Meschede. Der Hennesee in Meschede ist ungewöhnlich voll für Ende Juni. Welche Gründe dahinterstecken und warum trotzdem Wasser für die Pflanzen fehlt.
Der Hennesee ist randvoll - 50 Zentimeter unter Vollstau - eine Million Kubikmeter Wasser. Das sehen Spaziergänger gern. Für Angler, die am Ufer fischen wollen oder Menschen, die ans Wasser wollen, ist das eher beschwerlich. Christof Sommer, Betriebsleiter der Hennetalsperre, erklärt, warum die Sperre so außergewöhnlich voll ist.
Gerücht: Bauarbeiten
Das Gerücht machte schnell die Runde: Die Hennetalsperre ist so voll, weil der Damm nach der Sanierung auf Festigkeit geprüft werden muss. Stimmt nicht, sagt Christof Sommer, „das ist bereits während der Bauarbeiten passiert. Die Dichtheit war durch das mehrlagige Abdichtungssystem jederzeit gegeben.“ Im November 2020 waren die Arbeiten abgeschlossen. 16 Meter unter Vollstau stand damals die Talsperre. „Das waren rund vier Meter weniger, als wir für die Arbeiten gebraucht hätten.“
Zuschusspflicht als Ursache
Grund für den Wasserstand war damals wie heute die Mischung aus Zuschusspflicht und Niederschlägen. „Die Zuschusspflicht ist eine unserer Hauptaufgaben“. erläutert Sommer. „Wir müssen die Trinkwasserversorgung im Ruhreinzugsgebiet garantieren.“ Wenn es am Pegel in Oeventrop knapp wird, öffnet die Mescheder Talsperre ihre Schleusen. Im Moment allerdings braucht die Ruhr von Meschede noch kein Wasser.
Die Hennetalsperre steht daher - allein durch Zuflüsse und Niederschläge - seit dem 1. April dauernd unter Vollstau. Strom produziert sie so allerdings fast nicht. Doch all’ das ist nur eine Frage der Zeit. Die Möhnetalsperre gibt bereits vier Kubikmeter pro Sekunde an die Ruhr ab, da am Pegel Villigst bereits das Wasser benötigt wird.
Verbundsystem der Talsperren
Insgesamt arbeitet der Ruhrverband mit seinen Talsperren in einem Verbundsystem. „Mit Henne-, Möhne- und Sorpetalsperre müssen wir die Wasserführung der Ruhr bis zum Zusammenfluss von Ruhr und Lenne gewährleisten“, erläutert Sommer. Über die Lenne komme dann noch das Wasser aus der Biggetalsperre dazu.
„Wir sind hier froh über die Reserven“, betont Sommer. Eine Prognose allerdings, wie sich die Wassermenge in der Talsperre entwickelt, kann auch er nicht geben. „Alles was über eine Woche hinaus geht, ist wie der sprichwörtliche Blick in die Glaskugel.“
Die Trockenheit
Und auch wenn es am Hennesee nach viel Wasser aussieht, weiß Sommer, dass es allgemein weiter zu trocken ist. „Wir nutzen nur das Oberflächenwasser. Das Grundwasser aber fehlt für die Pflanzen in der Tiefe.“
Sommer kann seine Hauptaufgaben garantieren - die Bereitstellung von Wasser für die Trinkwasserversorgung im Ruhreinzugsgebiet, die Wasserversorgung der Hochsauerlandwasser und auch den Hochwasserschutz, der vor allem im Frühjahr zum Tragen kommt. Wenn allerdings jetzt ein Hochwasser käme, müsste auch er die Schleusen aufdrehen, um weiteren Stauraum zu schaffen. „Doch so eine unkontrollierte Abgabe versuchen wir natürlich auf jeden Fall zu vermeiden.“