zukünftige Finanzierung des Freisetzungsprojekts mit einem Finanzbedarf von mindestens 500.000 Euro jährlich nicht sichergestellt werden, zumal das Land NRW signalisiert hat, zukünftig keine umfassende Förderung eines solchen Projektes bereitstellen zu wollen.“
Dass sich „potenziell interessierte Vereine und Verbände“ bislang nicht zu einer Mitwirkung durchringen konnten, habe auch mit ungeklärten rechtlichen Fragen zu tun, so Manges weiter. Der Landesverband NRW des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert in einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg die sofortige Freilassung der aus seiner Sicht streng geschützten Tiere. „Es gibt noch keine Entscheidung in unserem Haus“, bestätigt Gerichtssprecher Kai Hendrik Teipel.
Oberverwaltungsgericht entscheidet über Eilantrag
Im August war ein Eilantrag des BUND abgewiesen worden. Nach Auffassung des Verwaltungsgerichts hätte der Verband seine Forderung nach einem naturschutzrechtlichen Einschreiten an die Bezirksregierung Arnsberg als höhere Naturschutzbehörde richten müssen und nicht an den Kreis Siegen-Wittgenstein. Der Eilantrag liegt jetzt beim Oberverwaltungsgericht Münster.
Erschwerend hinzu kämen „eigentumsrechtliche Probleme“, so Kreissprecher Manges. Die Insolvenzverwalterin des bisherigen Projektträgers habe die Wisente aus der Insolvenzmasse herausgenommen. Manges: „Damit ist der Verein weiterhin Eigentümer und Tierhalter dieser Tiere.“ Der Verein habe aber inzwischen „sich selbst als nicht mehr handlungsfähig deklariert“.