Attendorn. Oldtimer und Klimaschutz - passt das zusammen? Teilnehmer der Rundfahrt Sauerland Klassik wollten den Beweis antreten. Woran es hapert.
Es ist nicht das erste Mal, dass Alexander Haller mit seinem Riley 12/4 Special aus dem Jahr 1936 an der Oldtimer-Rundfahrt Sauerland Klassik (27. bis 30. September) teilnimmt. Er hat sich daran gewöhnt, ach was: er wird es genießen, dass alle Blicke auf den antiken Briten gerichtet sind.
Fahrzeughersteller Riley brachte das Mittelklassefahrzeug 1934 als Limousine heraus, es dauerte freilich nicht lange, bis es auf dem Modell-Friedhof landete. Der Riley 12/4 Special von Sebastian Haller, Besitzer einer Werkstatt für klassische Automobile in Berlin, ist einer der ältesten Wagen im Teilnehmerfeld der Sauerland Klassik.
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Ehre, wem Ehre gebührt, trägt das dachlose Vorkriegsauto die Startnummer 1. Fast wäre es auch in anderer Hinsicht die Nummer 1 geworden: Es sollte mit umweltfreundlicheren, mithilfe von Strom synthetisch nachgebauten Kraftstoffen – sogenannte E-Fuels – betankt werden. „Wir wollten zeigen“, so Rundfahrt-Organisator Peter Göbel, „dass Oldtimer grünen Kraftstoff sehr wohl vertragen und dass sich die Fahrer in Zeiten des Klimawandels nicht gegen Alternativen sperren.“
5-facher Deutscher Rallyemeister
Doch Pustekuchen! „Man bekommt einfach keinen Sprit“, klagt Göbel, zu Beginn seiner Rennwagen-Karriere Co-Pilot von Rallye-Legende Walter Röhrl, 5-facher Deutscher Rallyemeister und heute Chef einer Agentur für Motorsportveranstaltungen. Sein Team habe zwei Monate versucht, an „lächerliche 150 Liter E-Fuels“ zu kommen. Und ist krachend gescheitert. „Es liegt nicht daran“, betont Göbel, „dass es keine Hersteller gebe – das Problem ist, dass man derzeit den Kraftstoff mit einem Jahr Vorlauf bestellen muss.“
Es wäre zu schön gewesen: Dem ursprünglichen Plan zufolge sollten bei der 5. Auflage der „Rallye im Land der 1000 Berge“ vom 27. bis 30. September insgesamt zehn Oldtimer mit E-Fuels im Tank fahren.
Es wäre vor dem Hintergrund der Klimaschutzdiskussionen rund um das EU-Verbot von Verbrennermotoren in Neuwagen ab 2035 ein dickes Ausrufezeichen gewesen. Man hätte zeigen können, dass auch alte Autos mit Hilfe alternativer Kraftstoffe klimafreundlich fahren können; dass auch Oldtimer ihre Emissionen deutlich reduzieren können.
Ein Imagegewinn in einer Sparte, deren Sympathisanten sich bisweilen dem pauschalen Vorwurf ausgesetzt sehen, mit Spritfressern unterwegs zu sein. „Die Sache mit dem hohen Spritverbrauch relativiert sich doch sehr“, findet Dirk Krüger vom ADAC, „Oldtimer kommen doch in der Regel nur auf geringe Jahres-Kilometer-Leistungen.“
Bis zu 6 Euro pro Liter werden benötigt
Der Leiter des Bereichs Technik und Verkehr beim ADAC Westfalen bestätigt die derzeit „sehr maue Verfügbarkeit“ von synthetischen Kraftstoffen wie E-Fuels: „Wegen der hohen Preise – bis zu 6 Euro pro Liter – ist die Nachfrage gering. Daher werden E-Fuels nicht in großen Mengen produziert. Und man kann den Kraftstoff bislang auch nicht an Zapfsäulen tanken.“
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Was läuft da schief? Sauerland-Klassik-Organisator Göbel schiebt den schwarzen Peter für die aktuellen Lieferengpässe der synthetischen Kraftstoffe der Politik zu: „Sie hat versäumt, vernünftige Rahmenbedingungen für den Einsatz von E-Fuels zu finden“, so der 54-Jährige. Eines von mehreren Beispielen: Das Garantie-Thema sei überhaupt nicht geklärt: „Was ist, wenn der Motor kaputt geht, weil der mit E-Fuels betankte Wagen nicht richtig angepasst bzw. eingestellt ist?“
Bundesverkehrsminister befürwortet E-Fuels
Während sich Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) für E-Fuels stark macht und Neuwagen mit synthetischen Kraftstoffen vom Verbrennerverbot ab 2035 ausklammern möchte, vertritt die EU-Kommission eher Positionen wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Sie geht davon aus, dass „sich die Umweltschäden bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren nicht über sogenannte alternative Kraftstoffe reduzieren“ lassen.
