Ein Pfarrer in Mettmann wird verwarnt, weil er einen Segensgottesdienst feierte, wo mutmaßlich queere Katholiken zugegen waren.

Schon wieder Kardinal Woelki. Der Kölner Oberhirte hat einen verdienten Pfarrer im Sendungsraum Mettmann-Wülfrath verwarnt, der einen Segnungsgottesdienst für liebende Paare gehalten hatte – und zwar mit lebhafter Unterstützung der Gemeinde. Monsignore Ullmann erfährt derzeit breite öffentliche Rückendeckung, auch in seinem eigenen Bistum, zum Beispiel durch den Düsseldorfer Stadtdechanten und dessen Stellvertreter. Die Nachbar-Bistümer Aachen, Münster und Essen wollen derartige Segensfeiern nicht untersagen.

Wir wollen heute aber nicht darüber diskutieren, ob der liebe Gott wohl doch nicht alle Menschen nach seinem Bild erschaffen hat. Und ob es die Aufgabe der Priester ist, sich unter die Betten der Gläubigen zu legen. Wir wollen auch nicht darüber sprechen, kraft welchen Mandates ein Bischof den Segen verweigert, der ja vom lieben Gott kommt und nicht vom Bischof.

Nein, in dieser Kolumne soll es darum gehen, wie der Stein ins Rollen kam. Ein Gemeindemitglied nämlich fühlte sich bemüßigt, den rheinischen Pfarrer in Rom mit einem anonymen Brief anzuzeigen, und der Vatikan reagierte erwartungsgemäß wie der dressierte Hund, dem man die Wurst vor die Nase hält: Er schnappte zu, und das Erzbistum folgte getreulich. Wohlgemerkt: Aufgrund einer anonymen Anzeige. Der Denunziant wollte noch nicht einmal mit seinem Namen zu seinem Vorwurf stehen.

Im katholischen Treibhaus gedeihen Sittenwächter/innen gut, die ihren Lebenssinn darin finden, den Nächsten zu kontrollieren und ihm, in der Gewissheit, gottgefällig zu handeln, hintenrum eins anzuflitschen. Was geht in einem Menschen vor, der anonym nach Rom schreibt, weil ein Pfarrer Liebende segnet? Was geht in einem Kardinal vor, dass er aufgrund solcher Briefe gute Seelsorger abstraft?

Es gibt viele faszinierende Persönlichkeiten in der Kirche, aufrechte, herzliche, mutige Menschen, die die Welt zu einem besseren Ort machen möchten. Aber leider gibt es auch eine Menge Katholiken, welche über die Maßen selbstgerecht sind, Heuchler, der Doppelmoral hörig. Knierutscher, deren Hartherzigkeit auch vom tausendsten Ave Maria nicht geheilt werden kann. Viele von ihnen sind ohne Umschweife bereit, ihrem Nächsten Schaden zuzufügen.

Die Arbeitsgruppe „Regenbogenkirche für alle“ in Mettmann hat einen Brief an Woelki geschrieben: „Wir fühlen uns in einer Kirche, in der ausgegrenzt und diskriminiert wird, nicht mehr wohl.“

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