Paderborn/ Hagen. Rund 77 Millionen Euro Bilanzgewinn melden die Paderborner. Wie kommt das und wofür gibt die katholische Kirche das Geld denn aus?

Erstmals sind die Kirchensteuer-Einnahmen im Erzbistum Paderborn gesunken. Dennoch weist die Bilanz einen satten Gewinn von 77 Millionen Euro aus. Das geht aus dem Finanzbericht 2023 hervor, den die Diözese am Mittwoch veröffentlichte. Der Mitteilung zufolge sank der Kirchensteuerertrag um 13,8 Millionen auf 423,7 Millionen Euro. Allerdings konnte dieser Rückgang durch Immobilienverkäufe, gesunkene Vorsorgeaufwendungen und gestiegene Zinserträge ausgeglichen werden, so der neue Finanzchef des Erzbistums, Volker Mauß. Paderborn bleibt damit das reichste Bistum Deutschlands.

Zahlen und Unwägbarkeiten

Im Finanzbericht sind neben den Zahlen auch die Unwägbarkeiten aufgelistet, welche die Budgetplanung in den kommenden Jahren bestimmen werden. Relativ versteckt findet sich dort das Kapitel Sexueller Missbrauch. Das Landgericht Köln hatte in einem Urteil eine Amtshaftung des Erzbistums Köln für Missbrauchstaten eines kirchlichen Amtsträgers bejaht und dem Betroffenen ein Schmerzensgeld von 300.000 Euro zugesprochen. Eine weitere Klage mit einer Schmerzensgeldforderung von 800.000 Euro wird derzeit in Köln verhandelt. Einzelne weitere Verfahren sind in verschiedenen Diözesen anhängig, darunter in Essen, wo es um 300.000 Euro geht. Mehrere US-Diözesen mussten bereits wegen Schmerzensgeldforderungen Insolvenz beantragen.

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Im Paderborner Finanzbericht heißt es: „Dabei zeichnet sich eine Tendenz staatlicher Gerichte ab, im Grundsatz eine Amtshaftung zu bejahen.“ In Paderborn seien bislang keine diesbezüglichen Klagen anhängig, könnten aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden. „Zahlungsverpflichtungen für das Erzbistum, die sich aus einer eventuellen Amtshaftung ergeben könnten, sind derzeit weder der Anzahl noch der Höhe nach quantifizierbar.“

Wofür gibt das Erzbistum sein Geld aus? An erster Stelle steht die Seelsorge in den Kirchengemeinden. Knapp die Hälfte aller Ausgaben, fast 1,9 Milliarden Euro, entfällt darauf. Dazu kommt die Seelsorge für bestimmte Zielgruppen wie Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge, die Seelsorge in Gemeinden anderer Muttersprache oder die Feuerwehr-, Polizei- und Notfallseelsorge. Sie macht 9,1 Prozent aus. Fast 20 Prozent der Mittel gehen an Kindergärten, Schulen und Bildung; Alleine 30,3 Millionen Euro erhalten die Kindertagesstätten. Jedes Kind in einer Kita des Erzbistums wird dem Bericht zufolge mit einem Zuschuss von 1100 Euro gefördert. Für den Bereich „Soziales“, also Caritas-Aufgaben und Projekte gegen Armut, wurden knapp 32 Millionen Euro ausgegeben.

E-Bike im Dienste des Herrn

Zu den Zukunftsthemen gehören Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Bereits jetzt fahren 17 von 45 erzbischöflichen Dienstfahrzeugen elektrisch. Mehr als 100 geleaste E-Bikes sind im Auftrag des Herrn unterwegs, und den Mitarbeitenden werden Jobtickets und Deutschlandtickets angeboten. Die Einrichtungen des Erzbistums laufen demzufolge bereits zu 100 Prozent mit Ökostrom; in den Kirchengemeinden sind Dämmmaßnahmen, PV-Anlagen und Heizungsaustausch große Themen.

Überhaupt ist der Immobilienbestand ein wichtiger Aspekt, wenn es um die Finanzpläne von morgen geht. Unter der Überschrift „Aufgabe von Gebäuden“ hat das Erzbistum bereits vor Jahren einen Diskussionsprozess in den Gemeinden angeregt, welche Immobilien man in die Zukunft mitnehmen will.

Dass diese Zukunft mit immer weniger Katholiken in der riesigen Fläche von 15.000 Quadratkilometern der Paderborner Diözese viele Fragen aufwirft, bestätigt der Finanzbericht. „Der deutliche Rückgang der Kirchensteuererträge zeigt jedoch, dass diesbezüglich ein Wendepunkt erreicht ist, der vor allem durch den Rückgang der Mitgliederzahl durch Austritte und demografische Effekte verursacht ist“, heißt es. Noch sind zwischen Ostwestfalen und Siegerland 1,3 Millionen Menschen Katholikinnen und Katholiken. Sie leben in 603 Pfarrgemeinden, die sich in 98 Seelsorgeeinheiten gliedern.

Aber 2023 ist die Zahl der Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum um 2,8 Prozent gesunken. Zwar ging die Zahl der Austritte gegenüber dem Vorjahr etwas zurück, lag aber weiterhin deutlich über dem Wert der Jahre bis 2021. Auch die demografische Entwicklung trägt zum Rückgang bei. So waren doppelt so viele Sterbefälle wie Taufen zu verzeichnen. „Unter Berücksichtigung von Wanderungseffekten verringerte sich die Zahl der Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum gegenüber dem Vorjahr insgesamt um rund 38.000 auf 1,33 Millionen“ heißt es. Die Kirchensteuer bleibe die wichtigste Einnahmequelle. Ihr Anteil mache aber nur noch 70,3 Prozent an den Gesamterträgen inklusive der Kapitalerträge gegenüber dem Niveau der Vorjahre aus und werde sich erwartbar weiter deutlich verringern.

Viele Fragezeichen begleiten die Zukunft der Klöster im Sauerland. „Die Entwicklung der rechtlich selbstständigen Ordensgemeinschaften im Erzbistum Paderborn betrachtet das Erzbistum mit großer Sorge. Weniger geistliches Personal, ein großer Immobilienbestand sowie geringe Einnahmen stellen die Ordensgemeinschaften vor große Herausforderungen. Ob und gegebenenfalls welche finanziellen Verpflichtungen für das Erzbistum entstehen, ist derzeit nicht abzusehen.“

Aufgrund der stabilen Vermögenslage und der vorsichtigen Haushaltspolitik sei das Erzbistum jedoch weiterhin in der Lage, die Kirchengemeinden, Einrichtungen und Verbände verlässlich zu unterstützen und die notwendige Transformation im gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Wandel zu meistern, hieß es.