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Was passiert mit Oldtimern, wenn Angebot und Nachfrage an klimaschädlichen fossilen Kraftstoffen wie Benzin und Diesel nach 2035 merklich sinken? „Weil sie den Betrieb ihrer Wagen langfristig aufrechterhalten wollen“, sagt ADAC-Mann Dirk Krüger, „sind Oldtimer-Fahrer sehr daran interessiert, jetzt schon klimafreundlichere Kraftstoffe zu nutzen.“
Der Riley 12/4, eines der ältesten Fahrzeuge bei der Sauerland Klassik, wird am Mittwoch in Attendorn eintreffen. Sein Besitzer Alexander Haller nimmt zum dritten Mal an der Rundfahrt teil. Wie immer ohne Dach oder Verdeck. Kein Problem für den Berliner. Er ist wetterfest. Im letzten Jahr startete er bei der AVD Histo Monte statt. Die Winterrallye.
>> INFO: Hier führt die Sauerland Klassik vorbei
- Los geht es für Teilnehmer und Zuschauer der Sauerland Klassik am Mittwoch, 27. September mit der moderierten technischen Abnahme auf dem Alten Markt in Attendorn. Die gute Stube der Hansestadt bildet ab 14 Uhr auch den Rahmen für den eigentlichen Start der Sauerland Klassik. Und für das Ende am 30. September.
- Insgesamt sind 27 verschiedene Automarken am Start, einige von Ihnen gibt es schon lange nicht mehr. 112 Teams haben gemeldet. Die Teilnehmer selbst kommen aus ganz Deutschland, aus der Schweiz, Österreich und Luxemburg.
- Wer die alten Schätzchen einmal aus der Nähe betrachten möchte, findet bei der Sauerland Klassik reichlich Gelegenheit.
- Hier ist der Zeitplan. Angegeben sind die Start- und Zielorte, sowie offizielle Kontroll- und Prüfungsstationen.
- Bei den angegebenen Zeiten, so der Veranstalter, handele es sich „jeweils um die Circa-Ankunftszeit des ersten Autos. Das letzte Fahrzeug wird rund eine Stunde später erwartet.“
- Donnerstag, 28. September: Attendorn, Alter Markt (14 Uhr), Hitzendumicke (14.15), Kartbahn Hahn-Wildbergerhütte (15.05), Freudenberg, Marktstraße (15.40), Lennestadt-Trockenbrück, H&R (17.05), Karl-May-Festspiele, Elspe (17.10 bis 18.30), Hohe Bracht (18.55), Oberveischede, Bäckerei Sangermann (19.10), Attendorn, Burg Schnellenberg (19.25)
- Freitag, 29. September: Attendorn, Alter Markt (8.30 Uhr), Skiparkplatz Ostenberg (9.20), Flugplatz Meschede-Schüren (9.40), Bestwig-Wasserfall, Fort Fun, Saloon (10.25), Willingen, Mühlenkopfschanze (11.05), Medebach, Kirche (11.30), Hallenberg, Petrusbrunnen (12.20), Winkhausen, Hotel Deimann (13.05 bis 14.10), Winterberg, Bobbahn (14.35), Winterberg, Marktplatz (14.45), Kahler Asten, Astenturm (14.55), Bad Fredeburg, Sauerland Tourismus (15.25), Lennestadt-Altenhundem, Marktplatz (15.55), Attendorn, Alter Markt (16.35)
- Samstag; 30. September: Attendorn, Alter Markt (8.15 Uhr), Sonderner Kopf, Campingplatz (8.35), Olpe, Verkehrsübungsplatz (8.45), Jagdhaus, Wisent Wildnis (9.45), Bad Berleburg, Schloss (11.35), Kulturhalle Berghausen (11.45 bis 13), Rhein-Weser-Turm (13.20), Hilchenbach, Marktplatz (13.50), Attendorn, Alter Markt (14.50)
- Änderungen werden unterwww.sauerland-klassik.de veröffentlicht.