Hagen/Hamm. Mit dem Verein „Westfalen e.V.“ soll es für 8,3 Millionen Menschen in der Region ein neues Sprachrohr geben. Doch braucht es ihn überhaupt?

Der Name hätte schlichter kaum ausfallen können: „Westfalen e.V.“ lautet er. Und dieser Verein will nun das neue Sprachrohr einer Region sein, die mehr als die Hälfte der Fläche von NRW umfasst und aus den Regierungsbezirken Arnsberg, Münster und Detmold besteht. Am Freitag ist der Verein in neuer Aufstellung präsentiert worden. Mit Manfred Müller, bis vergangenes Jahr 16 Jahre für die CDU Landrat des Kreises Paderborn, steht ein erfahrener Politiker als Vorsitzender an der Spitze.

„Wir wollen Westfalen stärker ins Bewusstsein rücken“, umriss er das Ziel des Vereins. „Wir sind keine Metropolregion wie Ruhrgebiet und Rheinland. Aber wir haben 8,3 Millionen Einwohner, haben 30 Hochschulstandorte und eine starke Wirtschaft. Wir müssen den Begriff Westfalen positiv besetzen. Aber da ist bei der Markenbildung noch Luft nach oben.“

Neu sind diese Ziele nicht, auch der Vorgänger-Verein „Westfalen-Initiative“ hatte sich Ähnliches auf die Fahnen geschrieben. Vor rund 20 Jahren war dieser gegründet worden, um die Pläne von NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement abzuwehren, der die Regierungsbezirke abschaffen wollte. Der Kampf endete letztlich erfolgreich. Aber danach fand der Verein nicht richtig seine Rolle. Er war organisatorisch wie finanziell eng an die gleichnamige Stiftung angedockt, deren Grundstock das Erbe des Münsterländers Martin Leicht bildet.

Kaiser und Vogel für Südwestfalen im Vorstand

Anfang vergangenen Jahres kam es dann zum Konflikt. Die Stiftung drängte auf eine Auflösung des Vereins, wollte diese auch nicht länger finanziell unterstützen. Doch für eine Auflösung gab es damals keine Mehrheit, stattdessen wurde die Neu-Aufstellung beschlossen. Und die kommt nun gut ein Jahr später im Gewand von „Westfalen e.V.“.

Der neue Vorstand: Vorsitzender Manfred Müller, stellv. Susanne Festge, Schatzmeister OB Marc Herter, Geschäftsführer Andreas Grotendorst, Schriftführer Jürgen Henke, Dr. Hans-Ulrich Predeick, Staatssekretäre Christoph Dammermann und Klaus Kaiser, Regierungspräsidentinnen Dorothee Feller und Judith Pirscher, LWL-Direktor Matthias Löb. Nicht im Bild: Regierungspräsident Hans-Josef Vogel, Dr. Marie Theres Thiell, Burkhard Leismann
Der neue Vorstand: Vorsitzender Manfred Müller, stellv. Susanne Festge, Schatzmeister OB Marc Herter, Geschäftsführer Andreas Grotendorst, Schriftführer Jürgen Henke, Dr. Hans-Ulrich Predeick, Staatssekretäre Christoph Dammermann und Klaus Kaiser, Regierungspräsidentinnen Dorothee Feller und Judith Pirscher, LWL-Direktor Matthias Löb. Nicht im Bild: Regierungspräsident Hans-Josef Vogel, Dr. Marie Theres Thiell, Burkhard Leismann © Stadt Hamm | Stadt Hamm

Die rechtliche Hülle bleibt die gleiche, aber es wurden gleich zu Beginn Zeichen gesetzt. Der Vereinssitz wurde von Münster nach Hamm verlegt, also mehr in die Mitte. Der Hammer Oberbürgermeister Marc Herter (SPD) ist nicht nur Schatzmeister, der Verein bekommt auch Räumlichkeiten in seinem Rathaus. Und mit dem Arnsberger Klaus Kaiser, Staatssekretär im NRW-Wissenschaftsministerium, und Regierungspräsident Hans-Josef Vogel wird auch Südwestfalen im Vorstand vertreten sein. Mit der Westfalen-Initiative-Stiftung will man zwar über eine weitere Zusammenarbeit reden, doch die enge Verbindung ist Geschichte, stattdessen soll es viele Partner geben.

Beim Neustart bleiben die Aufgaben eher vage

Doch wie sieht sich der neue Verein in Abgrenzung zu den schon bestehenden Institutionen? Gerade in den Teilregionen Westfalens, die sich schon lange aktiv um die Vermarktung ihrer Gebiete kümmern, wie etwa durch die Südwestfalen-Agentur? Auf keine Fall wolle man in Konkurrenz zu diesen gehen, verspricht Manfred Müller: „Wir werden uns um die übergeordneten Themen für ganz Westfalen kümmern. Wir können zum Beispiel dafür sorgen, dass wir im kulturellen Bereich bei Veranstaltungen den Einzugsbereich noch vergrößern.“

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Ansonsten bleibt beim Neustart noch eher vage, was genau die Aufgaben des Vereins mit seinen rund 200 Mitgliedern (teils Einzelpersonen, teils Institutionen, teils Kommunen) sein werden. Man arbeite an einem konkreten Projekt im Kulturbereich. Und man sei schon in Kontakt zu den Industrie- und Handelskammern, so Müller: „Ich kann mir zum Beispiel eine Westfälische Wirtschaftskonferenz vorstellen“.