Hagen. Bei einem Badeunglück im Rhein sind wohl drei Mädchen ums Leben gekommen. Ein Experte sieht auch in Gewässern in Südwestfalen große Gefahren.

Bis zum großen und reißenden Rhein, in dem offensichtlich drei Mädchen ums Leben gekommen sind, muss man nicht fahren: Auch in Südwestfalen mit seinen vielen Seen und Flüssen lauern für Badende Gefahren. Traurige Fälle aus den vergangenen Jahren beweisen das. Erst im vergangenen Jahr starb ein 27-Jähriger Herdecker beim verbotenen Schwimmen in der Ruhr nahe dem Hengsteysee bei Hagen. Im Jahr zuvor konnte ein buddhistischer Mönch nur noch tot aus dem Biggesee in Olpe geborgen werden. Oder der tragische Fall eines 15-jährigen Schülers, der in der Glörtalsperre in Breckerfeld im Jahr 2012 bei ein Schulausflug ums Leben kam.

Michael Funke, Taucher bei der Berufsfeuerwehr in Hagen und Strömungsretter, weiß um die vielfältigen Gefahren. Und er fürchtet: „Das Einsatzaufkommen wird in den nächsten Tagen erhöht sein, weil die Menschen bei dem Wetter ans Wasser wollen, aber noch nicht alle Freibäder geöffnet haben.“

Diese Gefahren sieht er:

  • Unterströmungen in Talsperren: „Eine Gefahr in den Talsperren wie Sorpe, Bigge oder Glör kann sein, dass Wasser am Grund abgelassen wird. Dadurch entstehen Unterströmungen, also Strömungen, die man als Schwimmer nicht sieht. Deswegen gibt es an Talsperren oft Bereiche, die mit Bojen gekennzeichnet sind, in denen geschwommen werden darf und die vom DLRG überwacht werden. Außerhalb herrscht Lebensgefahr.“
  • Selbstüberschätzung: „Viele Schwimmer überschätzen ihre Kräfte – ein Problem, das demnächst nach Monaten im Lockdown und ohne Schwimmpraxis noch mal größer sein könnte.“
  • Temperatur-Unterschiede: „Nicht zu unterschätzen sind die unterschiedlichen Temperaturen: oben warm, unten kalt. Der Körper kühlt schnell ab, das kann zu Kreislaufproblemen führen.“
  • Strömung in Fließgewässern: „In Fließgewässern wird oft die Kraft der Strömung unterschätzt. Die ändert sich täglich durch einen anderen Wasserstand oder Hindernisse, die am Grund angeschwemmt wurden.“
  • Nichtschwimmer: „Oft sind es auch Nichtschwimmer, die sich ins Wasser vorwagen und wie auf einem Sandhügel immer weiter abrutschen und abdriften. Dann bekommen sie Panik, schlagen mit den Händen aufs Wasser, rutschen noch schneller ab -- und dann kann es schon fast zu spät sein.“

Der eindringliche Rat von Michael Funke, der als Strömungsretter-Ausbilder einer von weltweit 300 mit Zertifizierung ist: „Wasser sollte man nicht ohne weiteres vertrauen. Ich sehe Seen und Flüsse mit völlig anderen Augen als viele andere. Wichtig ist: Immer nur dort schwimmen, wo es erlaubt ist und das DLRG überwacht.“

Ein Appell, den Markus Rüdel vom Ruhrverband, der die großen Talsperren wie Bigge-, Sorpe-, Henne- und Möhnesee im Sauerland betreibt, ausdrücklich unterstützt: „Wir haben an den Seen extra Badezonen ausgewiesen, die sollte man nicht verlassen.“ Und er er erinnert auch noch mal ausdrücklich daran: In der Ruhr ist das Schwimmen bis auf eine Badestelle am Baldeneysee generell verboten: „Gerade an Brücken und Wehren lauern Gefahren durch Sogwirkungen.“