Hagen. Die verheerende Flut hat in Südwestfalen massiv die Infrastruktur zerstört. Wie sehr, das zeigen jetzt erste Zahlen für die Kreise und Städte.

Der Hinweis kommt aus jedem Kreis und aus jeder Stadt: Die Summe, die man eine Woche nach der verheerenden Flut nennen könne, sei nur eine erste grobe Schätzung, keinesfalls abschließend. Im Zweifel werde sie noch größer als kleiner. Und dennoch zeigt diese erste Schätzung, wie massiv die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur sind, die durch die Flutkatastrophe in dervergangenen Woche entstanden sind.

Allein in Südwestfalen summieren sich die Schadensmeldungen auf mehr als 460 Millionen Euro, wobei mehr als 90 Prozent auf die Stadt Hagen und den Märkischen Kreis entfallen. Hier wüteten die Wassermassen am schlimmsten. Aber auch anderswo gibt es massive Schäden an Straßen, Brücken, an Schulen, öffentlichen Gebäuden oder Gewässern. Nur die Kreise Siegen-Wittgenstein und Soest meldeten gar keine Schäden. Im Einzelnen:

  • 1. Stadt Hagen: 235 Millionen Euro
  • 2. Märkischer Kreis: knapp unter 200 Millionen Euro
  • 3. Ennepe-Ruhr-Kreis: 24,4 Millionen Euro
  • 4. Kreis Olpe: 2,4 Millionen Euro
  • 5. Hochsauerlandkreis: 1 Millionen Euro
  • 6. Kreis Unna: keine Zahl für den Gesamt-Kreis, allein in Fröndenberg aber 1,5 Millionen Euro
  • 7. Kreis Siegen-Wittgenstein: 0 Euro
  • 8. Kreis Soest: 0 Euro

14,5 Mio. Euro für Regierungsbezirk Arnsberg

Diese erste grobe Schätzung zeigt auch, dass die am Donnerstag von der NRW-Landesregierung beschlossenen Soforthilfen für Kommunen auch nur das sein können, was der Name sagt: Eine schnelle Soforthilfe, aber keinesfalls eine Kompensation für die Schäden. 65 Millionen Euro hat das Land vorgesehen. Mit 43 Millionen gehen zwei Drittel in den Regierungsbezirk Köln, in dem der schwer getroffene Kreis Euskirchen liegt. An Kommunen im Regierungsbezirk Düsseldorf fließen 7,5 Millionen. Der Regierungsbezirk Arnsberg erhält 14,5 Millionen, vor allem für die Stadt Hagen und den Märkischen Kreis. Aber allein die beiden listen schon jetzt Schäden von mehr als 430 Millionen Euro auf.

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Ein Blick in die Kreise und Städte mit einigen Beispielen:

  • Hagen: 235 Millionen Euro – das ist eine Riesensumme, aber sie kann sich noch erheblich verändern. „Wir können zum Beispiel noch nicht genau sagen, was noch repariert werden kann oder eventuell doch neu gebaut werden muss“, sagt Stadtsprecher Michael Kaub.
  • Märkischer Kreis: Eine ähnliche Einschätzung aus dem ebenso stark getroffenen Märkischen Kreis. „Viele Schäden sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht offensichtlich“, sagt Kreissprecher Alexander Bange. „Bauwerke müssen teilweise erst noch statisch beurteilt werden, bevor eine seriöse Schaden- und Kostenschätzung erfolgen kann. Zumal die Prioritäten immer noch bei Aufräum- und Sicherungsarbeiten liegen.“ Aber derzeit geht man grob kalkuliert von knapp unter 200 Millionen Euro aus. Die Schäden aus Altena werden dabei wohl schon einen hohen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen, in Menden beziffert die Stadt die Schäden an öffentlichen Gebäuden mit 2,5 Millionen Euro.
  • Ennepe-Ruhr-Kreis: Das kleine Breckerfeld mit nicht einmal 10.000 Einwohnern liegt auf einem Berg. Aber auch die Hansestadt wurde getroffen und meldet 100.000 Euro Schaden an der öffentlichen Infrastruktur. Es ist noch der kleinste Teil der rund 24 Millionen Euro, die sich in den Städten aufaddieren. So ist im Ennepetaler Stadtteil Hasperbach die gerade neu errichtete Kita Bullerbü erheblich von der Flut getroffen worden. Der Einzelschaden hier: geschätzte 350.000 Euro. Die von den Wassermassen der Ruhr geflutete Stadt Herdecke meldet Schäden in Höhe von 6,4 Millionen Euro.
  • Kreis Olpe: Während die Kreisstadt Olpe selbst und auch Attendorn sowie Drolshagen überhaupt keine Schäden erlitten haben, hat es andere Kommunen härter getroffen. Zum Beispiel die Gemeinde Finnentrop. Auf ungefähr 700.000 Euro schätzt Bürgermeister Achim Henkel die Schäden, die Kreisstraße 29 muss auf rund 800 Metern wohl neu gebaut werden. 550.000 Euro meldet Lennestadt, darunter auch 50.000 Euro für die Schäden an einem überfluteten Feuerwehrhaus.
  • Hochsauerlandkreis: Noch nicht abschließend ist die Schadensermittlung im Hochsauerland. In der Summe, so Kreissprecher Martin Reuther werde man aber wohl bei etwa einer Millionen Euro liegen. Sundern und Arnsberg waren besonders betroffen, aber auch Schmallenberg. Hier geht man zum Beispiel von 300.000 Euro Infrastruktur-Schaden aus.
  • Kreis Unna: Noch sehr diffus ist die Lage im Kreis Unna: Hier haben sich noch gar nicht alle Kommunen gemeldet, einige Zahlen müssten noch hinterfragt werden, so Kreissprecher Volker Meier. Aber allein die Ruhr-Stadt Fröndenberg, die schon etwa zehn Tage zuvor Opfer einer Starkregen-Flut geworden war, meldet nach den neuerlichen Wassermassen in der vergangenen Woche Schäden an der öffentlichen Infrastruktur in Höhe von 1,5 Millionen Euro.
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