Hagen. Der Ruhrverband lässt wegen Unwetter-Warnungen Wasser aus den Sauerland-Seen ab. Umgerechnet in Badewannen zeigt sich: Die Menge ist enorm.

Es ist eine Vorsichtsmaßnahmen, damit die Talsperren im Sauerland nicht überlaufen, wenn es erneut zu heftigen Regenfällen kommt: Am Dienstagvormittag hat der Ruhrverband damit begonnen, Wasser aus den acht Seen abzulassen. Und zwar in einer riesigen Menge. „Wir leiten aktuell 56,5 Kubikmeter pro Sekunde aus dem Gesamtsystem der acht Talsperren ab“, rechnet Markus Rüdel vom Ruhrverband vor. „Auf der anderen Seite fließen aktuell etwa 12,6 Kubikmeter zu.“

Wer Schwierigkeiten hat, sich die Dimensionen vorzustellen: Aktuell fließt pro Sekunde der Inhalt von 450 Badewannenfüllungen aus den acht Talsperren (Bigge/Lister, Möhne, Henne, Sorpe, Ennepe, Verse, Fürwigge, Ahausen) in die jeweiligen Flüsse und schließlich in die Ruhr. Gleichzeitig fließen aber auch 100 Badewannenfüllungen wieder hinzu. „Wir lassen also 4,5 Mal so viel Wasser ab wie neu zufließt“, erklärt Markus Rüdel. „Das ist dann schon ein ordentlicher Puffer für die kommenden Regenfälle.“ Sollte der dennoch nicht reichen, haben die Talsperren noch Vorrichtungen für ein geregeltes Überlaufen.

Die Talsperren sind derzeit im Sauerland so voll wie selten

Die acht Talsperren waren am vergangenen Freitag, mit 451,52 Millionen Kubikmetern Wasser so voll wie noch nie an einem 9. Juli. Insgesamt haben sie ein theoretisches Fassungsvermögen von 463 Millionen Kubikmetern Wasser. Dass jetzt so viel Wasser auf einmal abgelassen wird, wird aber nicht für deutlich höhere Pegelstände entlang der Ruhr und ihrer Zuflüsse sorgen oder gar zu Überschwemmungen führen, ist sich Markus Rüdel vom Ruhrverband sicher: „Wenn man etwa die Pegel der Ruhr in Schwerte oder Hattingen anschaut, dann sind wir da noch weit unter dem langjährigen Mittel. Das jetzt abgelassene Wasser aus den Talsperren braucht zwar ein wenig, bis es hier angelangt ist, aber deutlich steigen wird der Pegel nicht.“

So wird sich das Unwetter laut Prognosen auf NRW auswirken.
So wird sich das Unwetter laut Prognosen auf NRW auswirken. © WP Region | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Und auch die Kläranlagen sieht der Ruhrverband, der zahlreiche dieser Anlagen in Südwestfalen und im Ruhrgebiet betreibt, gewappnet für die möglichen Unwetter. „Die haben ohnehin einen regulierten Zufluss“, erklärt Ingenieur Markus Rüdel. „Es sind die Kanalisationen und bei Bedarf die Regenüberlauf-Bauwerke, die die starken Regenfälle zwischenspeichern müssen, solange sie es schaffen.“

In Fröndenberg, der 22.000-Einwohner-Stadt, die am vorvergangen Wochenende durch ein schweres Unwetter in großen Teilen überflutet wurde, bereitet sich die Feuerwehr auch für die kommenden Stunden und Tage auf Unwetter vor.

Und Angesichts der erneuten Warnung des Deutschen Wetterdienstes vor Starkregen in NRW fordert Landes-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) die Städte auf, sich so gut wie möglich auf eine zunehmende Zahl extremer Wetterereignisse vorzubereiten. „Das Wetter, das wir heute erleben, ist zumindest der Vorbote des Klima-Wandels. Extremereignisse wie Hitze, langandauernde Trockenheit oder eben Starkregen werden unseren Alltag künftig stärker bestimmen. Daher müssen wir uns gemeinschaftlich das Ziel setzen, NRW klimafester zu machen“, sagte sie dieser Redaktion.

NRW-Umweltministerin will Gründächer fördern

Der Klimawandel sei vor unserer Haustür angekommen und damit drohten große ökologische und ökonomische Schäden, so die Ministerin. Die Bewältigung dieser Entwicklung werde von Jahr zu Jahr aufwendiger. Das neue NRW-Klimaanpassungsgesetz und das „Sonderprogramm Klimaresilienz“ des Landes böten die Grundlagen für Vorbeugung. Gegen das Aufheizen der Städte und Starkregen könnten sich Kommunen zum Bespiel mit begrünten Dächern und Fassaden sowie Frischluftschneisen rüsten.