Hagen/Münster. Er soll Lobbyarbeit für die Region machen: Doch der Vorsitzende des Vereins Westfalen-Initiative will diesen auflösen. Es gibt Widerstand.
Er hat eine Schlacht vor Jahren erfolgreich geschlagen: Der Verein Westfalen-Initiative hatte vor gut 20 Jahren mobil gemacht gegen die geplante Verwaltungsstrukturreform des damaligen NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement, bei der der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Bezirksregierung Arnsberg in einer neuen Einheit hätten aufgehen sollen. Er fürchtete eine Schwächung Westfalens gegenüber dem Rheinland und dem Ruhrgebiet. Am Ende verschwanden die Pläne wieder in der Schublade.
Wenn sich der Verein am Mittwochabend in Münster in den Räumen der NRW-Bank trifft, dann geht es wieder um einen Kampf, aber diesmal ist er vereinsintern. Denn der Vorstandsvorsitzende Dr. Hans Moormann, erst seit vergangenem März im Amt, hat nicht weniger als die Auflösung des Vereins auf die Tagesordnung gesetzt. Gegen den Willen übriger Vorstandsmitglieder übrigens, die sich in einem unserer Zeitung vorliegenden Brief gegen diesen Plan aussprechen und den Verein viel mehr stärken wollen.
Stiftung will Verein auf keinen Fall mehr Geld geben
Hans Moormann will am Mittwoch noch über einen Kompromissantrag abstimmen lassen: Demnach erklärt er sich bereit, einen Übergang zu moderieren und zu prüfen, wie der Verein finanziell auf eigene Füße gestellt werden kann. „Aber klar ist dabei, dass es künftig keine Finanzierung des Vereins mehr durch die Stiftung Westfalen-Initiative geben wird“, so Moormann gegenüber der WP.
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Moormann kann das so bestimmt sagen: Denn er steht auch der Stiftung vor, deren Grundstock das Erbe des Münsterländers Martin Leicht bildet, der so ein starkes Westfalen als Region in Europa fördern wollte. Die Stiftung
soll auch weitere Projekte in Westfalen unterstützen
Der Wettbewerb „Westfalen bewegt“ wurde in diesem Jahr zum vierten Mal ausgeschrieben. Die Westfalen-Initiative zeichnet darin Gruppen in Westfalen aus, die besonderes bürgerschaftliches Engagement zeigen.
Erstmals lobte die Westfalen-Initiative den mit 10 000 Euro dotierten Sonderpreis „Flüchtlingshilfe“ aus, der von der Müscheder Firma Julius Cronenberg mitgefördert wird.
Insgesamt werden in diesem Jahr 40 000 Euro Preisgeld ausgeschüttet. Seit 2013 wurden 38 Projekte mit einem Gesamtbetrag von 207 000 Euro unterstützt.
und so Lobbyarbeit betreiben. Der Verein mit seinen 191 Mitgliedern (darunter 77 Vereine und Institutionen wie Landkreise oder der Landschaftsverband) hingegen könne durch seine Mitgliedsbeiträge noch nicht einmal seine Verwaltungskosten decken, zudem habe er seinen Sinn erfüllt. Heute werde Westfalen nicht mehr als benachteiligt gegenüber dem Rheinland gesehen.
Vorstandsmitglieder sehen Lobbyarbeit für Westfalen weiter als nötig an
Das sehen andere Vorstandsmitglieder des Vereins und der Beiratsvorsitzende in ihrem Schreiben anders. In diesem wird deutlich gemacht, dass nur der Verein eine wirklich effektive Lobbyarbeit für Westfalen leisten könne. Und das sei weiter sehr nötig: Der finanzielle, politische und gestaltungsmäßige Schwerpunkt NRWs habe sich immer weiter Richtung Rheinschiene verschoben.
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Allein 15 Milliarden Euro Strukturhilfe würden im Rahmen des Kohlekompromisses in die Rheinschiene fließen. Westfalen müsse weiter mit einer Stimme sprechen. Moormanns Auflösungsvorschlag sei aus heiterem Himmel gekommen. Wie die Abstimmung am Abend ausgeht, wird wohl auch davon abhängen, wie viele der 191 Mitglieder tatsächlich den Weg nach Münster finden.