Hallenberg/Bonn. Der Priester aus Hallenberg im Sauerland wird in den Betroffenenbeirat der deutschen Bischofskonferenz gewählt. Was das bedeutet.
Der Sauerländer Priester Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe ist vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in den Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gewählt worden. Das teilte Rothe unserer Redaktion gestern mit. Dem Gremium gehören 12 Mitglieder an. Der Beirat soll das Erfahrungswissen und die Perspektive der Betroffenen in die Bekämpfung von sexuellem Missbrauch und Gewalt und in die Unterstützung der Opfer bei der Deutschen Bischofskonferenz einbringen.
Der erste Betroffenenbeirat der DBK wurde 2022 einberufen. Nachdem das bisherige Mandat ausgelaufen war, sind vier neue Mitglieder für die neue Amtsperiode gewählt worden, darunter Rothe, der in Hallenberg ausgewachsen ist, wo auch seine Familie lebt. Neben Rothe wurde noch ein weiterer Sauerländer berufen: Burkhardt Stutenz, gebürtiger Attendorner und Mitglied der Paderborner Betroffenen-Vertretung.
Lesen Sie auch
- Sauerländer Abt: Katholiken sind den ständigen Streit leid
- Weniger Kirchensteuer, aber mehr Geld im Erzbistum Paderborn
- Beliebter Pfarrer Ludger Hojenski gibt seine Stelle ab
Rothe ist möglicherweise das bekannteste Missbrauchsopfer in Deutschland; er war der erste katholische Priester, der öffentlich gemacht hatte, dass er Missbrauch durch einen Bischof erlitten hat. Inzwischen engagiert sich Rothe auch für andere Geistliche, Ordensleute und pastorale Mitarbeiter, die Missbrauch erleiden mussten. Zu dem Thema hat er das Buch „Missbrauchte Kirche. Eine Abrechnung mit der katholischen Sexualmoral und ihren Verfechtern“ geschrieben.
Rothe hat sich für einen Sitz im Betroffenenbeirat beworben. „Ich war selbst überrascht, dass die Auswahlkommission mich gewählt hat“, sagte er gegenüber unserer Redaktion. Denn in seinem Erzbistum München und Freising erfährt der kritische Geistliche, der in der Trauerpastoral eingesetzt wird, durchaus nicht nur Wertschätzung für seinen beharrlichen Einsatz gegen Missbrauch und Vertuschung.
Drei Anliegen nimmt der Sauerländer mit in den Betroffenenbeirat. „Ich möchte das Thema Theologie mit hineinbringen und das Augenmerk darauf richten, dass die katholische Doktrin endlich einmal daraufhin untersucht wird, ob sie Risikofaktoren für Missbrauch enthält, zum Beispiel die Sexualmoral“, schildert er. Außerdem will der promovierte Kirchenrechtler dafür eintreten, dass die Betroffenen bei kirchenrechtlichen Fragen über den Stand der Dinge informiert würden, das sei derzeit nicht der Fall. Drittens möchte Rothe „eine Vereinheitlichung der Maßstäbe für solche Betroffenenbeiräte anregen. Es ist dringend notwendig, dass einheitliche Standards eingerichtet werden“.
Zusammen mit den weiteren Mitgliedern des Betroffenenbeirats möchte Wolfgang F. Rothe seine Stimme für die Betroffenen von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche stark machen. Er ist damit der erste Priester im DBK-Betroffenenbeirat.