Hagen. Mittwoch startet die Schule, doch wie viele Lehrer wegen Corona fehlen, ist offen. Auch die angekündigten Neueinstellungen gibt es noch nicht.
Die für die Schulaufsicht in der Region zuständige Bezirksregierung Arnsberg hat noch keine Übersicht, wie viele Lehrerinnen und Lehrer zum Schuljahresbeginn am kommenden Mittwoch tatsächlich fehlen werden. Eine entsprechende aktuelle Abfrage sei erst in den kommenden 14 Tagen geplant, räumt Behördensprecher Christoph Söbbeler auf Anfrage unserer Zeitung ein: „Erst dann sind genauere Auskünfte zur Größenordnung der nicht im Präsenzunterricht tätigen Lehrerinnen und Lehrer möglich. Die einzelnen Schulen werden aber sicherlich schon einen besseren Überblick haben.“
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Bei der letzten Abfrage in der Woche vor den Schulferien waren etwa 15 Prozent der rund 160.000 Lehrkräfte in ganz Nordrhein-Westfalen für den Präsenzunterricht nicht dienstfähig. Im Regierungsbezirk Arnsberg sei die Quote sehr ähnlich gewesen, sagt Sprecher Christoph Söbbeler. Bleibt es dabei, würden von den rund 31.600 Lehrerinnen und Lehrern im Regierungsbezirk rund 4700 nicht für den Präsenzunterricht zur Verfügung stehen.
Die erwarteten Neueinstellungen füllen das Loch nicht
Die Behörden rechnen zwar mit einer niedrigeren Quote, da nicht mehr ganze Corona-Risikogruppen – etwa aufgrund des Alters – definiert werden. Stattdessen muss die individuelle Dienstunfähigkeit für den Präsenzunterricht per ärztlichem Attest bescheinigt werden. Doch selbst wenn die durch das Coronavirus bedingte Ausfallquote von 15 auf 10 Prozent fallen würde, fehlten noch rund 3100 Lehrer zum Schuljahresbeginn im Unterricht, selbst bei fünf Prozent wären es noch 1580.
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Bei keinem dieser Rechenmodelle kann der Personalausfall also durch die von der Landesregierung angekündigte Einstellungsoffensive aufgefangen werden: 800 zusätzliche Stellen für das neue Schuljahr hatte das Schulministerium für ganz NRW angekündigt. Die Bezirksregierung Arnsberg rechnet damit, dass ihr davon etwa 160 Stellen zugewiesen werden. Aber die dazu gehörigen Lehrer werden definitiv noch nicht zum Schuljahresbeginn am Mittwoch ihre Arbeit beginnen. „Die Einstellungen werden derzeit vorbereitet“, so Behördensprecher Christoph Söbbeler.
Mittel für digitale Ausstattung zu großen Teilen nicht abgerufen
Schnell kann es auch wieder zu der Situation kommen, dass wieder Homeschooling oder – wie es neuerdings heißt – Distanzunterricht eingeführt wird. Nicht nur, wenn die Corona-Infektionszahlen wieder steigen, sondern auch, wenn zu wenige Lehrer für den Präsenzunterricht da sind. Die Mittel, die Bund und Land in Millionenhöhe für eine bessere digitale Infrastruktur zur Verfügung gestellt haben, sind noch längst nicht alle abgerufen (siehe Infos unten). Die Städte und Gemeinden als Schulträger müssten sie beantragen. „Ich bin mir aber sicher, dass da noch einiges kommen wird“, sagt Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung.
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Ob die Hygienekonzepte in den einzelnen Schulen auch tatsächlich den Vorgeben entsprechen und auch eingehalten werden, wird übrigens nicht von der Bezirksregierung kontrolliert: „Wir bieten maximale Unterstützung mit Informationen, aber es wird kein Kontrolleur herumfahren“, so Christoph Söbbeler.
>> HINTERGRUND: Programme für Digital-Ausbau
- Es gibt verschiedene Förderprogramme, um die digitale Ausstattung der Schulen schnell zu verbessern. Beantragt werden müssen die Mittel in der Regel von den Kommunen, weil diese die Schulträger sind. Im Regierungsbezirk Arnsberg gibt es sieben Kreise mit 78 Kommunen und fünf kreisfreien Großstädten.
- Schon etwas länger gibt es den Digitalpakt Schule , in dem es vor allem um Mittel für die digitale Infrastruktur wie W-Lan in den Schulen geht. Hier können nicht nur die Kommunen Mittel beantragen, sondern auch andere (private) Schulträger, so dass bislang 157 Anträge mit einem Volumen von 24,5 Millionen Euro eingegangen sind. Bewilligt wurden bislang 16,6 Millionen Euro.
- Neu sind die „Sofortausstattungsprogramme, um alle Lehrkräfte und Schüler, die zuhause keine Möglichkeiten haben, mit Tablets oder Laptops auszustatten. Für die Ausstattung für Schüler sind bislang aber erst 14 Anträge mit einem Volumen von 1,35 Millionen Euro eingegangen. Für die Lehrerausstattung sind es 10 Anträge mit einem Volumen von 779.000 Euro. In den nächsten Tagen soll über die Anträge entschieden werden.